Im Norden Deutschlands nicht heimisch
Heute findet man die Kornelkirsche in ganz Deutschland vor, besonders in Gärten und Parks, wo sie vor allem wegen des gelben Blütenschmucks im zeitigen Frühling angepflanzt wurde und wird. Wie weit sie in Deutschland wild vorkommt und nicht nur verwildert ist, scheint noch immer umstritten. Die wild vorkommenden Bestände beschränken sich im wesentlichen auf den Süden und Westen Deutschlands. Man findet oder fand sie "natürlich" u. a. im Saar- und Moselgebiet, bei Aachen, bei Köln und im Südharz. In Nordrhein-Westfalen steht die Kornelkirsche auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. In der letzten Ausgabe der Liste von 1999 ist die Kornelkirsche mit R eingestuft = "durch extreme Seltenheit gefährdet". Danach kommt die Kornelkirsche in den sechs Großlandschaften Nordrhein-Westfalens wild als so genannte autochthone, also als nicht angepflanzte oder verwilderte Pflanze überhaupt nur noch in zwei von ihnen vor, nämlich im Raum Eifel/Siebengebirge und in der Niederrheinischen Bucht.
Wie eine Verbreitungs-Karte im Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland (Herausg. HAEUPLER und SCHÖNFELDER) von 1988 zeigt, ist die Kornelkirsche anders als der in der "alten" Bundesrepublik fast überall heimische Rote Hartriegel nur schwach vertreten. Man findet sie vor allem an Rhein, Main, Donau und im Saarland, aber auch dort nur ganz überwiegend mit der Angabe "synanthrop (= mit den Menschen lebend), unbeständig oder kultiviert". Mit der Angabe "einheimisch bzw. Normalstatus" sind nur wenige Vorkommen der Kornelkirsche aufgeführt, nämlich ein großer Bereich an der Donau westlich von Regensburg, am Harz und jeweils ein Vorkommen bei Frankfurt und Aachen. Die wohl genaueste Angabe über das frühere Vorkommen liefert die Flora von Deutschland von Ernst HALLIER 1886 (26. Bd.). Dort heißt es zum Vorkommen:
"An trocknen, sonnigen Abhängen, in Gebirgswaldungen und Gebüschen. Sehrverbreitet in Thüringen, besonders im Muschelkalkgebiet, so im ganzen Saalthal bis nach Halle, auch im Ilmthal, so z. B. zwischen Berka und Legefeld, wo ein Berg der Herlitzenberg genannt wird; ferner in Böhmen; bei Dresden; im grössten Theile des Rheingebiets; in Oesterreich; in Kärnthen; um Salzburg am Imberg, Heuberg, Gaisberg u. s. w.; in Baiern an Felsen zwischen Weltenburg und Kelheim; nördlichster Fundort im Harz: Nauerberg, Osteinhang, links neben der alten Chaussee von Lutter a. B. nach Bodenstein; häufig im oberen Rheingebiet, im Elsass u. s. w.“
Im Gebirge ist sie bis auf eine Höhe um 1.000 m anzutreffen, in den Südalpen sogar auf 1.300 m (www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0155).

Laut ZANDER Handwörterbuch der Pflanzennamen (18. Aufl., 2008) ist die Kornelkirsche der Winterhärtezone 5 zuzuordnen (Zone 5 = -22 bis -10 Grad Fahrenheit oder -28,8 bis -23,4 Grad Celsius). Dies bedeutet, dass sie Tiefsttemperaturen zwischen -28,8 bis -23,4 Grad C ohne größere Schäden überstehen kann. Da in Europa nur wenige Gebiete mit kälteren Winterzonen existieren, nämlich nur die Höhenlagen Skandinaviens und Osteuropa östlich Moskau, könnte somit die Kornelkirsche, was Winterhärte anbetrifft, fast überall in Europa gedeihen.

Die welsche Kirsche
Die Kornelkirsche ist vorwiegend ein Gewächs der südlichen, wärmeren Länder Europas. Ihre Nordgrenze verläuft etwa auf der Linie Südbelgien, Luxemburg, Mitteldeutschland, Galizien und Südrussland. Sie soll sich vom Kaukasus über die Krim und Kleinasien nach Europa ausgebreitet haben. Offenbar war sie in Italien, in den ungarischen Donauauen sowie in den niederösterreichischen Schwarzkieferbeständen stark verbreitet. In Italien hat man in stein- und bronzezeitlichen Pfahlbauten häufig Kornelkirschkerne gefunden, ein weiteres Indiz dafür, dass ursprünglich die Kornelkirsche viel stärker verbreitet war. Wegen dieser Häufigkeit im "Welschland" (hier vor allem Italien gemeint) wird in Zedler's "Universal Lexicon" von 1733 vermutet, "daß die Cornellen in Ober-Teutschland annoch Welsche Kirschen heissen". Weiter heißt es dort: "Dieser Baum wird in denen Gärten und Lust-Höfen unterhalten". In der Tat ist nachgewiesen, dass in Deutschland die Kornelkirsche schon seit Beginn des Mittelalters angepflanzt wird, so in den Klostergärten der Benediktiner. Schon die hl. Hildegard von Bingen (1098–1179) empfiehlt sie gegen Gicht und für den Magen. Eine Anzahl weiterer Nachweise für die Bezeichnung stammt aus dem 16. Jahrhundert. So ist für England, wo die Kornelkirsche nicht heimisch ist, bereits für 1551 ein Exemplar in Hampton Court bei London, dem damaligen Sitz des Königs, nachgewiesen.


