Papst, Heiliger und vielleicht auch Märtyrer

Die vielen heutigen Namen wie Cornelius und Cornelissen gehen zurück auf den heiligen Papst Cornelius. Hierzu sei nur auf Meyers enzyklopädisches Lexikon von 1972 verwiesen, wo es kurz und knapp heißt:

"Cornelius (Kornelius), männl. Vorname lat. Ursprungs ... Die Verbreitung des Namens geht auf die Verehrung des hl. C. zurück."
Was für ein Mensch war nun dieser Pabst? Es ist nicht allzu viel über ihn bekannt und wenig, was seine große Verehrung als Helfer gegen die Fallsucht und ähnliche Leiden wie bei Erkrankungen von Haustieren erklärt. Dies war es aber vor allem, was später zu der weiten Verbreitung des Namens führte.


Das war Papst Cornelius
In Lexika und der einschlägigen Literatur ist mehr oder weniger ausführlich das Leben und Wirken dieses 21. Papstes wiedergegeben. Eine der aktuellsten Darstellungen ist 1986 in The Oxford Dictionary of Popes von J. N. D. KELLY erschienen. Sie hat den Vorteil, von einem "Unparteiischen", nämlich einem bekannten Theologen der anglikanischen Kirche zu stammen (vom Verfasser aus dem Englischen übersetzt).



Kopf von Papst Cornelius in der Apsiskuppel von Santa Maria in Trastevere, Rom. Mosaik, Mitte 12.Jh. (Foto aus dem Werk I mosaici del XII secolo e di Pietro Cavallini in Santa Maria in Trastevere von Vitaliano TIBERIA, 1996)


