Gereimte Episoden
Von Kinderkommunion, Moped und Opas Geburtstag
Liesel Katzwinkel (geb. Huben, Tochter von Nelly Huben geb. Ruland, der Schwester von Maria Cornelissen, geb. Ruland) schreibt seit vielen Jahren Gedichte über die verschiedensten Begebenheiten. Ein Teil davon wurde in den "Borbecker Nachrichten" veröffentlicht. Nachstehend eine Episode, die sie am 5. April 1942 bei der Erstkommunionfeier von Jupp Cornelissen (der Verfasser, heute in Unna) in der Bedingrader Straße 163 erlebte.
Liesel Katzwinkel ist in Essen im Dreigarbenfeld, Nähe Fliegenbusch, aufgewachsen und lebt heute bei Weilburg an der Lahn.
Reingefallen
Vor dem letzten Krieg war's nicht so bequem,
Man mußte noch aufs "Häuschen" gehn.
Hinten im Hof, ganz in der Ecke,
Stand es da, für diverse Zwecke.
Im Frühling und Herbst war's noch zu ertragen,
Aber im Sommer, ich muß schon sagen,
Der "Rosenduft", der dazu gehörte,
Bei Hitze ganz gewaltig störte!
Auch waren sie grad kein Vergnügen
bei gutem Wetter, die vielen Fliegen!
Im Winter aber, wenn's bitterkalt,
War man oft festgefroren bald!
Aus Holz waren Sitz und Boden bloß,
Darunter dann die Becke floß.
Handlich zerschnitten an der Wand hing hier
Das Kirchenblättchen als Klopapier.
Damit die Luft gut zirkuliert,
War mit 'nem Herz die Tür verziert.
Zu der Zeit wurde nichts verschwendet,
Der Inhalt als Dünger im Garten verwendet.
In jedem Kotten war's Plumpsklosett Brauch,
Bei Onkel und Tante in Frintrop auch!
Die hatten geladen zum Kommunionsfeste.
Verwandte waren die lieben Gäste.
Auch Tante Mathilde, zwei Zentner schwer,
Sie freute sich an Beliebtheit sehr.
Die brachte Stimmung mit ins Haus,
Erntete für Sketche vielen Applaus!
Auch diese Feier war wieder gemütlich,
An Essen und Trinken tat man sich gütlich.
Wir Kinder spitzten die Ohren wie Mäuschen,
Und ab und zu mußte einer aufs "Häuschen":
Auf einmal war die dicke Tante verschwunden.
Niemand hat etwas dabei gefunden.
Die Zeit verging in ihrem Lauf.
Dem Onkel fiel es plötzlich auf:
"Meine Frau kommt gar nicht wieder rein,
Sie wird doch nicht reingefallen sein!?"
Alle haben über den Scherz gelacht
und nicht im Ernst daran gedacht,
Daß dieses wirklich war geschehn!
Der Leser wird es selbst gleich sehn.
Der Mann geht seine Frau nun suchen.
Vom "Häuschen" hört er Schreien und Fluchen.
Die Bodenbretter, leicht angeschlagen,
Konnten das Gewicht nicht tragen.
Damit beim Geschäft sie keiner stört,
Hatte Tante von innen abgesperrt.
Die Tür mußt' gewaltsam geöffnet werden.
Dies machte zusätzlich Beschwerden!
Da hing sie nun, die arme Frau,
Ich kann mir vorstellen genau!
Drei Mann haben sie herausgezogen.
Die gute Stimmung war verflogen.
Das Kleid sah aus, kaum auszudenken,
Und der Geruch! - Wir wollen's uns schenken.
Die Tante kam ins Wasser, ins heiße.
Die Beine waren voller Sch...
In 'ne Wolldecke wurde sie eingeschlagen;
Von wem wollte sie wohl Sachen tragen?
Auf`s "Häuschen" konnte den Abend keiner,
In der Kellerecke stand ein Eimer!
Mit der Tante wollt heut niemand tauschen,
Wohl später gespannt dem Erzähler lauschen! -
Damit die Geschichte nicht verlorengeht,
Sie hier auf dem Papier nun steht.


