Bekannte Cornelissen in Deutschland
Da es in Deutschland weit weniger Cornelissen als in den Niederlanden gibt, kann es nicht verwundern, dass hier auch die Zahl bekannter Vertreter dieses Namens erheblich geringer ist. Es gibt aber doch eine ganze Reihe.

Ihre Spuren im Schrifttum

Schon im alten Rom gab es mit Cornelius Nepos und Cornelius Tacitus zwei berühmte Schriftsteller des Namens Cornelius. In der Neuzeit ist wohl Pierre Corneille (= franz. Form für Cornelius), der große französische Dramatiker, der wichtigste Träger dieses Namens. Neben diesen Großen der Weltliteratur gibt es aber allein im deutschen Schrifttum eine große Anzahl Autoren, deren Namen auf Cornelius zurückzuführen ist. Wegen ihrer Fülle beschränken sich die nachstehenden Auflistungen auf Autoren mit dem Namen Cornelissen.

Bis 1910 nur zwei Autoren Cornelissen
Im vielbändigen Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums (GV) sind in der Ausgabe "bis 1910" nur zwei Cornelissen zu finden, nämlich ein J. F. und ein J. J. Cornelissen.
Von J. F. Cornelissen sind zwei kurze Werke wie folgt angegeben:
Ad scr. hist. Aug. Gel. 1883 14 S.
und
Ad Statii Silvas Gel. 1877 18 S.
Von J. J. Cornelissen sind sechs Werke aufgeführt, ebenfalls alle anscheinend mit wenigen Seiten und aus der Zeit um 1870, davon zwei mit niederländischen Titeln, die anderen mit lateinischen. Von dem anscheinend wichtigsten Werk nachstehend die Eintragung:
Cornelissen, J. J., c o d i c i s Daventriensis vetustissimi. Servii commentarios continens brevis descriptio; accedunt(?): ad Ciceronem, Apulejum, Minutium annotatiunculae criticae. gr. 4. (32 S.) (Berlin 871, Calvary & Co.) n.1. 20
Die Autoren Cornelissen ab 1910
Für die Zeit ab 1911 sind im Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums sowie in den Fünfjahresverzeichnissen der Deutschen Bibliographie von 1966 bis 1980 folgende Cornelissen aufgeführt:
Cornelissen, Christian: Der Lohn (Le Salaire), Übersetzung, 1926, 82 S.
Cornelissen, Josef: Tätigkeit und Theorien Feuerbachs im Strafprozeß, 1963, 196 S. (Die Dissertation des Verfassers).
Cornelissen, Lore: Über den Einfluß der mineralischen Grund- und Kopfdüngung auf die vegetative Entwicklung und den Ölgehalt der Labiaten, Münster 1948, Dissertation.
Cornelissen, Maria: Hölderlins Ode "Chiron",Tübingen 1958, 109 S. Zugleich Dissertation.
– Orthographische Tabellen zu Handschriften Hölderlins, 1959, 39 S.
Cornelissen Oswald: Trinkwasserverhältnisse und ihre hygienische Beurteilung in Wesel und Xanten, Düsseldorf 1944, 48 S. Dissertation
Cornelissen, Peter = Pseudonym für Fritz Otto Busch. 4 Werke aufgeführt. Weiter unten näher behandelt.
Cornelissen, Ralf: Lateinisch com- als Verbalpräfix in den romanischen Sprachen, Bonn 1972, 291 S. Zugleich Dissertation.
Cornelissen, Rob J. F.: Offenbarung und Geschichte: die Frage der Vermittlung im Überlieferungsverständnis bei J. A. Möhler in seiner Frühzeit, Münster 1972, 213 S. Zugleich Dissertation.
Cornelissen, Theodor: Beiträge zur Frage der Bedeutung der beruflichen Vorgeschichte für die Entstehung der Silikose, Münster 1940, 27 S. Dissertation.
Cornelissen, Theodor: Die Frage nach dem Mittelton, 1941, 10 S.
Cornelissen, Thilo: Der Freischütz. Von C.M. v. Weber. Nebst Beispielheft, 1959.
– Die Zauberflöte von W. A. Mozart. Nebst Beispielheft, 1963.

Dazu noch eine amerikanische Schriftstellerin, die allerdings ihren Namen nur mit einem s schreibt:
Cornelisen, Ann: Torregreca. Eine Stadt südlich von Neapel, 1970, 312 S.
– Vendetta des Schweigens, 1972, 346 S.
– Frauen im Schatten: Leben in einem süditalienischen Dorf, 1978, 186 S. Alles Übersetzungen.
Die 6 lieferbaren Cornelissen
In nahezu jeder Buchhandlung in Deutschland findet sich eine mehrbändige, dicke grüne "Schwarte", nämlich das Verzeichnis lieferbarer Bücher mit dem englischen Untertitel German Books in Print. In der Ausgabe 1992/93 sind als Autoren von Werken mit eigenen ISBN-Nummern sechs Cornelissen aufgeführt. Dies sind:
Cornelissen: Offenbarung und Geschichte bei J.A. Möhler. (Beitrag zur neueren Geschichte der katholischen Theologie), 1973, 232 S.
Cornelissen, Hanns: Die Funktion des Schönen. Eine philosophische Hinführung zu Eros-Orientierter Weltwahrnehmung, 1989, 132 S.
Cornelissen, Joachim: Kreuzzüge und Kreuzzugsgedanke in Mittelalter und Gegenwart, 160 S.
Cornelissen, Josef: Mühlhausen/Uelzen. Geschichte, Natur und vieles andere, 1986, 152 S. (der Verfasser).
Cornelissen, Ralf: Drama und Sprechakttheorie. Die Aufforderungsintensität der Komödien Molières, 1985, 216 S.
Cornelissen Thilo: C. M. v. Weber, Der Freischütz (Oper), Lehrerheft, 1959, 80 S. Dazu Beispielheft, 1961, 40 S.
- W.A. Mozart, Die Zauberflöte (Oper), Lehrerheft, 1963, 108 S. Dazu Beispielheft. 1964. 40 S.
Für die neueste Zeit ab 1994 müsste noch nachgesehen werden. Die Zahl der schreibenden Cornelissen dürfte inzwischen erheblich gestiegen sein.