Wie jungen Schwäbinnen die Kornelkirsche nahe gebracht wurde
Die Frau des Verfassers, Barbara Cornelissen, geb. Eckle, Halbschwäbin, verbrachte einige Jahre auf der "Helene-Lange-Schule (Aufbaugymnasium mit Heim)" in Markgröningen (Baden-Württemberg). Im April 2007 treffen sich die ehemaligen Mitschülerinnen zum 50. Jahrestag ihres Eintritts in das staatliche Mädcheninternat. Zur Vorbereitung des Treffens sieht Ursel Koch-Ehni, Barbaras Freundin seit jener Zeit und heute Lehrerin in München, alte Sachen durch. In einer Ausgabe der Schulzeitung, dem "HLS-Brief" von März/April 1963, stößt sie auf einen Artikel über die Kornelkirsche. Da sie schon früher zum Wissen über diese vielseitige Pflanze beigetragen hat (s. Kästchen "Als Rarität im Eichenschrank"), fällt ihr gleich auf, wie dort und damals die Kornelkirsche so anders behandelt wird als im heutigen Unterricht. Nachstehend diese "pädagogischen" Ausführungen zur Kenntnisnahme für ein breiteres Publikum.
Der Artikel war begleitet von kurzen botanischen Ausführungen, wobei als weitere Bezeichnungen für die Kornelkirsche "Korneliuskirschbaum, Dürrlitze, Herlitze und Hornstrauch" genannt wurden. Es dürfte sicher sein, dass der Artikel von Prof. Dr. Erhard Lenk, dem damaligen Leiter der Schule, geschrieben wurde. Vermutlich verfasste er das "Pädagogische Tagebuch", dem der Artikel entstammt, schon als Junglehrer in den 1930er Jahren.

Aus einem "Pädagogischen Tagebuch"

Die Kornelkirsche lernt mit unseren Jüngsten
Wenn Ostern die "Neuen" Einzug halten in unserer Schule, bilden die Goldfliedersträucher, die Forsythien, in ihren gelben Staatskleidern eine leuchtende Ehrengasse. Die Wiese vorm Schulhaus bestickt sich mit den allerschönsten Krokussen, Leberblümchen und Buschwindröschen und auch mit Scharbockskraut, und die Kornelkirsche im Hof winkt den Neulingen ein herzliches Willkommen entgegen, hell und freudig, mustert sie voller Neugier und denkt lächelnd bei sich: "Morgen, ihr Lieben ..., oder übermorgen!"
Sie hat es ja all die Jahre her erlebt, daß schon in der ersten Naturgeschichtsstunde die Kleinen aus dem Klassenzimmer in den weiten sonnigen Schulhof drängen und Umschau halten ringsum in dem erwachenden Garten ... Und sie weiß, daß der Lehrer die Kinder dann um sich versammelt und ihnen erzählt von den emsigen Bienen, die den Winter in der Wärme des schützenden Stockes verbrachten und in den ersten strahlenden Frühlingstagen sich wieder rüsten zu neuen Flügen und neuer Arbeit.
Die Kornelkirsche freut sich Lenz um Lenz von neuem auf den Augenblick, da der Herr Lehrer die Inge und Ruth, die Sigrid, Gerlinde und Eva-Marie, und wie sie alle heißen, höchst feierlich zu summenden Bienen ernennt und sie beauftragt, über den Schulhof hinweg in den Garten zu fliegen - dorthin, wo es ihnen am aller-allerbesten gefällt:
Lustig anzuschauen, wie das junge Völkchen mit flatternden Händen losschwirrt - ein wenig ratlos und zögernd die einen, zielstrebig und kurz entschlossen die anderen - losschwirrt zu ihr, der Kornelkirsche, hin ... und auch zu den dicken Hyazinthen, die auf den schmalen Beeten vor ihr voller Süße duften und blühen.
Spaßig zu sehen, wie die kleinen Menschlein sie, die Kornelkirsche, lachend und plappernd umtanzen und dann dem Lehrer, der gemächlich folgte, gar wichtig und eifrig berichten, daß die gelben Blüten wie ein Wirtshausschild zum Besuche verlocken - die gelben Blüten, die so licht und hell sich abheben von dem schwarzen Geäst der benachbarten Linden und Eichen, Platanen und Buchen, zu denen kein "Menschenbienlein" sich hinfand.
Köstlich zu erleben, wie Jahr für Jahr das Rot und Gelb und Weiß der Hyazinthen, das scharf sich absetzt gegen das dunkle Erdreich, die Kinder zu Gaste lädt und der Duft ihnen Lust macht zu verweilen ...
Lockfarbe und -duft! - Was wußte die Kornelkirsche davon, als das Schulhaus noch nicht gebaut und bezogen war! Sie hat es gelernt mit den Jüngsten und sieht nun sich und die Pflanzenschwestern ringsum mit ganz anderen Augen an als ehedem ... Und sie ist stolz, dass sie die erste ist im Garten, welche die Kleinen besuchen.
Freilich, wenn die Obstbäume jenseits des Weges ihre Knospenköfferchen auftun und ihre frischwaschenen schlohweißen Blütenkleider anlegen, dann werden die Mädel voll Jubel und Jauchzen zu ihnen eilen. Schon, wenn sie kichernd aus dem Schultor treten, werden sie ihre Blicke auf einen Apfel- oder Birnbaum richten und schon von fernher ihn bestimmen nach der Form seiner Krone, die bei dem einen wie ein riesiger Apfel, bei dem anderen wie eine mächtige Birne sich anschaut. Und werden zu den Obstbäumen trippeln voll Erwartung und Ungeduld und sie betrachten, betasten, beschnuppern, fragend und forschend, wieder und wieder.
Dann wird die Kornelkirsche einsam stehen. Einsam und vergessen.



