Erzbistum Köln

Cornelius-Verehrung


St. Severin in Köln
Schon im 4. Jahrh. Cornelius und Cyprian geweiht?
Ein Schwerpunkt der Verehrung des hl. Cornelius ist die altehrwürdige Basilika St. Severin in der Kölner Südstadt. Die Ursprünge des romanisch/spätgotischen Baues gehen auf eine kleine Kirche zurück, die dort im 4. Jahrh. inmitten eines Begräbnisfeldes an der wichtigen Verbindungsstraße zwischen Köln und Bonn errichtet wurde. Wie die kölnische Severinuslegende um das Jahr 900 berichtet, brachten die Bürger Kölns den Leib ihres Bischofs Severin, der Ende des 4. Jahrh. ihr dritter Bischof war, aus Bordeaux nach Köln zurück und beerdigten ihn in der Kirche der hl. Cornelius und Cyprian. Die beiden Heiligen sind noch heute Mitpatrone ("Konpatrone") der Kirche.
In einer auf das Jahr 948 datierten Urkunde des Kölner Erzbischofs Wichfried, eine im 11. Jahrh. entstandene Fälschung, heißt es, Severin habe die Kirche errichtet und sie "zu Ehren der heiligen Märtyrer Cornelius und Cyprianus geweiht". Dies war wohl auch die allgemeine Auffassung bis in die neuere Zeit. Dafür einige Beispiele:
Die Inschrift auf dem letzten der 20 Bilder der Severinuslegende, die um 1500 von dem unbekannten "Meister von St. Severin" gemalt wurden und im nördlichen Querhaus der Kirche hängen, lautet:
"Nachdem der hl. Leib in der Kirche der hl. Cornelius und Cyprianus, die Severinus früher gegründet hatte, beigesetzt wurde, strömte das gläubige Volk von allen Seiten herbei wegen der Wunder, die geschahen."
In dem 1957 von dem Pastor der Severinskirche, Josef KLEVER, herausgegebenen Severinus-Büchlein mit Hörnchensmesse, in dem unverändert Texte aus dem Jahre 1806 aufgeführt sind, heißt es in der "Lesung aus dem Brevier über das Leben des hl. Severinus":
"Severinus hat sein Bischofsamt in höchst gefahrvoller Zeit bestens verwaltet. Er starb im Herrn und wurde beerdigt in der Basilika der Heiligen Cornelius und Cyprian, die er selbst auf einem Friedhof südlich der Stadtmauer ausgebaut hatte. Später wurde die Basilika erneuert und auf seinen Namen geweiht."
Das Vollständige Heiligen-Lexikon von STADLER/GINAL von 1882 schreibt:
"Um das J. 376 ließ er (= St. Severin) eine Kirche mit Kloster zu Ehren der hl. Cornelius und Cyprianus erbauen, welche später seinen Namen erhalten hat."
St. Severin wäre somit das bei weitem älteste Heiligtum des hl. Cornelius nördlich der Alpen. Allerdings lassen schon die von Paul CLEMEN herausgegebenen Kunstdenkmäler der Stadt Köln, 1929, die sehr ausführlich die Severinskirche behandeln, die Frage des Zeitpunkts der Weihe an Cornelius und Cyprian offen.

Verehrung wahrscheinlich erst im 9., frühestens im 8. Jahrh.
Eine solch frühe Weihe der Kirche an den hl. Cornelius und damit dessen Verehrung wird jedoch bestritten. Prof. Zender (in: Die Verehrung des hl. Severinus von Köln, etwa 1955) hält dagegen, dass der Cornelius-Kult nördlich der Alpen erst erheblich später, und zwar "fast schlagartig mit dem 9. Jahrh." eingesetzt hat. In Italien und in Rom habe der Kult erst mit dem 7. und 8. Jahrh. nach den Anfängen Mitte des 5. Jahrh. eine Ausdehnung gewonnen, die eine weitere Verbreitung wahrscheinlich werden lasse.
Nach Zender bleibt aber trotz dieser Bedenken "in jedem Falle die Tatsache bestehen, daß der hl. Cornelius offensichtlich im 9. und 10. Jahrh. in St. Severin eine intensive und sehr lebhafte Verehrung fand, die ohne weiteres auf das Vorhandensein einer größeren Reliquie schließen lä ßt". 983 sei zudem unter Einfluss von St. Severin die Gründung des Benediktinerinnen-Stifts in (Bonn-)Vilich mit den Patronen Cornelius und Cyprian erfolgt. "Wahrscheinlich" gehöre die Kölner Cornelius-Verehrung "dem 9., frühestens dem 8. Jahrh." an. Für das 12. Jahrh. ist auch schon der Vorname Cornelius in Köln nachgewiesen.

