Sieben Cornelis-Straßen in Amsterdam
Wie bekannt der Name Cornelis in seinen verschiedenen Formen noch heute in den Niederlanden ist, zeigt sich am Beispiel Amsterdam. In der 800.000-Einwohner-Stadt fanden sich im Telefonbuch von 1993 insgesamt 237 Namen dieses Ursprungs, nämlich
10 | Cornel |
16 | Cornelis |
102 | Cornelisse |
90 | Cornelissen |
2 | Cornelissens |
5 | Cornelisz |
5 | Cornelius |
6 | Cornelje |
1 | Cornellise |
Dort gibt es zwar keine Cornelissen-Straße, aber doch immerhin sieben Straßen, in denen der Name Cornelis auftaucht. Es ist einmal die
Evert Cornelisstraat,
bei der Cornelis der Familienname ist, und die folgenden sechs Straßen, bei denen Cornelis Vorname ist:
Cornelis Anthoniszstraat
Cornelis Dopperkade
Pieter Cornelisz Hoffstraat
Cornelis Lelylaan
Cornelis van Lindenstraat
Cornelis Schuytstraat
(Kade = Kai, Laan = Allee)
Die Pieter Cornelisz Hoffstraat ist eine belebte Einkaufstraße, häufig abgekürzt PC Hoofstraat.
Und von den Rundfahrbooten für die Touristen auf den Amsterdamer Grachten trägt eines den Namen Cornelis Albertus, ein anderes den Namen Elisabeth Cornelia.
Weitere niederländische Namensträger
In früheren Jahrhunderten trug noch manch anderer angesehene Bürger den Vornamen Cornelis. Dies fällt vor allem ins Auge, wenn man historische Stätten aufsucht. In Amsterdam wurde der Verfasser im Amsterdams Historisch Museum, das die Stadtgeschichte mit einer Fülle von Exponaten lebendig werden lässt, und in der "Alten Kirche" fündig.
Im Amsterdams Historisch Museum
Hier waren folgende Cornelis anzutreffen:
Cornelis de Houtman machte 1595–1597 zusammen mit Pieter Keyzer als erster die Seereise nach Ostindien; in der Folge wurde das Gebiet östlich des Kaps der Guten Hoffnung zum Handelmonopol der Niederländer und damit zur Grundlage ihres Wohlstandes.
Cornelis Bicker (1592–1654), Mitglied einer der führenden Kaufmannsfamilien, trieb schon Handel mit Amerika und war zeitweilig Bürgermeister von Amsterdam.
Cornelis Hop (1685–1762) war Direktor der reichen Ostindien-Kompanie, Ratsherr und zeitweilig Bürgermeister von Amsterdam.
Zwei großformatige Gemälde, von Jan Victors um 1657 gemalt, zeigen Szenen aus dem Diakonie-Waisenhaus in Amsterdam. In der rechten unteren Ecke sind jeweils die Namen der Stifter aufgeführt: Im ersten Gemälde ist es eine Cornelia Hoppesack, im zweiten ein Cornelis Kersbyl.
Auf einer großen Tafel im selben Raum sind die Namen und Wappen der Regenten des Aelmoseniers Wees-Huys (Waisenhaus) zu sehen. Eines der Wappen (in der unteren Hälfte ein weißer Querbalken auf rotem Feld, in der oberen Hälfte ein roter springender Löwen auf weißem Feld) trägt den Namen
Cornelis Backer
Corneliszon Ao 1757
Es dürfte sich dabei wohl um denselben Backer handeln, dessen Porträt, datiert 23.4.1766, im Museum Willet-Holthuysen, Herengracht 605, zu sehen ist. Er war einer der früheren Eigentümer des heutigen Museumsgebäudes, als dieses noch ein hochherrschaftliches Haus war. Dort ist auch das Porträt einer Cornelia Henrietta Backer (1761–1838) ausgestellt, wahrscheinlich seine Frau oder Tochter.
In der Oude Kerk
In der ältesten Pfarrkirche Amsterdams, der Oude Kerk, taucht auf mehreren der alten Grabmäler der Vorname Cornelis auf:
Am ersten rechten Chorpfeiler auf einem Epitaph für Cornelis Jansz. de Haen (1580–1633), ein Schiffskapitän, der beim Kampf gegen die Dünkirchner Kaper gefallen war.
