Frühere Prämonstratenser-Abtei St. Cornelius und Cyprian in Ninove
Die Miracula berichten von vielen Heilungen
Die mächtige Barockkirche am Rande des Städtchens Ninove (2. Silbe betont) in der Provinz Ostflandern, etwa 25 km westlich von Brüssel, ist nahezu das einzige, was von dem Jahrhunderte alten Kloster zu Ehren der hl. Cornelius und Cyprian geblieben ist. Die aus dem 17. und 18. Jahrh. stammende "Abdijkerk" ist als "Beschermd Monument" (= geschütztes Denkmal) unter besonderen Schutz gestellt.
Das ehemalige Prämonstratenserstift wurde im 12. Jahrh. gegründet und war von Anfang an Cornelius und Cyprian geweiht; sie sind schon für das Jahr 1137 als Stiftskirchenpatrone bezeugt.



Die aus dem 17. und 18. Jahrh. stammende Abteikirche von Ninove in Belgien. (Foto Juni 1995)




Reliquien aus Kornelimünster
Die Cornelius-Reliquien stammen der Überlieferung nach aus Kornelimünster; bei der Übertragung von Cornelius-Reliquien nach Ronse soll ein Teil von ihnen hier zurückgelassen worden sein. Später entwickelte sich Ninove zum wichtigsten Ort der Cornelius-Verehrung in Flandern und beeinflusste laut Prof. Zender wesentlich die Ausbreitung des Kultes in den heutigen Niederlanden. Wunderberichte aus dem Mittelalter, die so genannten Miracula von Ninove, künden von vielen Heilungen. Sie erfolgten vor allem bei ignis ardens, der durch den Mutterkornpilz hervorgerufenen Krankheit, dann zu etwa einem Drittel bei der Fallsucht und zu einem knappen Drittel bei Krankheitsfällen verschiedener Art wie Blutungen, Lähmungen, Blindheit, Unfruchtbarkeit usw.; dazu kam eine Viehheilung. Es trat dann zunehmend eine Spezialisierung ein. Im 16. und 17. Jahrh. handeln die Wunderberichte nur noch von Heilungen bei Fallsucht und ähnlichen Nervenkrankheiten.

Weit verbreitet: Das Wägen des Kranken
Wie aus den Miracula hervorgeht, gab es bestimmte Volksbräuche, um sich der Gunst des Heiligen zu versichern. So opferte der Kranke sich selbst und als Sinnbild eine Kerze seiner Leibeslänge, oder er opferte sein Gewicht in Roggen und anderen Naturalien, selbst in Wertmetallen. Den Roggen erbettelte der Kranke oder ein Angehöriger. Manchmal hatte er auf dem Felde Ähren gelesen, bis sein Gewicht erreicht war. Anstelle des Gewichts opferte ein Kranker einmal sein Unterkleid mit Korn gefüllt. Dieses Wägen des Kranken war laut Prof. Zender, der eine lange Liste von Heilungen aufführt, eine in vielen Religionen übliche Sitte. Sie sei im Mittelalter aus anderen Wallfahrtsorten bezeugt und im 17. und 18. Jahrh. besonders häufig bei Cornelius zu belegen. Bis zum heutigen Tage habe sich dieses Wägen in Flandern und bis zum Anfang des 20. Jahrh. in Kornelimünster erhalten.
Ein historisches Wallfahrtsfähnchen aus Lier in Belgien gibt dieses Wägen augenfällig wieder. In den Niederlanden wird an drei Orten von diesem Brauch berichtet: in Dieteren, Heerlerheide und Posterholt.

Ein Kuss auf das Horn
In der Stiftskirche ist nahe der Orgel ein Statue des hl. Cornelius aufgestellt. Sie ist offensichtlich aus Gips und stammt anscheinend vom Ende des 19. Jahrh.



Cornelius-Statue in der Abteikirche von Ninove. In der Mitte zu Füßen des Heiligen ein Horn mit einer Cornelius-Reliquie (Foto Juni 1995).



Zu Füßen der Statue ist ein hölzernes Horn angebracht, das hinter Glas eine kleine Reliquie des hl. Cornelius enthält. Sein Verehrung scheint noch sehr populär zu sein. Die Besucher der Kirche pflegen die Reliquie zu küssen, nachdem sie mit einem über dem Horn liegenden Tüchlein die betreffende Stelle abgewischt haben.
Im Chor befindet sich links neben dem Hochaltar eine Inschrift: SANCTIS CORNELIO, die ergänzt wird durch eine gleichartige Inschrift auf der rechten Seite: ATQUE CYPRIANO (= Den Heiligen Cornelius und Cyprianus). In der rechten Seitenkapelle hängt ein großes Gemälde, das Cornelius als imponierende, füllige Gestalt zeigt. Er hält in der rechten Hand ein an den Enden golden abgesetztes schwarzes Horn und in der linken den Kreuzstab.

Über dem Abteitor, einem der früheren Eingänge zum Klosterbereich, ist ebenfalls eine Darstellung des hl. Cornelius zu sehen.
Weiter zum nächsten Kapitel: Niederlande: 11 Pfarreien zum hl. Cornelius
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zurück zur Zeittafel