Cornelius, Heiliger (März 251 - Juni 253)
Der Klerus schob mit Absicht die Wahl eines Nachfolgers für Papst Fabian auf, und zwar wegen der heftigen Christenverfolgung unter Kaiser Decius (249–251) und auch deswegen, weil mehrere unter ihnen, einschließlich des Priesters Moses, der am wahrscheinlichsten gewählt worden wäre, im Gefängnis waren. 14 Monate lang lenkten sie die Kirche als Kollegium, wobei der Priester NOVATIAN als ihr Sprecher fungierte. Als die Verfolgung im Frühling 251 nachließ, erschien eine Wahl angebracht. Da Moses inzwischen verstorben war, fiel die Wahl der großen Mehrheit nicht auf Novatian (der dies erwartet hatte), sondern auf Cornelius, einen Römer, der möglicherweise dem Patriziergeschlecht der Cornelier, der gens Cornelia entstammte. Cyprian, der damalige Bischof von Karthago, beschrieb ihn als Priester ohne Ehrgeiz, der alle unteren Stufen des geistlichen Amtes durchlaufen hatte. Seine Wahl wurde sofort heftig von Novatian angefochten, der sich, um seine Hoffnungen gebracht, zum konkurrierenden Bischof von Rom weihen ließ und mit einer kleinen Gruppe von Anhängern ein Schisma herbeiführte. Die grundsätzliche Verschiedenheit der beiden Männer wurde dadurch verschärft - und mag sogar ihre Wurzeln darin haben -, dass sie eine abweichende Haltung in der Frage hatten, was mit der großen Zahl von Christen geschehen sollte, die in der Verfolgung vom Christentum abgefallen waren und jetzt wieder aufgenommen werden wollten. Cornelius hielt ihre Wiederaufnahme nach entsprechender Buße für richtig, während Novatian für deren völligen Ausschluss war. Es ist wahrscheinlich, dass der Papst die Wahl seinem allgemein bekannten Eintreten für die mehr realistische und mitfühlende Linie verdankte.
Die Position des Cornelius war daher für einige Zeit schwierig. Novatian war mit Energie und Geschick tätig, seinen eigenen Anspruch als Bischof von Rom durch die führenden christlichen Zentren anerkannt zu bekommen, wobei in Rom eine rigoristische Gruppe von Klerikern und Laien die Anerkennung des übermäßig nachsichtigen (wie sie ihn beurteilten) Cornelius ablehnte. Cornelius war schließlich in der Lage, diese Hindernisse zu überwinden, vor allem als sich Cyprian von Karthago und Dionysius von Alexandria auf seine Seite stellten. Es ist jedoch bezeichnend, dass Cyprian sich zum Verdruss des Cornelius verpflichtet fühlte, Erkundigungen einzuziehen, bevor er seine Entscheidung traf. Cornelius wurde von Cyprian nachhaltig dabei unterstützt, die rigoristische Opposition in Rom, die auch einige afrikanische Bekenner umfasste, auf seine Seite zu ziehen. Er hatte auch Cyprians volle Unterstützung, als er schließlich Novatian und seine Anhänger exkommunizierte. Er tat dies im Herbst 251 auf einer Synode in Rom, an der 60 Bischöfe und andere Kleriker teilnahmen. Diese Synode bestätigte in Übereinstimmung mit Cyprians Entscheidungen in Nordafrika den Grundsatz, abgefallene Christen wieder aufzunehmen, nachdem sie angemessene Buße geleistet hatten.
Es entbehrt nicht der Ironie, dass Cornelius, der sich über Cyprians Zögern bei der Anerkennung seiner Wahl beklagt hatte, im Sommer 252 den Abgesandten eines oppositionellen Bischofs namens Fortunatus, der Cyprian in Karthago Schwierigkeiten machte, eine Audienz gewährt haben soll. Obwohl Cornelius sie zurückwies, war Cyprian verständlicherweise verärgert und schickte dem Papst einen scharfen Tadel. Von Cornelius weiß man, dass er eine Anzahl Briefe geschrieben hat, hauptsächlich um anderen Kirchen seine Auffassung zum Schisma klar zu machen. Zwei davon, die an Cyprian gerichtet waren, sind als Nr. 49 und 50 im Cyprianischen Briefwechsel erhalten geblieben. Darüberhinaus hat Eusebius (etwa 260 – etwa 340) Teile eines Briefes aufbewahrt, den Cornelius an Fabian, den rigoristischen Bischof von Antiochien, gesandt hat. Darin drängt er ihn, seine Unterstützung für Novatian aufzugeben und die Tatsache anzuerkennen, dass die allgemeine Meinung in den Kirchen für eine gemäßigte Linie gegenüber den Abgefallenen eintrat. Dieser Brief zeichnet ein wenig attraktives, sogar verleumderisches Bild von Novatian, was wenig ehrenvoll für Cornelius ist. Das Schreiben verschafft aber auch detailliertes Zahlenmaterial von großem historischen Wert über den Klerus, der zu der Zeit in der römischen Kirche auf den verschiedenen Stufen tätig war. Als Kaiser Gallus (251–253) im Juni 252 die Christenverfolgung wieder aufnahm, wurde Cornelius gefangen genommen und nach Centumcellae (heute Civitavecchia, 60 km nordwestlich von Rom gelegen, der Hafen Roms) verbannt, wo er von Cyprian ein warmherziges Gratulationsschreiben erhielt. Er starb dort im folgenden Juni. Der Liberianische Katalog aus dem 4. Jahrhundert berichtet, dass er "glorreich starb". Er wurde aber zunächst nicht als Märtyrer im eigentlichen Sinne angesehen und war als solcher nicht in der im 4. Jahrhundert erstellten Depositio Martyrum* aufgeführt. Sein mutmaßliches Gerichtsverfahren vor Kaiser Decius, von dem der Liber Pontificalis** erzählt, ist übernommen aus einer apokryphen Leidensgeschichte des 5. Jahrhunderts und hat keine historische Basis. Sein Leichnam wurde anschließend zurück nach Rom gebracht und in der Krypta der Lucina in der Callixtus-Katakombe begraben. Die Inschrift auf dem Grab ist das erste päpstliche Epitaph, das in Latein abgefasst ist. Namensfest (zusammen mit Cyprian) am 16. September."
(*= Märtyrerverzeichnis. **= Sammlung von päpstlichen Biographien aus dem 6. Jh. mit späteren Ergänzungen)

Auch verschiedene andere Darstellungen heben hervor, dass die Inschrift auf dem Cornelius-Grab die erste päpstliche Grabinschrift in Latein war, während diese bis dahin in Griechisch abgefasst waren.