Mit Kapitän Joan Cornelissen in die Literatur

Schon in einem großen Werk der deutschen Sprache, das als der "bedeutendste deutsche Roman des 17. Jahrhunderts" gilt und zur Weltliteratur zählt, ist ein Cornelissen zu finden. Es handelt sich um den 1668/69 gedruckten Schelmenroman Der Abenteuerliche Simplicissimus über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges von H. J. Chr. VON GRIMMELSHAUSEN (1621–1676), der als "größter deutscher Dichter des Barock" angesehen wird. Das Werk besteht in seinen letzten vier Kapiteln, in der so genannten Continuatio (= Fortsetzung, später als 6. Buch integriert) aus der Relation (= Bericht) eines holländischen Schiffskapitäns namens Joan Cornelissen. Dieser abschließende Teil ist mit den Worten überschrieben:
RELATION JOAN CORNELISSEN VON HARLEM, EINES HOLLÄNDISCHEN SCHIFFKAPITÄNS, AN GERMAN SCHLEIFFHEIM VON SULSFORT, SEINEN GUTEN FREUND, VOM SIMPLICISSIMO
Als zusammenfassende Einleitung des dann folgenden 24. Kapitels der Continuatio heißt es:
"Joan Cornelissen, ein holländischer Schiffkapitän, kommt auf die Insul und macht mit seiner Relation diesem Buch einen Anhang."
Dieser Relation des Kapitäns Cornelissen kommt im Aufbau des Werkes besondere Bedeutung zu: Der Leser erfährt daraus, was aus Simplicissimus schließlich geworden ist und wie er sich innerlich gewandelt hat. Joan Cornelissen ist es auch, dem Simplicissimus seinen "Lebenslauf" - mangels Papier auf Palmblättern geschrieben - aushändigt. Dieser Lebenslauf gibt wieder, was Simplicissimus in den vorhergehenden fünf Büchern des Werkes über sich berichtet.

Über Kapitän Cornelissen selbst geht aus dem Schelmenroman wenig hervor: Er kam aus Haarlem und war Kapitän auf einem der holländischen Schiffe, die zwischen den Niederlanden und Ostindien verkehrten. Ob er eine historische Person war, bleibt offen. Die Vermutung dürfte nicht abwegig sein, dass Grimmelshausen dem Kapitän diesen Namen gab, weil er ihn besonders typisch für einen Holländer fand. Auch der Vorname Joan/Jan (= Johannes) war damals in den Niederlanden sehr stark verbreitet, es war dort der häufigste Vorname. Er war so populär, dass die mächtige ’Vereinigte Ostindische Kompanie’, das größte Unternehmen der damals reichen Niederlande, vereinfacht ’Jan Compagnie’ genannt wurde (Der Untergang der Batavia, Kapitel 2, Abschnitt 2).

Auf den fortschrittlichsten und größten Schiffen der damaligen Zeit
Aus Haarlem sind uns noch mehr prominente Cornelissen des 17. Jh. bekannt: Neben Kapitän Joan Cornelissen der Maler Cornelis Cornelissen (1562–1638) und der erst in den letzten Jahrzehnten durch neue Forschungsberichte weit bekannt gewordene Jeronimus Cornelissen, Apotheker, dann Kaufmann im Dienste der Vereinigten Ostindischen Kompagnie, Ketzer und psychopathischer Meuterer. Mit ihm befasst sich das 2002 erschienene Werk Der Untergang der Batavia von Mike DASH. In dieser Recherche über die blutigste Meuterei der Seegeschichte, die 1629 vor der Westküste Australiens ausbrach, erfahren wir Einzelheiten über die damals neu aufgekommenen Ostindienfahrer, wie Kapitän Joan Cornelissen ihn befehligte, als er auf einer Ostindienreise auf einen kleinen Insel den inzwischen geläuterten "Teutschen" Simplicissimus entdeckte. Danach waren die Ostindienfahrer die fortschrittlichsten Schiffe, die die Menschheit bis dahin gebaut hatte. Sie waren bis zu etwa 56 m lang, 10 m breit, hatten vier Decks, drei Masten (Großmast 55 m), doppelte Wandung und waren mit etwa 30 Kanonen bestückt. Außer großen Warenmengen, vor allem Pfeffer, Muskat und anderen Gewürzen, konnten sie, wie im Falle der Batavia, 340 Menschen befördern. Eine Reise von Amsterdam nach Ostindien um die Südspitze Afrikas herum dauerte sechs bis sieben, machmal sogar neun Monate. Die Ostindienfahrer segelten meist in einem Flottenverband von 6–8 Schiffen, an dessen Spitze ein Admiral stand. Durch Stürme wurde aber häufig die Flotte auseinander gerissen, so dass der Kapitän auf eigene Faust handeln musste, wie es bei Kapitän Joan Cornelissen im Simplicissimus und beim Untergang der Batavia der Fall war.


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