Ein weiteres Gedicht von Liesel Katzwinkel. Hier berichtet sie aus den Jugendjahren ihres Vetters Friedel Cornelissen,
Sohn von Maria Cornelissen und Bruder des Verfassers, als Friedel noch in der Bedingrader Straße 173 wohnte.
Wie eine Klette
Ein Vetter, heut Doktor der Zahnmedizin,
Als Twen, er hatte viel Faxen im Sinn.
Er wollte, wie andere in den Jahren,
Auch stolz auf einem Moped fahren!
Lange fuhr er durch Straßen und Fluren.
Allmählich kamen die Reparaturen.
Die wurden langsam zu teuer bloß.
Der Geldbeutel war noch nicht so groß.
Er dachte sich, wie ich's wohl mache,
Daß noch was rausspringt bei der Sache?
Irgendwo hat er's Moped hingestellt
und als gestohlen dann gemeldt!
Die Versicherung zahlt, dacht er, ich wette.
Doch's Moped hing ihm an wie 'ne Klette!
Ein paar Tage später bringt's vorbei
"Dein Freund und Helfer" - die Polizei.
In den Kanal warf er's voll Wut und Gischt.
Wasserschutzpolizei hat's rausgefischt,
Heimgebracht und nachgesehen,
Ob ihm bei dem "Unfall" nichts geschehen!
Mutters armes Herz schlug ganz enorm,
Sah die nur eine Uniform.
Zum Schluß hat selbst er eingesehen,
So kann es nicht mehr weitergehen
mit dem geliebten Fahrgestell!
Zum Schrotthändler bracht er es schnell.
Dort wurde es zerlegt im Nu -
Vorm Moped hatte die Familie Ruh!



Zu Opa Cornelissens 70. Geburtstag
Vorgetragen auf der Geburtstagsfeier von Opa (Hermann) Cornelissen im Oktober 1972 von den Enkeln
Jan und Nils Cornelissen, die dabei insgesamt 7 Flaschen Korn unterschiedlichster Art überreichten,
für jedes Lebensjahrzehnt eine.
Idee, Reim und Durchführung: Schwiegertochter Barbara, Frau des Verfassers.
Lieber, guter Opa, Dir zu Ehren
stehen wir mit Flaschen hier.
Recht viel Glück aus ganzem Herzen
wünschen zum Geburtstag wir.

In wenigen Worten woll'n wir sagen,
was gewesen in vergang'nen 30.000 Tagen.
Jede Flasche sei ein Symbol
für 10 Jahre Deines Lebens voll.

Nr. 1, die Flasche da,
war in ihrem Zweck Dir klar.
"Klein fängt man an", steht hier geschrieben,
und dabei ist's bis heut geblieben!

10 bis 20, die Jahre der Pubertät,
erweckten Geschmack und Qualität.
Schon damals war klar: Mit Korn
sind die Cornelissens immer vorn!

Rein gebrannt aus Korn und Wacholderbeeren,
so möchten das 3. Jahrzehnt wir ehren.
Du kommst ins volle Mannesalter rein,
da kann es auch was Deftiges sein.

Süß und sauer waren die nächsten Jahr,
Frau, Kind, Krieg und was sonst noch war.
Und mancher Schluck war manches Mal
ganz wie der "Saure Fritz Spezial".

Dann kamen die Jahre von 40 bis 50,
so'n echter Korn wurde nun zünftig.
Die ersten Enkel wurden gebor'n,
verdient ist ein "Jubiläums-Doppelkorn"!

Froh lächelnd wie der "Krugmann" auf dem Bilde
verlangst Du nun "Weizen", jedoch nur "milde".
Mehr als die Hälfte von 100 hast Du schon.
Nur weiter, noch kannst Du nicht r(o)hn!

Mit 65 ist Schluß aller Schinderei,
doch jetzt fängt sie an – die echte Hetzerei:
Wie "Fürst Bismarck" würd'st Du gern leben,
aber – wo sollst Du die Zeit hernehmen?

An Flaschen sind's nun reichlich viel!
Was war's, was Dir noch sonst gefiel?
Nie konntest Du's lassen,
zu rauchen, zu qualmen und zu paffen!

Dein Name spricht für sich allein,
Korn und Zigarren soll'ns auch in Zukunft sein.
Darauf, nun laßt uns stoßen an:
auf der Familie großen Herremann!!!

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