In der Taufkapelle rechts neben dem Turm auf einem 1648 von dem Amsterdamer Bürgermeister Cornelis de Graeff gekauften Familiengrab.
Im Chor auf dem Boden auf zwei Grabplatten, eine für Cornelis Kleerbesem, gestorben 1767, die andere für Cornelis Kouwenhoven, gestorben 1853, und dessen Frau.
Auch in jüngerer Zeit scheint Cornelis noch immer ein gebräuchlicher Vorname gewesen zu sein: Das vieltürmige, gotisierende Gebäude im Herzen von Amsterdam, in dem sich das Magna Plaza befindet, das sich als eines der außergewöhnlichsten Shoppingcenter der Welt bezeichnet, wurde kurz vor 1900 von dem Architekten Cornelis Hendrik Peters entworfen.
Cornelisgracht in Giethoorn
Eine der malerischsten Grachten in den Niederlanden dürfte die etwa 5 km lange Cornelisgracht in Giethoorn sein. Giethoorn ist wegen seiner zahlreichen Kanäle - viele Häuser sind nur auf dem Wasser oder über schmale Stege zu erreichen - ein beliebter Ausflugsort und liegt in der Provinz Overijssel etwa 20 km nördlich von Zwolle.
Die Cornelisgracht ist eine von vier Grachten, die früher zum Transport des im Bereich Giethoorn gewonnenen Torfs dienten und den Bovenwijde-See in Richtung IJsselmeer entwässern, das vor der Landgewinnung durch Einpolderung vor 50 Jahren noch ganz in der Nähe lag. Weite Teile der Gracht sind von großen Schilfbeständen umgeben, die heute noch zur Gewinnung von Reet für die Dacheindeckung genutzt werden. Sie ist Anlegeplatz für eine Anzahl Hausboote und führt vorbei an dem idyllischen Dörfchen Dwarsgracht.
Die malerische Cornelisgracht im niederländischen Giethoorn. (Foto 11.10.1993)
Die Herkunft des Namens Cornelisgracht war vor Ort nicht endgültig zu klären, auch nicht in der Bibliothek von Giethoorn. Es fand sich dort jedoch die Wiedergabe eine Landkarte aus dem Jahre 1649, auf der schon die Cornelisgracht als "Cornelis Harmß sloot" (sloot = Graben, Gräfte) eingezeichnet war. Zieht man die Namen anderer Grachten der Umgebung zum Vergleich heran, rührt der Name Cornelisgracht vermutlich daher, dass dort ein Cornelis Harmß (= Cornelis Sohn des Harm = Hermann) seine Ländereien hatte.
Neben Cornelis auch Cornelius
Anscheinend hat es in den Niederlanden neben der niederländischen Form Cornelis auch die ursprüngliche lateinische Fassung Cornelius gegeben, wohl vor allem bei Gelehrten und Theologen, die Latein sprachen. So nannte sich der Anführer der katholischen Reformbewegung, nach dem der Jansenismus benannt ist, Cornelius Jansen (1585–1638).
Seefahrer Willem Cornelisz Schouten
Die ehemals bedeutende Stadt Hoorn am IJsselmeer nördlich von Amsterdam ist besonders stolz auf einen ihrer Bürger, den Seefahrer und Entdecker Willem Cornelisz Schouten, der dort um 1580 geboren wurde (gest. 1625 auf Madagaskar). Er fand 1616 zusammen mit seinem Gefährten Jakob Le Maire den Schifffahrtsweg um die Südspitze Südamerikas, die nach ihrer Heimatstadt und ihrem zweiten Schiff namens Hoorn, das unterwegs durch Brand verloren ging, den Namen Kap Hoorn erhielt. Im weiteren Verlauf ihrer hindernisreichen Reise entdeckten sie auch die Tonga-Inseln.