Ökologisch besonders wertvoll
Auch heute noch hat die Kornelkirsche, obwohl sie im Duden und anderen Wörterbüchern als "Ziergehölz" bezeichnet wird, ihren praktischen Nutzen: Da sie schnittfest ist und selbst bei starkem Rückschnitt wieder ausschlägt, eignet sie sich auch gut als Hecke. Überhaupt passt sie mit ihrer Trägwüchsigkeit und einer Wuchshöhe von etwa 6 m - baumartig bis etwa 8 m - gut in die heutigen kleinen Gärten. Hinzu kommt, dass sie gegen Luftverschmutzung widerstandsfähig sein soll, von keinem bedeutenden Schädling befallen wird und ihre Rinde nicht unter Wildverbiss zu leiden hat. Sie gehört allerdings zu den Bäumen und Sträuchern, die im Herbst am frühesten ihr - schönes, hellgelbes - Laub verlieren, oft schon Anfang Oktober.
Als Herzwurzler eignet sie sich auch gut zur Befestigung von Hängen. Sonja ANZBERGER hat für ihre Diplomarbeit Die Verwendung von Kornelkirsche (Cornus mas) und Hartriegel (Cornus sanguinea) in der Ingenieurbiologie und Vegetationstechnik, 1999 an der Wiener Universität für Bodenkultur umfangreiche Versuche angestellt und kommt zu dem Ergebnis, dass die Kornelkirsche auch insoweit verstärkt eingesetzt werden sollte. Wegen ihrer Empfindlichkeit gegen Salz und Staub sei allerdings eine Verwendung an stark befahrenen Straßen nicht zu empfehlen.

Sie hat auch ihren Wert für unseren einheimischen Tiere: Wie Reinhard WITT im Kosmos-Naturführer Wildsträucher in Natur und Garten, 1989, schreibt, werden Blätter und Triebe gern von verschiedenen Wildarten (Feldhase und Reh) angenommen. Die nektar- und pollenreichen Scheibenblüten seien neben der Salweide erste Nahrung für Honig- und Wildbienen. Die Kirschen würden von Kernbeißer, Dompfaff, Haselmaus oder Siebenschläfer gefressen. Die Zeitschrift Kraut & Rüben, Ausgabe März 1992, führt dazu weiter aus, dass sich Fliegen von ihren Pollen und Nektarströmen verköstigen und manche Käferarten wie der Flache Glanzkäfer zu ihren häufigsten Blütenbesuchern gehören. Die Früchte seien Vogelfutter für 15 Spezies, darunter Kleiber und Eichelhäher. Die Blätter würden von 3, die Triebe von 5 und die Früchte von 14 Arten Säugetiere gefressen.
In Nordrhein-Westfalen warb die Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten (LÖBF) im Frühjahr 2000 in Pressemitteilungen für die Anpflanzung von Kornelkirschen, nachdem sie diese bereits 1998 in einer Pressekampagne zur Pflanze des Monats März gekürt hatte. Sie sei der als Vorfrühlingsblüher häufig angepflanzten Forsythie ökologisch weit überlegen, da sie den Bienen wesentlich mehr Nahrung gebe und zudem die Früchte im Herbst eine begehrte Vogelnahrung seien. Allerdings würde bei uns die Kornelkirsche "nur in richtig warmen Sommern richtig reif". Es gab jedoch auch einzelne Stimmen, die gegen die Blüten der Kornelkirsche als Bienenweide Bedenken äußerten; der Nektar bekäme den Bienen nicht gut. Auch in neueren Publikationen liest man ab und zu: "Schlechte Bienenweide", allerdings ohne Begründung.

