Sint Cornelius Borgharen
Verehrung schon seit der Römerzeit?
An der Maas in der Provinz Limburg im Bistum Roermond liegt der kleine Ort Borgharen, heute ein Ortsteil von Maastricht, dessen Stadtmitte nur etwa 3 km entfernt ist. Die heutige Pfarrkirche, ein Backsteinbau, der in der Mitte des Ortes steht und vom Friedhof umgeben ist, wurde 1887 in frühgotischem Stil mit teilweise verglasten Klinkern erbaut. 1962 wurde die Kirche restauriert, wobei beiderseits des Chores Seitenkapellen angebaut wurden. Vorher stand an dieser Stelle eine vermutlich Ende des 15. Jahrh. errichtete Vorgängerkirche, in deren Fundamenten römisches Abbruchmaterial verwendet war. Im 19. Jahrh. befanden sich in dieser Vorgängerkirche zwei Seitenaltäre, links zu Ehren der Gottesmutter, rechts zu Ehren des hl. Cornelius.



Die heutige neugotische Pfarrkirche von Borgharen aus dem Jahre 1887 (Foto 5.9.1994).




Die Ursprünge der Cornelius-Verehrung in Borgharen liegen im Dunkeln. Der Tradition nach soll sie schon auf die Zeit zurückgehen, als die Römer in Maastricht einen Stützpunkt hatten. Jedenfalls soll der Cornelius-Kult in Borgharen älter sein als der in dem nur knapp 40 km entfernten Kornelimünster. Es hätten auch schon früh Verbindungen bestanden nach Carnac in der Bretagne und nach Compiègne, wohin Kaiser Karl der Kahle 876 die Reliquien des Cornelius aus Rom gebracht hatte. Sichere Anhaltspunkte scheint es aber dafür nicht zu geben. Jedoch wird schon "seit Jahrhunderten" um den 16. September, also zum Namensfest, des hl. Cornelius eine Kirmes in Borgharen gefeiert. Erst seit 1773 verfügt die Kirche über eine Cornelius-Reliquie, ausgestattet mit einem Zertifikat aus Rom mit Datum vom 12.12.1772. Weil diese Reliquie in Anbetracht der zunehmenden Pilger zu klein erschien, kam 1906 eine zweite Reliquie des Heiligen hinzu, schließlich wurde 1975 vom Bischof noch eine dritte Cornelius-Reliquie aus Rom mitgebracht. Schon 1851 hatte Papst Pius IX. einen vollkommenen Ablass an alle verliehen, die die Borgharener Kirche am 16. September oder in der Oktav davon besuchten, beichteten und die Kommunion empfingen.

St. Martin 1979 durch Cornelius ersetzt
Im rechten Querschiff der Kirche steht ein Corneliusaltar, der im oberen Teil von 1906, im unteren Teil von 1962 stammt. In seiner Mitte befindet sich eine fast lebensgroße Statue des Heiligen mit Tiara, Kreuzstab in der linken und silbernem Horn in der rechten Hand. Bei der aus dem 18. Jahrh. stammenden Figur sind nur Kopf und Hände geschnitzt sind, das Übrige ist ein mit Stoff bekleidetes Gerüst.
Vor der Statue steht ein Reliquienbehälter in der Art einer kleinen, goldenen Monstranz. Hinter einem Glas ist ein rotes Tuch zu sehen, das die Reliquie enthält. Darauf ist ein kleiner Streifen angebracht mit der Aufschrift: "St. Cornelius PM" (= Papst, Märtyrer). Eine zweite, ähnliche Reliquie mit derselben Aufschrift, ebenfalls in einem monstranzähnlichen Reliquiar, wird in der Sakristei aufbewahrt.
Links und rechts neben der Corneliusstatue befindet sich eine farbige Figurengruppe. Die linke stellt die Papstkrönung des hl. Cornelius dar, die rechte, wie Cornelius eine kranke Frau segnet.
Aufgrund der vielen Pilgerfahrten zum hl. Cornelius hat 1979 der damalige Pastor etwas Ungewöhnliches erreicht: Mit besonderer Erlaubnis des Papstes wurde anstelle des hl. Martin Papst Cornelius als Schutzheiliger der Kirche und der Pfarrgemeinde eingesetzt. Die Kirche war nämlich, obwohl auch der hl. Cornelius dort verehrt wurde, dem hl. Martin geweiht. Davon zeugt noch eine Art Fresko außen über dem Eingangsportal; auch der Ort Borgharen hat seit jeher, wohl schon seit dem 8. Jahrh., St. Martin als Schutzpatron. Die Kirche besitzt auch eine Reliquie des hl. Martin und gehört damit zu den drei Kirchen in den Niederlanden mit einer Martins-Reliquie.



