Pfarrkirche St. Cornelius in Rath-Heumar
Verehrung seit 1818
Eine der jüngeren Kirchen, die Papst Cornelius geweiht wurden, liegt in der Pfarrgemeinde St. Cornelius in Köln-Rath/Heumar im Kölner Südosten. Heute führt nur etwa 100 m weiter die Autobahn A 3 Frankfurt-Köln vorbei. Bekannt dürfte der Ort wohl vor allem durch das Heumarer Autobahn-Dreieck geworden sein.



Die Heumarer Pfarrkirche von 1835 und Turm von 1882. Ganz links der "Alte Turm" der ehemaligen Kapelle aus dem 12. Jahrh. (Foto 1992)


Erst seit 1818 wird der hl. Cornelius in Heumar verehrt. Am 16. September jenes Jahres, dem Namensfest des Heiligen, übertrug das Stift St. Severin in Köln, wo der Papst schon seit Jahrhunderten verehrt wird, eine Cornelius-Reliquie an die Pfarrei Heumar. Über Anlass und Umstände dieser Schenkung scheint nichts Näheres mehr bekannt zu sein. Es bestanden aber alte Verbindungen zwischen Heumar und St. Severin. Heumar gehörte nämlich bis 1698 zur Pfarrei Urbach, wo seit jeher die Stiftsherren von St. Severin wirkten. Trotzdem ist dieser Neubeginn einer Cornelius-Verehrung bemerkenswert, War doch damals der Höhepunkt seiner Verehrung schon überschritten. Wie es im Lexikon für Theologie und Kirche (1959) heißt, wurde lediglich "bis zur Aufklärungszeit Cornelius besonders im Rheinland ... viel angerufen". In Heumar jedenfalls wurde mit der Verehrung erst nach der Aufklärung begonnen.

Bei der Übertragung der Cornelius-Reliquie nach Heumar im Jahre 1818 befand sich dort nur eine Kapelle aus dem Jahre 1147, deren "Alter Turm" noch heute eines der Wahrzeichen des Ortes ist. Wegen Baufälligkeit der Kapelle wurde 1834/35 in unmittelbarer Nähe die heutige Kirche in neoklassizistischem Stil erbaut, aber noch ohne Turm und Orgelbühne. Ihre heutige äußere Gestalt erhielt sie 1882, wobei der Turm in Anlehnung an den spätromanischen Stil errichtet wurde.

Cornelius-Gemälde von 4711
Auf der rechten Innenwand der 1834/35 erbauten Kirche war ursprünglich Papst Cornelius dargestellt. Da sich aber der Zustand des Bildes immer mehr verschlechterte, stiftete 1959 Frau Maria Mülhens, Inhaberin der bekannten Firma 4711 für Kölnisch Wasser, zwei Altarbilder, nämlich "Mutter Gottes" und "St. Cornelius", die nach dem Vorbild der Wandbilder gefertigt waren. Die Familie Mülhens, die seit 1909 die Burg Röttgen bei Heumar bewohnt, hatte in der Vergangenheit schon manche Stiftung für die Kirche gemacht.
Die beiden Altäre mit diesen Altarbildern befanden sich von 1959 bis anscheinend etwa 1964 links und rechts vom Chor. Wahrscheinlich bei der Renovierung in den Jahren 1964–1967 wurden die Bilder dann auf der linken bzw. rechten Innenwand aufgehängt, wo sie noch heute zu sehen sind. Bemerkenswert ist, dass Cornelius hier nicht wie üblich mit einem Horn dargestellt ist, sondern, wie auf seiner ersten bekannten Darstellung in der Callixtus-Katakombe, mit einem Buch - offenbar der Bibel.
Das Bogenfeld oder Tympanon über dem Haupteingang des 1882 erbauten Turms zeigt in hellem Sandstein einen thronenden Cornelius, die rechte Hand zum Segen erhoben, in der linken ein Schwert haltend. Ein Engel zu seiner Rechten streckt ihm einen Palmzweig entgegen - als Zeichen seines Märtyrertums -, der Engel zu seiner Linken hält in den gekreuzten Händen ein Horn.