Reliquien im "Corneliushorn"
Die Reliquien des hl. Cornelius befinden sich zusammen mit denen des hl. Cyprians in dem so genannten "Corneliushorn". Es ist ein graubraunes Büffelhorn (Spannweite 28 cm, Mündung 10 cm), das mit silbervergoldeten Rundbändern verziert ist, die im Wechsel Edelsteine (Amethyste, Rubine) und Wappenschildchen (Böhmen, Bayern, Frankreich ) tragen. Auch die Längsbänder zeigen Wappen, auf denen das gravierte Spruchband mit der eingravierten Devise "MITZ WILLEN" besonders auffällt. Die Fassung des Horns entstammt laut den vorzitierten Kunstdenkmälern der Stadt Köln der 2. Hälfte des 14. Jahrh. Der obere Deckverschluss sei um 1500 bei der Verwendung als Reliquiar hinzugefügt worden. Noch 1737 sei das Horn als "Greifenklaue" (unguis gryphi) bezeichnet worden und habe noch 1858 zwei (nicht mehr vorhandene) Fußständer besessen, "die von einer unfähigen späteren Hand hinzugefügt wurden". Wie Devise und Wappen auf dem Horn vermuten lassen, handelte es sich ursprünglich um ein Trinkhorn oder Hifthorn (Signalhorn der Jäger) in adligem Besitz, das dann um 1500 als Reliquiar verwendet wurde.
Das "Corneliushorn" ist zusammen mit dem "Severinusstab", dem kostbar eingefassten Bischofsstab des hl. Severin, in der Chorapsis ausgestellt. In der Ende des 15. Jahrh. gefertigten Krümme des Stabes ist neben anderen Heiligen auch ein Brustbild des hl. Cornelius eingraviert.


Jeden Montag "Hörnchensmesse"
Populär in Köln ist die "montägliche Hörnchensmesse" in St. Severin. Wie das oben zitierte Severinus-Büchlein berichtet, gehört die Messe "nachweislich seit etwa 1000 Jahren zum eisernen Bestand traditioneller, christlicher Kölner Frömmigkeit". Der Name "Hörnchensmesse" bezieht sich auf das Corneliushorn mit den Reliquien der Konpatrone Cornelius und Cyprian, das während der jeweils um 8 Uhr beginnenden Messe auf dem Altar ausgestellt wird. Es heißt dann dort weiter: "Dieses Hörnchen, vereinigt mit Teilen des Holzstabes vom hl. Severinus, ist seit Jahrhunderten Wahrzeichen der Severinus-Verehrung". Nach der Messe wird das Horn geküsst. Man sagt, wer dieser Messe beiwohnt, bleibt während der Woche von Unglück verschont. In den im Severinsbüchlein wiedergegebenen Texten zur "Hörnchensmesse" werden jedoch Cornelius und Cyprian nicht erwähnt. Sie sind vielmehr, ebenso wie die anschließend aufgeführten Andachten und Lieder, ganz auf den hl. Severin ausgerichtet. Überhaupt hatte die Corneliusverehrung in Köln bei aller Popularität bei weitem nicht die Auswirkungen auf die umliegenden Gebiete, wie dies der Fall bei Kornelimünster war, abgesehen vielleicht von der Frühphase vor der Jahrtausendwende. In Köln selbst muss sie allerdings sehr ausgeprägt gewesen sein. Nach der Auflistung von Prof. Zender ist Cornelius in 11 weiteren Kölner Kirchen irgendwie vertreten, allein in sieben durch eine Reliquie.


Darstellungen aus allen Jahrhunderten
Für eine lange, lebendige Verehrung der hl. Cornelius und Cyprian sprechen auch die weiteren Darstellungen dieser Heiligen in der Kirche:
In der Sakristei befinden sich zwei Altarflügel von 1520 - anscheinend vom früheren Hauptaltar - mit den Figurenpaaren der hl. Agatha und Cornelius sowie Stephanus und Helena. Sie stammen ebenfalls von dem unbekannten "Meister von St. Severin" und gelten als dessen letztes und reifstes Werk. Die oben zitierten Kunstdenkmäler von 1929 beschreiben die Darstellung des hl. Cornelius so:
"Rechts neben ihr (der hl. Agathe) steht der Konpatron der Kirche, der h. Cornelius in vollem päpstlichem Ornate; auf dem Haupte hat er die Tiara, unter dem rötlichbraunen, mit dem Monile geschlossenen Pluviale trägt er das schwarzgrüne Rochett, in der Rechten das in der Kirche bewahrte Horn mit seinen Reliquien; mit der Linken umfaßt er mittels des weißen Sudariums den Kreuzstab; auf dem Brustbande stehen die Monogramme IHS und MAR."



Papst Cornelius mit der hl. Agatha auf einem Altarflügel von 1520.