Wie vermehrt man sie?
Für die Vermehrung der Kornelkirsche werden in den verschiedenen Gartenbüchern drei Möglichkeiten angegeben:
1. Durch Absenker (niedrig wachsende Zweige werden durch einen Haken auf den Boden gezogen, bis sie dort angewachsen sind, und dann abgetrennt).
2. Durch Stecklinge von noch weichem Holz, die im Mittsommer geschnitten und dann in Pflanzerde gesetzt werden.
3. Durch Samen, der im Herbst ausgesät wird. Der Samen braucht mindestens einen, meist zwei Winter zum Keimen. Stattdessen kann man ihn 6 Wochen in den Kühlschrank legen und dann in feuchtem Torf in einem Plastikbeutel keimen lassen. Zur Verbesserung der Keimung sollten vorher die Samen in einem Glas mit Sandpapier geschüttelt werden, um die Schale dünner zu machen. Geht es um Zuchtsorten, scheidet allerdings eine Vermehrung durch Samen aus. Im Gegensatz zu ihren nahen Verwandten, dem Roten und dem Sibirischen Hartriegel, sät sich die Kornelkirsche, zumindest in unseren Breiten, nur selten selbst aus. Man muss sich schon selbst die Mühe der Vermehrung machen.
Anschließend ist dann Geduld erforderlich. Die Kornelkirsche wächst langsam und trägt erst im Alter von 8—10 Jahren.


250-jähriges Exemplar in Eisleben
In Pflanzenbüchern ist meist zu lesen, soweit hierzu überhaupt Angaben gemacht werden, dass der Kornelkirschenbaum ein Alter von etwa 100 Jahren erreicht. Ganz abgesehen von dem sagenhaften Bericht, wonach im alten Rom ein 800-jähriges Exemplar gestanden haben soll, dürfte er aber unter guten Standortverhältnissen weit älter als 100 Jahre werden. In Eisleben-Helfta steht ein sehr altes Exemplar, wahrscheinlich das älteste in Deutschland. Laut Bundessortenamt (Beschreibende Sortenliste - Wildobstarten, 1999; eine neuere Ausgabe ist bisher nicht erschienen) ist es etwa 250 Jahre alt, 9 m hoch und hat einen Stammumfang von 1,80 m. Der gesamte Strauch/Baum ist heute (2009) nach Norden geneigt. Im unteren Teil stellt er sich als ein verwirrendes Geflecht von Stämmen und Ästen dar. Ursprünglich befand er sich hinter dem Pfarrhaus der etwa 150 m südlich gelegenen spätgotischen St.-Georgskirche. Das Pfarrhaus wurde jedoch um 1970 abgerissen, weil es in einem Bergsenkungsgebiet liegt und einsturzgefährdet war.
(Der Strauch steht etwa 50 m südöstlich des Hauses Hauptstraße 84 in der Nähe von drei ins Auge fallenden Kriegerdenkmälern und ist durch die Schilder "Kornelkirsche" und "Naturdenkmal" gekennzeichnet.)


Die Kornelkirsche in Eisleben-Helfta. (Fotos 22.7.2009)


Größte Kornelkirsche: Die Sigrid-Dirndl in Niederösterreich
Im Internet ist jetzt von der "derzeit größten bekannten" Kornelkirsche zu hören - oder exakter: zu lesen und auf vielen Fotos zu sehen. Sie steht an einer abgelegenen Stelle in der Marktgemeinde Michelsbach südlich von St. Pölten in Niederösterreich. Der Umfang des Stammes beträgt - in 60 cm Höhe gemessen - 283 cm, was einem Durchmesser von 90,4 cm entspricht. Die Höhe beträgt 8 m, die Breite der Krone 11 m. Ungewöhnlich ist der kräftige Wulst an der Basis des Baumes. Vermutet wird, dass sich der Stamm aus mehreren Stämmen gebildet hat, die mit der Zeit zusammengewachsen sind. Der Baum wird als kerngesund und kräftig beschrieben und soll reiche und gute Frucht tragen.
Früchte dieser Sigrid-Dirndl genannten größten Kornelkirsche sind in Form von Saft und - vermischt mit anderen Kornelkirschen - als Marmelade, Gelee und Dirndlbrand zu kaufen (Dirndl ist in Österreich die mundartliche Bezeichnung für Kornelkirsche). Am ersten Sonntag des Monats werden Führungen zur Sigrid-Dirndl durchgeführt. (Näheres am einfachsten in Wikipedia unter Michelbach (Niederösterreich), Link Sigrid-Dirndl)
Auch in Türnitz im niederösterreichischen Mostviertel soll es eine sehr alte Kornelkirsche geben.

Prachtstück an der Godesberger Redoute
Ein altes, eindrucksvolles Exemplar steht in Bonn-Bad Godesberg am Eingangstor zur so genannten Redoute, zur Zeit Bonns als Bundeshauptstadt Ort glanzvoller Empfänge und in der ferneren Vergangenheit Wirkungsstätte von Beethoven, Haydn, Brahms und Clara Schuhmann. Der etwa 10 m hohe baumartige Strauch wirkt vor allem durch seine breit ausladende Krone. Neben einer alten Eibe mit ihrem dunklen Grün kommt er im gelben Frühjahrsschmuck besonders gut zur Geltung. Der umfangreiche Stamm mit seinen dicken Seitenästen und den vielen Ausläufern lässt auf ein hohes Alter schließen. Vermutlich wurde der Strauch schon beim Bau des Gartenschlosses und der Anlage des großen Parks gepflanzt. Die Kornelkirsche wäre dann über 200 Jahre alt. Die Redoute wurde nämlich am Pfingstmontag des Jahres 1792 von ihrem Bauherrn Max Franz eingeweiht, dem letzten Bonner Kurfürsten, 16. Kind der österreichischen Kaiserin Maria Theresia. Unweit hiervon steht im Godesberger Stadtpark noch ein weiteres Prachtstück, dessen Stamm und Äste aber ein weniger hohes Alter vermuten lassen.