Andenkenbildchen vom früheren Cornelius-Altar in der St. Cornelius-Kirche in Heumar. Es zeigt das 1959 gemalte Altarbild, das einem ursprünglichen Wandbild in der Kirche entsprechen soll.



Lichterprozession und Cornelius-Segen
Anscheinend erfreute sich in Heumar die Verehrung des hl. Cornelius von Anfang an großer Popularität. Vielleicht nannte sich daher der Besitzer der auf dem Pfarrgebiet gelegenen Burg Röttgen, der für die neue Kirche den Hochaltar stiftete und Baukapital gab, Cornelius Josef Freiherr von Geyr. In einer Festschrift von 1907 zum 25-jährigen Bestehen der neuen Kirche hieß es: "Pfarrpatron ist St. Cornelius, und alljährlich kommen noch Prozessionen an seinem Festtage zur Heumarer Kirche, um an diesem Wallfahrtsort den Heiligen zum Schutz gegen Krankheiten der Kinder anzuflehen". Laut Prof. Zenders Werk über die Heiligenverehrung im Mittelalter, 1973, erfolgten die Wallfahrten vor allem zum Schutz gegen die Fallsucht und andere Nervenkrankheiten. Die Wallfahrten aus den umliegenden Gemeinden sollen so zahlreich gewesen sein, dass damit - wie der Küster der Kirche berichtet - die immer noch große Zahl von Gaststätten in Heumar zu erklären sei. Hier kehrten die Wallfahrer anschließend zur leiblichen Stärkung ein.
Noch bis in die 1970er Jahre waren diese Wallfahrten sehr häufig. Auch heute findet noch jedes Jahr zum Namensfest unter großer Beteiligung eine Lichterprozession statt. Hierbei wird auf einem Tragegestell eine Statue des hl. Cornelius oder eine der beiden Monstranzen mit der Reliquie mitgeführt. Die hölzerne Statue stammt anscheinend aus dem vergangenen Jahrhundert und steht während der Oktav des Heiligen am Altar. In der übrigen Zeit befindet sie sich, ebenso wie die kleine und große Monstranz zur Aufbewahrung der Reliquie, in der Sakristei. In früherer Zeit wurde bei der Prozession die Monstranz mit der Reliquie von den Gläubigen geküsst oder - wie man im Kölner Raum sagt - "gebützt". Nach den Gottesdiensten zu Ehren des Heiligen wird der Cornelius-Segen erteilt. Gleichzeitig mit der Oktav findet jedes Jahr eine große Kirmes statt, die meistbesuchte im weiten Umkreis.

Das Heumarer Cornelius-Lied
Die beiden ersten Strophen des in Heumar überlieferten Cornelius-Liedes.
Verfasser und Entstehungsdaten sind unbekannt.
Wahrscheinlich aus dem 19. Jahrh.
Die Melodie wurde mündlich überliefert.


Heiliger Kornelius, dich bitten wir flehentlich:
Sei unsere Zuflucht und treuer Patron,
Blicke mit Vatersinn auf uns, die Deinen, hin
Von dem erhabenen himmlischen Thron!
Uns’re Gemeinde
Schütz’ vor dem Feinde
Leib’s und der Seele, erbitte bei Gott
Uns die Befreiung von jeglicher Not.

Fällt auf der Tugendbahn uns die Versuchung an,
Will uns verführen Fleisch, Teufel und Welt,
Schützer, dann bitten wir voll Vertrauen zu dir,
Daß wir stets handeln, wie Gott es gefällt.
Dann kommt uns Gnade,
Um auf dem Pfade
Unserer Pflichten stets mutig zu geh’n
und die Versuchung mit Kraft zu besteh’n.


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