Aufgrund der Angaben im vorerwähnten Schreiben des Cornelius an Fabius, den Bischof von Antiochien, nimmt man an, dass damals die christliche Kirche Roms etwa 30.000 Gläubige zählte, nach anderen Schätzungen sogar 50.000 bei einer geschätzten Gesamteinwohnerzahl Roms von einer Million.


Todesjahr und -tag ungewiss
Der Todestag von Papst Cornelius ist unbekannt. Auch das Todesjahr ist oder war nicht ganz unumstritten, da es nirgendwo ausdrücklich belegt ist. Im jüngeren Schrifttum findet man zwar allgemein das Jahr 253 angegeben. Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon von 1884 sowie die Realencyclopädie für protestantische Theologie und Kirche (Herausg. D. Albert Hauck) von 1898 legen aber als Todesjahr 252 zugrunde. Das letztere Werk weist allerdings darauf hin, dass "manche als Zeit des Todes Juni oder Juli 253 ansetzen". Cornelius wäre dann nur gut ein Jahr lang Papst gewesen. Nach den Papstporträts in der Kirche San Paolo fuori le Mura in Rom betrug seine Regierungszeit sogar drei Jahre und zehn Tage, was aber offenbar unrichtig ist. Einige Gelehrte haben seine Regierungszeit mit zwei Jahren, drei Monaten und zehn Tagen berechnet (im italienischen Wikipedia vom 27.12.2008 ist für papa Cornelio im Elenco dei papi (= Verzeichnis der Päpste) als Regierungszeit angegeben: 6. März 251 bis Juni 253). Bekannt ist nur der Tag (nämlich der 14. September) der späteren Überführung seines Leichnams nach Rom. Unbekannt ist aber auch hier das Jahr. Allgemein wird angenommen, dass die Überführung jedenfalls noch im 3. Jh. erfolgte. In einer Anzahl Heiligenbücher wird aber immer noch - so das 1998 erschienene Werk Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf von SCHAUBER/SCHINDLER - der 14. September als Todestag angegeben. Der Verfasser konnte bisher noch nicht den vollen wörtlichen Text im vorstehend erwähnten Liber Pontificalis und der in diesem Zusammenhang ebenfalls erwähnten apokryphen Leidensgeschichte des Cornelius (Passio Cornelii) aus dem 5. Jh. bekommen.