Ein hohes Alter dürfte auch die Kornelkirsche im Park des Schlosses Eringerfeld im gleichnamigen Ortsteil der westfälischen Stadt Geseke haben. Der etwa 12 m breite und 11 m hohe Strauch steht frei etwa 50 m hinter dem frühbarocken Schloss auf der Westseite des Parks. Allerdings ist seine Gestalt dadurch verändert, dass im Westteil unter dem Blätterdach auch drei kräftige Holunderbüsche wachsen und ihn teilweise sogar überragen. Da der Park aus der Zeit der Erbauung des Schlosses, nämlich 1676 bis 1699, oder der Zeit kurz danach stammen dürfte und bei der zweiten großen Renovierung der Gebäude (die erste fand um 1880 statt) der Schlossgarten wieder in seinen Originalzustand versetzt wurde, könnte auch die Kornelkirsche - ebenso wie eine Anzahl prächtiger Laub- und Nadelbäume - aus der Zeit der Anlegung des Parks stammen. Die Kornelkirsche wäre dann etwa 300 Jahre alt.
Auf der Ostseite des Parks - vielleicht ursprünglich als Pendant gepflanzt - befindet sich eine weitere alte Kornelkirsche. Sie ist, möglicherweise weil sie nicht freisteht, weniger ausladend. Vermutlich stammt sie ebenfalls aus der Zeit der Anlegung des Parks.


Kornelkirsche auf der Westseite des Parks von Schloss Eringerfeld im westfälischen Geseke. (Foto 22.8.2009)



NRW’s stärkstes Exemplar im Düsseldorfer Hofgarten
Das Internet machts möglich. Seit 2014 gibt es im Internet das Portal Die stärksten Bäume in NRW, angelegt und betreut von dem Forstingenieur Christoph MICHELS. Danach steht die stärkste Kornelkirsche von Nordrhein-Westfalen in der Stadtmitte von Düsseldorf, und zwar an prominenter Stelle am Südrand des Hofgartens, ganz in der Nähe des Corneliusplatzes. Auf einer Höhe von 1,30 m gemessen hat sie einen Stammumfang von 99 cm bei einer Wuchshöhe von 8 m und einem Kronendurchmesser von 15 m. Sie ist mit Bild und Lageplan wiedergegeben.

In der seit 2009 geführten Liste der deutschen Champion Trees (championtrees.de) ist allerdings bisher (Juli 2015) noch eine andere Kornelkirsche als dickstes Exemplar von NRW aufgeführt, nämlich ein Exemplar in den Bonner Botanischen Gärten am Lenné-Weg/Gabelung Sachs-Ring. Nach den angegebenen Maßen müsste sie, abgesehen vom Stammumfang, aber wesentlich kleiner sein.


Die deutschen Champion Trees
Die von der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft geführte Liste der Champion Trees (ddg-web.de, Stand Juli 2015) führt 17 Kornelkirschen (Cornus mas) in der Reihenfolge ihres Stammumfangs auf. Sie befinden sich an folgenden Standorten:
1. Helfta, Ortsteil der Lutherstadt Eisleben in Sachsen–Anhalt: Stammumfang 1,80, Alter 245 Jahre, Höhe 4,5 m, Kronendurchmesser 6 m. Bild und GPS-Daten. (Wurde schon weiter oben gewürdigt)

2. Bamberg in Bayern: Stammumfang 1,73 m, Alter 215 Jahre, Bild und GPS-Daten.
(Sie steht im Terrassengarten des ehemaligen Benediktiner-Klosters Michelsberg, wo sich noch weitere Kornelkirschen von hohem Alter befinden. Infolge von Schnittmaßnahmen erreichen sie allerdings nur gerade Mannshöhe. Sie sollen aus der Zeit vor der Säkularisation des Klosters im Jahre 1802 stammen und wären damit über 200 Jahre alt (www.apfelweibla.de/kornelkirsche.htm).

3. Querfurt in Sachsen–Anhalt: Stammumfang 1,45 m, Alter 115 Jahre, Höhe 7 m, Kronendurchmesser 6 m. Bild.

4. Meißen in Sachsen: Stammumfang 1,36 m, Alter 154 Jahre, Höhe 9 m, Kronendurchmesser 9 m. Bild und GPS-Daten.

5. Tübingen in Baden–Württemberg: Stammumfang 1,34 m. Bild und GPS-Daten.

6. Dresden in Sachsen: Stammumfang 1,32 m, Alter 116 Jahre, Höhe 7 m, Kronendurchmesser 8 m.

7. Nürnberg in Bayern: Stammumfang 1,32 m, Höhe 4,5 m, Kronendurchmesser 6 m. Bild und GPS-Daten.

8. Leipzig in Sachsen: Stammumfang 1,26 m, Alter 114 Jahre, Höhe 10 m, Kronendurchmesser 12 m.

9. Bonn in Nordrhein–Westfalen: Stammumfang 0,99 m, Höhe 7 m, Kronendurchmesser 6 m.

10. Sangerhausen in Sachsen-Anhalt: Stammumfang 0,98 m, Alter 65 Jahre, Höhe 6 m, Kronendurchmesser 6 m. Bild und GPS-Daten.