Märchensammler Jozef Cornelissen
Zwar kann man ihn wohl nicht in eine Reihe mit den Brüdern Grimm in Deutschland stellen, aber offenbar hat Jozef Cornelissen viel für die Überlieferung niederländischer Märchen und Erzählungen getan. Am bekanntesten scheint sein etwa 1923 im Antwerpener Verlag "De Sikkel" erschienenes Werk Nederlandsche volkshumor op stad en dorp, land en volk (= Niederländischer Volkshumor in Stadt und Dorf, Land und Volk) zu sein. 1923 erschien auch sein Buch De muizen en ratten in de folklore (= Mäuse und Ratten in der Volkskunde). Schon 1910 war sein Werk Vlaamsche volksvertelsels en kindersprookjes (= flämische Volkserzählungen und Kindermärchen) auf den Markt gekommen. Früher schon, in den Jahren 1899 bis 1906, hatte er zusammen mit J.-B. Vervliet das Idioticon van het Antwerpsch dialect (= Mundartwörterbuch des Antwerpener Dialekts) verfasst.
Dressurreiterin Adelinde Cornelissen
In der deutschen Presse (und wohl auch im deutschen Fernsehen) tauchte Anfang Juli 2008 eine Niederländerin namens Adelinde Cornelissen auf, von der man immer häufiger hört (Unter: Die häufigsten Cornelissen bei Google Alert). Sie erreichte beim "Weltfest des Pferdesports", der CHIO Aachen 2008, hinter Isabell Werth beim Großen Dressurpreis auf ihrem Pferd Parzival den 2. Platz mit 77,5 %. Die 1979 geborene ehemalige Englisch-Lehrerin gehört mit ihrem Pferd Parzival inzwischen zur Spitze der europäischen Dressurreiter. Ihren bisher größten Erfolg erritt sie im Sommer 2009, als sie mit Parzival Europameisterin im Grand Prix Spécial und Vize-Europameisterin im Grand Prix Kür wurde. Im Winter 2009/2010 wurde sie Zweite beim Weltcupfinale. Ende 2009 war sie drei Monate in Folge mit Parzival Weltranglistenführende.
Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 erreichte sie mit Parzival die Mannschafts-Bronzemedaille und gewann in der Einzelwertung Silber.
Ebenfalls mit Parzival belegte sie beim Weltcupfinale 2013 den zweiten Rang. Bei den Europameisterschaften 2013 gewannen sie Mannschaftssilber und Bronze in beiden Einzelwertungen.
Adelinde Cornelissen begann im Alter von sechs Jahren mit dem Reiten, zunächst auf Ponys. Schon 1997 gewann sie mit dem Pony Mr. Pride beide niederländische Dressur-Meisterschaften der Klasse Z1.
Näheres bei Wikipedia unter "Adelinde Cornelissen".
Grüne Politikerin Marije Cornelissen
Marije Cornelissen, geb. 9.3.1974 in Stiens, studierte zunächst an der Universität Utrecht Politik und internationale Beziehungen und war dann für die Partei GroenLinks von 2009 bis 2014 Abgeordnete im Europäischen Parlament. Danach war sie Mitglied der interparlamentarischen Delegation für Südosteuropa.
Klimaforscher Marc Cornelissen, 2015 verunglückt
Der 1968 geborene niederländische Wissenschaftler kannte die Arktis seit 1993, als er seine erste Expedition dorthin unternahm. Seitdem leitete er verschiedene internationale Expeditionen sowohl in die Arktis wie in die Antarktis und verfasste darüber mehrere Bücher. 2010 gründete er das Unternehmen Cold Facts mit dem Ziel, Daten über die Erwärmung der Erdpole zu sammeln. Auf einer Expedition in die kanadische Arktis auf Skiern und mit Schlitten verunglückte er am 29. April 2015 zusammen mit seinem Gefährten Philip de Roo. Sie konnten noch ein Notrufsignal absenden. Vermutlich brach einer durch das zu dünne Eis, dann der andere, als er ihm zu Hilfe kommen wollte. Nur ihr Hund Kimnik, den sie zur Abwehr von Eisbären mitgeführt hatten, wurde gerettet. Wenige Tage später wurde Cornelissens Leichnam geborgen, der seines Gefährten bleibt verschollen.
Auch die deutsche Presse berichtete ausführlich über das Unglück. In Youtube sind mehrere Videos von Cornelissens Expeditionen zu sehen.
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