"Ruhe und Bescheidenheit, jungfräuliche Enthaltsamkeit, Demut und Schüchternheit"
Da so wenig über die Person des Papstes Cornelius bekannt ist, soll nachstehend ein Auszug aus der 1898 von D. Albert Hauck herausgegebenen Realenzyclopädie der protestantischen Theologie und Kirche wiedergegeben werden, der ein differenziertes Licht auf Cornelius und seinen Gegenpapst Novatian wirft. Zu beachten ist hierbei, dass in diesem protestantischen Text mit "Bischof" jeweils der Bischof von Rom und damit der Papst gemeint ist.
"Cyprian berichtet in einem Briefe (ad Antonianum ed. Baluzii ep. 52), daß Cornelius nicht rasch zur bischöflichen Würde gelangt sei, sondern erst dann, nachdem er durch alle kirchlichen Ämter vorgerückt war und "im göttlichen Dienste sich oft um den Herrn verdient gemacht hatte". Die Bischofswürde habe er nicht erstrebt, sondern nur gezwungen angenommen. Dieselbe Quelle rühmt dem C. Ruhe und Bescheidenheit, jungfräuliche Enthaltsamkeit, Demut und Schüchternheit, aber auch treffliche Verwaltung, hohe Geistesstärke und Glaubensfestigkeit nach. Die wenigen Jahre der bischöflichen Wirksamkeit des Cornelius erforderten allerdings einen besonders festen Charakter. Denn noch wütete die Decianische Verfolgung und heischte in Rom wie in den Provinzen zahlreiche Opfer. Auch war der Zusammenhang zwischen den christlichen Gemeinden in der Zeit der Verfolgung erschwert. Hierzu kam, daß in derselben Zeit, in der die Märtyrer ihren Siegeskranz erwarben, viele andere der Schwäche und Todesfurcht zum Opfer fielen und ihren Glauben in mehr oder minder schwerem Grade verleugneten. Und zu gleicher Zeit blühte neben der bewunderungswürdigsten Frömmigkeit, Seelengröße und todverachtenden Christenhoffnung Verdacht und Verleumdung, gegen die gerichtet, welche dem Tod entronnen waren, daß sie in irgend einer Form abgefallen seien. Es war die Zeit der Gerüchte und der Gerichte, und üppig wucherte der ganz gemeine Klatschgeist. Auch die ernsten Christen waren leichtgläubig, mochte nun eine Nachricht von einem Bruder mündlich verbreitet oder einem Briefe anvertraut werden. Es war schwer, Irrtum und Wahrheit zu unterscheiden. In diese Zeit fiel der Amtsantritt des Cornelius, und der neue Bischof hatte während seines ganzen Episkopates sich zu verteidigen gegen solche, welche sein Vorleben befleckten oder für befleckt erklärten, und andere, welche seine Lehre und Amtsführung bekämpften oder ihn für den unrechtmäßigen Inhaber des römischen Stuhles hielten. Als Cornelius gewählt war, trat ihm Novatianus entgegen und ließ sich von drei auswärtigen Bischöfen in Rom zum Hirten der römischen Gemeinde weihen. Es scheint, daß Novatian nicht nur an der Milde, die Cornelius den Gefallenen gegenüber übte, Anstoß genommen, sondern auch dem Gerüchte Glauben geschenkt habe, Cornelius sei ein libellaticus, d. h. er habe in der Christenverfolgung sein Leben durch seine Unterschrift unter eine vor der Obrigkeit abgegebenen Erklärung, daß er den Befehlen des Kaisers nachgekommen sei, sich zu erhalten gewußt, oder wenigstens, er habe mit solchen Bischöfen Gemeinschaft, denen dieser Makel anhaftete, ja vielleicht sogar mit Opferern und Räucherern. Vielleicht hat eben diese Überzeugung, daß Cornelius den bischöflichen Stuhl nicht einzunehmen verdiene, den Novatian bestimmt, sich zum Gegenbischof wählen zu lassen. Novatian vertrat seitdem mit aller Entschiedenheit die größte Strenge gegenüber den Gefallenen und lehrte, die Kirche habe zur Wiederaufnahme derselben kein Recht."

"Giftige Schlangentücke des boshaften Menschen"
Lassen wir die Quellen selbst sprechen, um uns über den Charakter des hl. Cornelius ein Bild zu machen. Zunächst soll ein Auszug aus einem Brief des hl. Cyprian (55. seines Briefwechsels) wiedergegeben werden, in dem er Cornelius sehr lobt und vor allem seinen Glaubensmut in der Zeit der Verfolgung preist:
"Verdiente dieser Mann nicht etwa das herrlichste Z e u g n i s der Tugend und des Glaubens, verdiente er nicht unter die ruhmvollen Bekenner und Märtyrer gezählt zu werden, er, der so lange Zeit auf seinem Sitze ausharrte und beständig der Henker seines Leibes und der Häscher des zornentbrannten Wüterichs gewärtig sein musste, die bereit waren, wenn er den verderblichen Erlassen sich widersetzte und den Drohungen, Martern und Qualen in der Kraft des Glaubens spottete, über ihn mit dem Schwerte herzufallen oder ihn ans Kreuz zu schlagen, ihn ins Feuer zu werfen oder durch irgend eine unerhörte Art der Pein seine Eingeweide und Glieder zu zerfleischen?"
Nun ein Auszug aus einem Brief des Cornelius an Cyprian (49. Brief vom Jahre 251), in dem er sich über den Gegenpapst Novatian äußert:
"So große Unruhe und Angst wir um diese Bekenner ausgestanden haben, die, durch die List und Bosheit des schlauen und abgefeimten Menschen umgarnt und fast verführt, sich von der Kirche losgesagt hatten, so groß war unsere Freude, so innig ist jetzt unser Dank gegen den allmächtigen Gott und unsern Herrn Christus, nachdem sie ihren Irrtum erkannt und die giftige Schlangentücke des boshaften Menschen durchschaut haben, und, wie sie selber aus Herzensgrund bekennen, in aufrichtiger Gesinnung zu der Kirche zurückgekehrt sind, die sie verlassen hatten."
Für unserer heutigen Ohren dürften die Worte des Cornelius etwas stark und wenig christlich klingen. Vielleicht war damals eine schärfere Sprache üblich. Allerdings wird auch in der weiter oben wiedergegebenen Biographie des Cornelius im Oxford Dictionary of Popes bemerkt, die Art und Weise, wie Cornelius sich in einem Brief an Fabian, den Bischof von Antiochien, über Novatian äußere, sei "wenig ehrenvoll" für ihn.