11. Frankfurt am Main in Hessen: Stammumfang 0,77 m.

12. Wittstock in Brandenburg: Stammumfang 0,76 m.

13. Schwerin in Mecklenburg–Vorpommern: Stammumfang 0,74 m.

14. Merseburg in Sachsen–Anhalt: Stammumfang 0,73 m.

15. Berlin-Charlottenburg: Stammumfang 0,73 m.

16. Potsdam in Brandenburg: Stammumfang 0,46 m, Höhe 8 m, Kronendurchmesser 6 m.

17. Berlin–Treptow–Köpenick: Stammumfang 0,36 m, Höhe 5 m, Kronendurchmesser 4 m.

Man wird davon ausgehen können, dass sich zumindest auf den unteren Plätzen, in den nächsten Jahren noch einiges ändern wird. Schließlich dürften auch die nicht aufgeführten Bundesländer — Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Saarland — erwähnenswerte Kornelkirschen aufzuweisen haben.

Die Kornelkirsche ist noch an weiteren prominenten Stellen zu sehen: Ein schönes altes Exemplar mit sehr breit ausladender Krone steht im Garten des Klosters Loccum, Niedersachsen. Am Abhang des Heidelberger Schlosses wachsen mehrere beeindruckende Einzelexemplare, ebenso in Bad Wimpfen im Bereich der ehemaligen Kaiserpfalz. Auch im Alten Botanischen Garten von Zürich befindet sich ein sehr betagtes Exemplar, das nach seinem Aussehen auf dessen Entstehungszeit im Jahre 1834 zurückgehen könnte. In Karlsbad (heute Karlovy Vary in Tschechien) ist im Park vor dem 1895 erbauten Kaiserbad ein imposantes Stück zu bestaunen, das vermutlich zeitgleich mit der Eröffnung des Bades gepflanzt wurde.


Eine blühende Kornelkirsche in Bad Wimpfen am Berg im Bereich der ehemaligen Kaiserpfalz. (Foto 20.3.1993)

Schon seit langem in Formhecken üblich
Der 1620 angelegte Hofgarten, einer der schönsten Fleckchen im Zentrum Münchens, besteht weitgehend aus geschnittenen Kornelkirschen-Formhecken. Sie stammen zwar aus jüngerer Zeit, denn der Hofgarten wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört und nach den Originalvorlagen wieder neu angelegt. Auch am Südeingang des spätbarocken Parks von Schloss Rheinsberg, in dem Friedrich der Große nach eigenem Bekunden als Kronprinz 1735–1740 "die glücklichsten Jahre seines Lebens" verbrachte, befindet sich eine geschnittene Hecke aus Kornelkirschen. Demnach dürfte schon zu Anfang des 17. Jh., jedenfalls aber im Barockzeitalter, die Kornelkirsche eine beliebte Heckenpflanze gewesen sein. Auch im 1811 gegründeten Botanischen Garten der Universität Breslau (heute Wroclaw in Polen) befindet sich (Juli 2004) als Abgrenzung zum Wirtschaftshof eine lange Formhecke aus Kornelkirsche. Sie ist etwa 2,30 m hoch und 1,50 m breit. Trotz - oder gerade wegen - des Beschneidens hat sie an den Seiten einen sehr reichen Fruchtansatz. In Berlin ist die Hofjäger-Allee, die von Süden durch den Tiergarten zur Siegessäule führt, auf beiden Seiten von einer großen Kornelkirschen-Hecke eingesäumt, die den Berlinern jedes Jahr mit ihrer Blütenpracht den Frühling ankündigt.


Cornus mas 'Alba', 'Aurea', 'Macrocarpa', ...
Von der Kornelkirsche gibt es eine Reihe Zuchtformen, so mit gelben oder gerandeten Blättern, mit weißen, gelben, violettroten oder kugeligen Früchten und solche mit Zwerg- oder Pyramidenwuchs. In der Schreibweise der Botaniker erscheinen die Namen der Zuchtformen hinter dem Artnamen mit großen Anfangsbuchstaben, umrahmt von halben Anführungszeichen. So schreibt sich die zwergwüchsige Kornelkirsche: Cornus mas 'Nana'. Im Handbuch der Laubgehölze von Gerd KRÜSSMANN, Dortmund 1976, sind zehn solcher Zuchtformen der Kornelkirsche aufgeführt:
'Alba'. Früchte fast weiß.
'Aurea. Blätter gelb, Früchte rot (beim englischen Züchter Hillier). Besonders schöne Belaubung.
'Elegantissima'. Blätter teils breit gelb- oder rosa gerandet, teils ganz gelb (frühere Bezeichnung aureomarginata Schelle).
'Flava'. Früchte gelb (frühere Bezeichnung xanthocarpa Bean). Schöne Belaubung.
'Macrocarpa'. Früchte größer als bei der Art, birnenförmig. In Kultur auf dem Balkan und Kaukasus. Zierende Früchte.
'Nana'. Wuchs zwergig und rundlich.
'Pyramidalis'. Wuchs straff aufrecht, Zweige nur wenig abstehend. Sehr selten. Davon die Form sphaerocarpa Cretzoiu. Früchte kugelig, nicht länglich. Aus Rumänien.
'Variegata'. Blätter regelmäßig breit weißrandig (andere Bezeichnung var. argenteomarginata Schelle). Schöne Belaubung.
'Violacea'. Früchte violettrot. Vor 1865. Selten. Zierende Früchte.
Mehrere von ihnen sind häufig in deutschen Parks anzutreffen, teilweise auch in privaten Gärten.