(aus dem Borgharener Pfarrbrief zur Cornelius-Oktav 1994)




50 x mitgepilgert
Die Pilgerfahrt zum hl. Cornelius in Borgharen, der dort vor allem gegen Fallsucht, Krämpfe und Nervenleiden angerufen wird, besteht seit jeher und findet jeweils in der Oktav des Heiligen statt. In den 1990er Jahren kamen trotz des kleinen Ortes noch etwa 6.000 Gläubige zusammen, wobei die meisten Pilger aus dem nicht weit entfernten Belgien stammten. Früher waren es weit mehr: im 1. Weltkrieg etwa 50.000 Pilger, 1962 noch 40.000. Die Prozession im Ort trägt einen besonderen Namen, nämlich "Haardergaank" (etwa = Borgharener Umzug). 1994 nahm auch der Bischof von Roermond am Umzug teil. An allen Tagen der Oktav werden mehrere Gottesdienste abgehalten, zum Teil speziell zur "Verehrung der Reliquie des hl. Cornelius" oder mit "Corneliussegen". Laut Prof. Zenders Untersuchung über die mittelalterliche Heiligenverehrung, 1973, gab es auch hier früher den Brauch des Wägens: Es wurde Korn im Gewicht des Kranken erbettelt und verkauft; der Erlös daraus wurde geopfert.
Vor dem modernen, 1962 geschaffenen Altartisch aus schwarzem Marmor steht in einem verglasten, schwarzen Rahmen ein "Gebed tot de Heilige Cornelius" (= Gebet zum hl. Cornelius). Rechts vom Corneliusaltar sind sechs weiße Votivtafeln angebracht, die aus den Jahren 1990 bis 1992 stammen. Auf zwei Tafeln heißt es (ins Deutsche übersetzt): "Dank dem hl. Cornelius für erwiesene Gunst", auf einer anderen: "Dem hl. Cornelius aus Dankbarkeit für innere Ruhe", auf einer anderen: "Dank für Genesung". Eine Tafel schließlich lautet:
"St. Cornelius aus Dankbarkeit für 50 Jahre Pilgerfahrt nach Borgharen
Antoine Vassen".


Bruderschaft und Fanfarenzug St. Cornelius
Das Mitteilungsblatt der Pfarrei hatte für die Oktav von 1994 eine volle Seite Programm. Der Kopf lautete:
Haardergaank Borgharen
(Gemeente Maastricht)
St. Cornelius

Beschermheilige tegen onrust, overspannenheid en zenuwlijden
(= Schutzheiliger gegen Unruhe, Überanstrengung und Nervenleiden)
15 t/m 25 september 1994

In der Kirche ist auch eine Kerze zu kaufen, die auf der Vorderseite die Borgharener Statue des Heiligen zeigt mit einem Schriftband darunter:
"ST. CORNELIUS BID VOOR ONS BORGHAREN "HAARDERGAANK"

Während der Oktav findet eine Kirmes statt. In Borgharen gibt es eine - 1905 gegründete - Corneliusbruderschaft, die in ihren Glanzzeiten 2.000 Mitglieder zählte, und einen Fanfarenzug St. Cornelius. Eine Straße nennt sich Sint Cornelisstraat. Auf den Grabsteinen des Friedhofs ist zweimal der Vorname Cornelia zu finden, dazu ein Cor Bartels, der von 1922 bis 1969 lebte.

(Ausführlich über die Cornelius-Verehrung in Borgharen: Bedevaartsplaatsen in Nederland (= Wallfahrtsorte in den Niederlanden) von Peter Jan MARGRY und Charles CASPERS, Amsterdam 1997)
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