In Deschners Kriminalgeschichte nichts Neues
In der zehnbändigen Kriminalgeschichte des Christentums des Kirchenkritikers Karlheinz DESCHNER, der nach eigener Aussage "aus Feindschaft" gegen das Christentum schreibt (Wikipedia vom 20.12.2013), befassen sich zwei aufeinanderfolgende Kapitel in dem 1988 erschienenen 2. Band Die Spätantike mit Papst Cornelius. Im ersten Kapitel, betitelt Kornelius contra Novatian, zitiert Deschner ausgiebig die Anschuldigungen, die Cornelius in seinen Briefen gegen Novatian äußert. Sie sind in der Tat, wie schon andere vor Deschner festgestellt haben, wenig christlich und werfen kein gutes Licht auf Cornelius. Deschner hebt vielmehr die Bedeutung Novatians und seiner Anhänger hervor. Darüber hinaus aber wird kaum Negatives über Cornelius berichtet.
Im zweiten Kapitel Der "Marschall Gottes" und "Patron des Hornviehs" zeichnet Deschner die große Popularität auf, die Cornelius später trotzdem erreicht, vor allem als Beschützer des Hornviehs und Helfer gegen Epilepsie und Krämpfe, und dies, obwohl nun mal über Cornelius so wenig überliefert ist.
Wenn nun selbst Deschner in seiner akribischen Suche nach Verfehlungen nichts weiteres über Cornelius zu berichten weiß, dürfte insoweit auch nichts vorliegen.

Quellen bisher nicht in Deutsch
Die verschiedenen zitierten Schreiben von und über Cornelius sind im Originalwortlaut, d. h. in Griechisch und Latein, abgedruckt in den Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus von Carl MIRBT, 6. völlig neu bearb. Auflage von Kurt ALAND, Bd 1, 1967. Eine Übersetzung ins Deutsche scheint nicht zu existieren. Neuerdings sind die Texte im Internet zu finden unter www.documentacatholicaomnia.eu (oder vielleicht einfacher in Wikipedia unter dem Stichwort "Cornelius (Bischof von Rom)" durch Anklicken des Links "Gesamtwerk von Migne Patrologia Latina mit Inhaltsverzeichnis". Es scheint aber auch hier keine Übersetzung ins Deutsche zu existieren. Drei Briefe des Cornelius sind dort aber in Englisch wiedergegeben: Ein Brief an Bischof Fabius von Antiochien und zwei Briefe (Nr. 45 und 47) an Cyprian.

Ein bedeutender Papst?
Bisher gab es nach offizieller katholischer Zählung 266 Päpste einschließlich des amtierenden Papstes Franziskus. Cornelius dürfte angesichts seiner Verehrung als Schutzheiliger für Mensch und Vieh und seiner Erwähnung im Eucharistischen Hochgebet vielleicht, vorsichtig geschätzt, zu den 20 bekanntesten Namen unter ihnen zählen. Ist auch seine Bedeutung als Papst in etwa so einzuschätzen?