Auch mehrere Kornelkirschen-Obstsorten
Wem es weniger auf das Aussehen des Strauches/Baumes ankommt, sondern auf die Früchte und deren Verwertung, hat inzwischen ebenfalls eine größere Auswahl durch Züchtungen. Während die Früchte der Wildform etwa 2 g wiegen und der Kernanteil 20 % und mehr beträgt, können die Züchtungen bis auf das Dreifache dieses Gewichtes kommen. In der Beschreibenden Sortenliste - Wildobstarten des Bundessortenamtes, 1999, sind folgende Kornelkirschen-Sorten aufgelistet:
'Devin'. Mittelstark wachsend; sehr hohe und ausgeglichene Erträge. Früchte etwa 4,5 g, Reife ab Mitte September.
'Titus'. Stark wachsend; hohe bis sehr hohe regelmäßige Erträge. Früchte etwa 2,7 g, Reife ab Mitte September.
'Bo 2034'. Früchte etwa 3—4 g, Reife ab Ende August.
'Bo 2035'. Früchte etwa 4 g, Reife ab Mitte bis Ende September. Diese vier Sorten wurden in der Slowakei gezüchtet.
'Jolico'. Früchte mit etwa 6,5 g sehr groß, Kernanteil weniger als 10 %, hoher Zucker- und Vitamin-C-Gehalt. Aus Österreich, in einem ehemaligen botanischen Garten entdeckt.
'Schumener'. Üppig gelbe Blüte im März/April. Große, langovale Früchte; sonst wie 'Jolico'. Aus Österreich.
'Mascula'. Männliche Sorte, starkblühend, geeignet als Befruchtungshilfe, blüht bereits im Jungpflanzenstadium. Aus Österreich.
'Kasanlak'. Starkwüchsig, großfrüchtig, ertragreich. Neue Sorte aus Bulgarien.
'Cormas' und 'Macrocarpa' (= großfrüchtig). 1990 in Dänemark selektiert.
In den USA sind die Sorten 'Helen', 'Pioneer', 'Red Star' und 'Elegant' im Handel. Das Bundessortenamt rechnet damit, dass in den nächsten Jahren weitere Sorten in den Handel kommen; in Osteuropa und auf dem Balkan stünden Hunderte von Auslesen in der Prüfung. Dort sind jetzt schon eine Reihe Sorten verbreitet mit für uns schwer auszusprechenden Namen wie 'Ispolinskij', 'Karazogal', 'Butyglotschny', 'Kyrymzy-zogal' und 'Gjul-zogal'. In Deutschland befassen sich u. a. die Fachhochschule Freising-Weihenstephan in Bayern und die Humboldt-Universität Berlin mit dem Erhalt einiger der vorstehenden Obstsorten, weiterhin mit der Sorte 'Auslese 93/I'.
Da die meisten Züchtungen als selbststeril gelten, wird zur Erreichung eines guten Fruchtansatzes empfohlen, zwei Sorten zusammen zu pflanzen, wobei als Befruchter auch die Wildart genutzt werden kann.
Wahrscheinlich gewinnt durch die neuen Züchtungen mit höheren Erträgen und größeren Früchten die Kornelkirsche wieder größere Bedeutung als Obst, zumal sie sehr frosthart und trockenresistent ist, Krankheiten und Schädlinge nicht bekannt sind.
So berichtet jetzt (2009) die österreichische Baumschule Frank aus Atzenbrugg-Heiligeneich in Niederösterreich, dass sie mit Erfolg die beiden Sorten 'Jolico' und 'Bulgarico' miteinander gekreuzt hat. Sie habe aus den Sämlingen auch einen gelbfruchtigen Typ selektioniert, der sehr früh reift; die Früchte schmeckten sehr süß. (www.baumschule-frank.com/cornus_mas.htm).
Wie Eduard GUGENBERGER in seinem 2007 erschienenen Buch Kraftcocktail Kornelkirsche (S. 29-31) schreibt, gibt es heute rund 350 wilde und künstliche Sorten der Kornelkirsche; 34 davon führt er auf und beschreibt sie kurz. Trotz dieser Fülle des Angebots bleibe man aber im niederösterreichischen Pielachtal, über das sein Buch in erster Linie handelt - wie auch in den Kernregionen der Kornelkirsche, dem Kaukasus und der Krim -, bei der wilden Sorte. Von den im Jahr 2006 rund 8.200 gezählten Pflanzen im Pielachtal gehörten lediglich etwas mehr als 200 zu den gezüchteten Sorten. Alle, die gezüchtete Kornelkirschen probierten, kämen aus Geschmacksgründen wieder davon ab. Es gäbe zwar sehr großfrüchtige Sorten, aber der typische Geschmack sei nicht mehr vorhanden. (Zu diesem Komplex ist 2002 eine Diplomarbeit von Andreas ZEITLHÖFLER an der Fachhochschule Weihenstephan mit dem Titel Die obstbauliche Nutzung von Wildobstgehölzen erschienen. Sie enthält ausführliche praktische Anleitungen zum Anbau der Kornelkirsche im Allgemeinen wie zu einzelnen Sorten. (www.zeitlhoefler.de/garteninfos/index.html)
Angaben zur Kornelkirsche gibt es mit einer Anzahl Fotos auch unter www.gartendatenbank.de/wiki/cornus-mas und www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0155.
Spezielle Ausführungen zur Nutzung der Kornelkirsche finden sich - allerdings in englische Sprache - auf der Internetseite der britischen gemeinnützigen Gesellschaft "Plants For A Future (Edible, medicinal und useful plants for a healthier world)" unter dem Stichwort Cornus mas - L./Cornelian Cherry" (www.pfaf.org/database/plants.php?Cornus+mas) mit ausführlichen Literaturangaben aus dem englischen Sprachraum sowie Leserkommentaren, z. B. über Züchtungen in der Ukraine.

