Willem Cornelis: "ganz und gar der Lust hingegeben"
Ein sehr früher Beleg für den Familiennamen Cornelis in den Niederlanden ist Willem Cornelis, der schon um 1230 in Antwerpen lebte und dort viel Aufsehen erregte. Der englische Professor Norman COHN berichtet über ihn in seinem 1970 erschienenen Werk The Pursuit of the Millenium (Titel der deutschen Originalausgabe: Das Ringen um das tausendjährige Reich. Titel der hier benutzten Sonderausgabe 2007: Apokalyptiker und Propheten im Mittelalter).
Danach bildeten damals die so genannten freiwillig Armen eine ruhelose Intelligenzschicht, deren Angehörige beständig von Stadt zu Stadt wanderten, meist im Geheimen wühlten und ihr Publikum unter ratlosen, sorgenvollen Teilen der städtischen Gesellschaft fanden. Sie selbst sahen sich als einzige wahre Nachahmer der Apostel oder gar Jesu an. Eine Anzahl von ihnen wurde zu Jüngern und Propagandisten der Ketzerei des freien Geistes. Dann heißt es in dem Werk wörtlich weiter (S. 174/175):
Ein gewisser Willem Cornelis demonstrierte schon um 1230 in Antwerpen, wie leicht es war, die für diese Ketzerei so charakteristische Gesetzesverachtung mit dem mehr oder weniger freiwilligen Kult der Armut zu verquicken. Denn dieser Mann, der selbst auf eine geistliche Pfründe verzichtet hatte, um sich einem "apostolischen" Leben zu widmen, erklärte, alle Mönche seien gnadenlos verdammt, weil sie sich nicht einer vollkommenen Armut befleißigten, während doch unbedingt eingehaltene Armut jede sonstige Sünde auslösche - woraus folgte, dass die Armen unter anderm sündlos Unzucht treiben dürfen; und von Cornelis selbst wird berichtet, "er sei ganz und gar der Lust hingegeben" gewesen. Noch nach zwanzig und mehr Jahren blieben die geistlichen Behörden Antwerpens bemüht, solche Vorstellungen in der Bevölkerung zu bekämpfen.
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