Das niederländische Werk Geschiedenis der Pausen (= Geschichte der Päpste) von AUDISIO/PASTOR (Neubearbeitung von SOEBERT, 1984) beurteilt ihn abschließend so:
"Im Zusammenhang mit den Schrecklichkeiten jener Periode, der kurzen Dauer seines Pontifikats und seinen mannigfachen Kontakten mit den anderen Kirchen verdient Cornelius sicher einen Platz zwischen den redlichsten und tapfersten Pontifexen. ..."
Im Jahre 2005 erschien ein Buch unter dem Titel 100 Große Päpste – Gottes erste Diener und ihr Wirken im Gondrom Verlag in Bindlach ohne Verfasserangabe. Papst Cornelius ist darin nicht aufgeführt.


Abstammung von der gens Cornelia?
Gehörte Papst Cornelius einem der angesehensten römischen Geschlechter an, den Corneliern, dem Persönlichkeiten wie Scipio, Cornelia, die Mutter der Gracchen, Sulla, Cinna , Cornelius Nepos, Tacitus entstammen? Allein aus dem Namen kann dies nicht hergeleitet werden. Denn eine große Anzahl Menschen trug den Namen eines berühmten Geschlechts, ohne dass ein Verwandtschaftsverhältnis bestand. In Rom war es nämlich üblich, dass Freigelassene den Namen desjenigen trugen, der ihnen die Freiheit verschafft hatte. So heißt es in der Propyläen-Weltgeschichte, 4. Bd., 1969, dass "die rund zehntausend Freigelassenen", die ihre Freiheit von dem berühmt-berüchtigten Politiker und Feldherr Lucius Cornelius Sulla (138–78 v. Chr.) erhalten hatten, "den Namen seines Geschlechtes, der Cornelier trugen". Wie bei anderen römischen Geschlechtern gab es auch bei den Corneliern patrizische und plebejische Zweige.

Nach dem vorerwähnten Liber Pontificalis war Papst Cornelius Römer und Sohn eines gewissen Castinus, der zur gens Cornelia, also zum Patriziergeschlecht der Cornelier gehörte. Da aber diese Quelle als nicht verlässlich gilt, bleibt insoweit eine gewisse Unsicherheit bestehen. Der französische Archäologe H. LECLERCQ führt im Dictionnaire d’archéologie chrétienne et de liturgie, Paris 1948, mehrere Indizien an, wonach Papst Cornelius wahrscheinlich ein Angehöriger dieses Geschlechts war: Seine Grabinschrift sei erstmals lateinisch, während alle anderen Grabinschriften der Päpste bis dahin griechisch abgefasst sind; damit habe man die altrömische Patriziertradition dokumentieren wollen. Als einziger von allen Päpsten des 3. Jh. trage Cornelius einen Patriziernamen. Weiterhin sei Cornelius im Gegensatz zu anderen Päpsten der damaligen Zeit in der Grabanlage der Lucina beigesetzt worden, einer Art Aristokraten-Friedhof, wo viele andere Vertreter berühmter Geschlechter ihre Ruhestätte haben. Schließlich sei in der Nähe der Cornelius-Gruft der Grabstein einer Cornelia Pudentiana gefunden worden.
Leider ist uns von diesem Papst nur der Name Cornelius überliefert, obwohl ein Römer drei Namen trug: den Rufnamen, den Sippen- oder Gentilnamen (hier Cornelius) und einen Beinamen.
Keinesfalls war Cornelius ein nach der Papstwahl angenommener Papstname, wie es seit dem 11. Jh. allgemeiner Brauch ist. Erstmals wählte im Jahre 532 mit Johannes II. ein Papst einen anderen Namen. Er hieß nämlich Mercurius und wollte nicht mit einem heidnischen Götternamen sein Amt antreten.

In Zedler’s Universal-Lexicon
Im Grossen vollständigen Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, das zwischen 1732 und ab 1754 von Zedler herausgegeben wurde, heißt es unter dem Stichwort "Päpste" zu Cornelius:
22) Cornelius, ein gebohrner Römer und Sohn Chastini,
ward 251 auf den Päbstlichen Stuhl gesetzet,
nach derselbige ein Jahr und etliche Monate ledig gestanden,
starb als ein Märtyrer am 16 September 252.


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