Wo ist Cornus mascula pyriformis geblieben?
Leider hat der Verfasser bisher nichts über eine „Spielart“ der Kornelkirsche gefunden - weder in der Literatur noch in natura -, die im Encyclopädischen Pflanzen-Wörterbuch von Johann KACHLER aus dem Jahre 1829 als „die schönste und beste“ gepriesen wird. Es heißt dort (pyriformis = birnenförmig):
„Cornus mascula pyriformis; sehr wohlschmeckend; Früchte zweymahl so gross, glänzendroth, birnförmig; diese Spielart ist auch an den Kernen leicht zu erkennen, da solche noch einmahl so gross, und nicht so walzenförmig sind, und an dem einem Ende in einen ziemlich scharfen Stachel auslaufen.“
Im Übrigen steht laut diesem Werk die Kornelkirsche in der Blumensprache für „Dauer. Männlichen Muth“.


Mehr Kunst als Botanik
Auch in der Kunst finden die Kornelkirsche und ihre Verwandten Beachtung, wenn es auch an der deutschen Bezeichnung hapert.
1994 wurde im Kunstmuseum Bonn, dann in Stuttgart und schließlich im Sprengel Museum Hannover die Ausstellung "Karl Blossfeldt - Fotografie" gezeigt. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten konnten dabei die lange verschollenen Originalabzüge Karl Blossfeldts (1865–1932), der durch seine Pflanzenfotografie berühmt wurde, bewundert werden. In seinen Bildern, meist eine starke Vergrößerung von Pflanzenteilen, dokumentiert sich eindrucksvoll das Wechselspiel zwischen Kunst und Natur. "Denn Blossfeldt zeigt nicht nur", so heißt es im Ausstellungskatalog, "die Individualität der Pflanze, er offenbart auch das ganze Repertoire an künstlerischen Formen, das in der Pflanze angelegt ist, ja, sie selbst als Kunstprodukt erscheinen läßt".
Unter den knapp 200 ausgestellten "Pflanzen-Porträts" waren drei aus der Gattung Cornus (= Hartriegel). Sie waren mit der jeweiligen Katalog-Nummer wie folgt aufgeführt:
26 CORNUS Kornelle
157 CORNUS FLORIDA Blumenhartriegel
158 CORNUS NUTTALLI Hartriegel
Auch diese drei Aufnahmen sind beeindruckend. Man fragt sich allerdings, von wem die deutschen Bezeichnungen stammen. Nur Nr. 157 "Blumenhartriegel" ist exakt. Nr. 158 müsste genau "Nuttals Blüten-Hartriegel" heißen (und mit zwei i geschrieben werden: nuttallii). Die bloße Bezeichnung Hartriegel wäre für Nr. 26 richtig gewesen, denn dort wird nur die Gattung, nämlich Cornus genannt. Dagegen ist Kornelle die Bezeichnung für die Art Cornus mas = Kornelkirsche, und zwar üblicherweise für deren Frucht.

Blossfeldts bekanntestes Werk ist wohl der 1928 erschienene Bildband Urformen der Kunst. 1994 erschien eine Neufassung mit dem Titel Urformen der Kunst – Wundergarten der Natur. Das fotografische Werk in einem Band, Text von Gert Mattenklott, botanische Bearbeitung von Harald Kilias. Auch dort die Namensprobleme. Die entsprechenden Fotos sind so bezeichnet:
"Cornus Nutalli. Kornelle. Hartriegel. cornouiller
Cornus officinalis. Kornelle. Dogwood
Cornus florida. Kornelle. Hartriegel. Hornstrauch."


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