Im nördlichen Seitenschiff auf einem Grabmal des Probstes Jacob Chimarrhäus († 1614 in Prag), der neben seinen geistlichen Ämtern Pfalzgraf und Großalmosenier von Kaiser Rudolf II. war, befinden sich drei kleine Marmorstatuen mit den Kirchenpatronen St. Severin, St. Cornelius (links) und St. Cyprian (rechts). Auch hier trägt Cornelius ein Horn. Das Werk wird dem Kölner Drechsler Johann in der Müllen zugeschrieben.
Im Chor auf der Südseite steht ein Wandtabernakelschrank in Stein von 1607. Die Türöffnung ist rechts eingefasst von Cornelius (mit Tiara, goldenem Kreuzstab und Horn), links von Severin.
Diesen drei Patronen und der hl. Maria sind auch die vier Glocken der Kirche geweiht, die Neugüsse von Originalen aus dem Jahre 1771 sind. Die Inschrift auf der Cornelius und Cyprian geweihten Glocke lautete: SANCTIS CORNELIO ET CYPRIANO ECCLESIAE HUIUS PATRONIS DICAT PIETAS ET MUNIFICENTIA CANONICORUM MDCCLXXI (= Den Heiligen Cornelius und Cyprian, den Patronen dieser Kirche, widmet die Frömmigkeit und Wohltätigkeit der Kanoniker 1771).
Außen über dem Eingangsportal des mächtigen Westturmes empfangen den Besucher vier sitzende Heiligenfiguren aus Stein. Sie wurden 1852 geschaffen und stellen laut Inschrift im Sockel St. Severin, St. Bruno, St. Cyprian und "St Corneli" dar. Die meisten sind leicht beschädigt, bei Cornelius fehlen die Hände.
Auch ein modernes Werk zeigt St. Cornelius. Im Hochchor der 1953 zur Basilika erhobenen Kirche befinden sich vier farbige, 1989 von Paul Weigmann geschaffene Sechs-Pass-Fenster, die Cornelius, Cyprian, Adolf Kolping und Edith Stein darstellen.

Manches nicht mehr zu sehen
Die Kunstdenkmäler von 1929 berichten noch über folgende Darstellungen des hl. Cornelius, die nicht mehr vorhanden bzw. nicht mehr zu sehen sind:
– Ein 1 1/2 m hoher Fries auf der Epistelseite der Chorapsis mit insgesamt 11 Szenen aus dem Leben des hl. Cornelius aus der Zeit um 1317.
– Ein Wandgemälde über dem Altar der hl. Ägidius und Katharina mit einer Kreuzigungsszene, bei der Cornelius (namentlich bezeichnet, auf dem Kopf eine "Spitzmütze mit Doppelreif" und Kreuzstab in der rechten Hand) links neben dem Apostel Johannes steht, aus der Zeit vor 1307.
– Ein Wandgemälde im Absidengewölbe aus der 2. Hälfte des 13. Jahrh., das Severin, die Gottesmutter, den Apostel Johannes und Cornelius darstellt, jeweils namentlich bezeichnet.
– Die fünf Fenster der Apsis, die um 1450 mit Glasmalereien versehen wurden, und von links nach rechts Cornelius, Maria, den Erlöser, Severin und Cyprian darstellen.
– Der frühere Hauptaltar, der als ältester Reliquienaltar der Rheinlande gilt und Severin, Cornelius und Cyprian geweiht war. In einer Urkunde von 1195 heißt er: "altare s. Severini et ss. Cornelii et Cipriani" (= Altar des hl. Severin und der hl. Cornelius und Cyprian.
– Ein neuer Altar, der 1893 im südlichen Querflügel zu Ehren von Cornelius und Cyprian geweiht wurde.


Mit rotem Spitzhut auf Stephan Lochners Altarbild
Cornelius ist auf einem Altarbild des bedeutenden mittelalterlichen Malers Stephan Lochner (1410–1451) in ungewöhnlicher Weise dargestellt. Das Bild gehörte zu einem von Lochner um 1440/45 gemalten dreiteiligen Flügelalter, der im Mittelteil das Weltgericht zeigt, auf den Innenseiten des Flügelpaares die Martyrien der zwölf Apostel und auf den Außenseiten zwei Bilder mit Heiligen. Der Altar stammt aus der 1803 säkularisierten, 1818 abgebrochenen Pfarrkirche St. Laurenz in Köln. Er ist heute getrennt und auf drei Museen verteilt: Das Weltgericht im Wallraf-Richarz-Museum in Köln, die zwölf Apostelmartyrien im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main und die zwei äußeren Bilder, jeweils 120 x 80,6 cm auf Nussbaumholz, in der Alten Pinakothek in München.



Papst Cornelius zwischen Antonius dem Einsiedler und Maria Magdalena auf einem Altarbild von Stephan Lochner. Um 1440/45.



Während das rechte Bild die Heiligen Katharina, Hubertus und Quirinus zeigt, stellt das linke den hl. Eremiten Antonius, Papst Cornelius und Maria Magdalena dar. Cornelius steht in der Mitte, gekleidet in ein wallendes rotes Gewand. Statt Tiara trägt er einen nach oben spitz zulaufenden roten Hut mit goldenem Kreuz auf der Spitze und dunklen Ohrenklappen an den Seiten. Der Stab, den er in der Rechten hält, trägt nur ein einfaches, aber mit Edelsteinen besetztes Kreuz (kein Doppelkreuz). In der Linken hält er ein an beiden Enden reich geschmücktes Trinkhorn. Vor ihm kniet eine kleine betende Person, offenbar die Frau des Stifterehepaares. Ihre Wappen in der Ecke der beiden Bilder - und damit die Namen des Stifterehepaares - konnten bisher nicht bestimmt werden.


Weiter zum nächsten Kapitel: Corneliuskapelle in Neuss-Selikum
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zurück zur Zeittafel