Die amerikanischen Cornells meist ebenfalls
Ein häufiger Familienname im englischen Sprachraum ist Cornell. Es gibt eine Reihe berühmter Vertreter dieses Namens, die auch in Deutschland bekannt sind, so
Ezrad Cornell (1807–1874), Mitbegründer der Western Union Telegraph Company in den USA und treibende wie zahlende Kraft zur Errichtung der nach ihm benannten Cornell University im Staat New York, die zu den angesehensten in Amerika gehört.
Katharina Cornell (1893 in Berlin–1974), gefeierte Schauspielerin, auch "die First Lady des amerikanischen Theaters" genannt.
Jimmy Cornell ist ein britischer Seemann und Autor von Segelbüchern, der 1940 in Rumänien geboren wurde und dort aufwuchs. 1986 gründete er die ARC (Atlantic Rally for Cruisers) und den World Cruising Club. Er ist Verfasser des Standardwerks Segelrouten der Welt. Sein letztes Buch: Sehnsucht nach der See. Fazit dreierWeltumseglungen.
Joseph Cornell (1903–1972), amerikanischer Künstler, weltweit bekannt vor allem durch seine Assemblagen in Kästchen (s. weiter unten).
Ein anderer Joseph Cornell, Umweltpädagoge aus den USA, scheint immer bekannter zu werden. Im Deutschen liegen von ihm seit 1991 folgende Bücher vor: Mit Kindern die Natur erleben (erschienen 1979), Mit Freude die Natur erleben und Auf die Natur hören. Wege zur Naturerfahrung.
Tim Cornell, Mitverfasser des auch ins Deutsche übertragenen Werkes Bildatlas der Weltkulturen Rom, 1982.
Chris Cornell (geb. 1964 in Seattle) ist ein US-amerikanischer Sänger. Bekannt wurde er als Sänger, Gitarrist und Hauptsongwriter der Bands Soundgarden und Audioslave. 2006 erschien seine Single You Know My Name, der Titelsong des James-Bond-Films Casino Royale.
Im Who’s Who in America, Ausgabe 1990-1991, sind zehn Cornells aus den USA aufgeführt.

Wie bei vielen anderen Namen gibt es auch bei Cornell für die Herkunft verschiedene Möglichkeiten. In dem Werk von Patrick HANKS A Dictionary of Surnames, 1996, sind für Cornell folgende unterschiedliche Ursprünge aufgeführt:
1. Englisch (U.S): Anglisierung von irgendwelchen der vielen kontinentaleuropäischen Familiennamen, die von dem lateinischen Eigennamen Cornelius abgeleitet sind; s. Corneille 1.)
2. Schwedisch: Mundartliche Form von Cornelius
3. Englisch : Variante von Cornwell
4. Englisch: Variante von Cornhill.
Die beiden ersten der vier Alternativen gehen also letztlich wieder auf Papst Cornelius zurück. Lediglich bei den Alternativen 3. und 4. ist Cornelius nicht der Ursprung und wird auch der Wortstamm des lateinischen Corn = Horn verlassen.
Alternative 3 = Cornwell leitet sich entweder ab von der britischen Grafschaft Cornwall - diese wieder von dem altenglischen Stammesnamen Kernow für die dortigen Bewohner (allerdings ist ein Zusammenhang mit "Horn" nicht ausgeschlossen) - oder von einem Ort namens Cornwell in England.
Alternative 4 = Cornhill bezieht sich auf englische Ortsnamen, die entweder von Kranich (cron, crane) oder Korn (Getreide) abgeleitet sind. Darüber hinaus gibt es in Großbritannien eine Anzahl weiterer Ortsnamen beginnend mit Corn, die wahrscheinlich auf die Getreideart Korn zurückgehen, so Cornforth, Cornholme, Cornsay, Corntown, Cornwood, Cornworthy, aber auch Ortsnamen mit wahrscheinlich noch anderem Ursprung wie Cornard und Cornoigmore.

Cornell wird in den USA auch als Vorname gebraucht. In The Guinness Book of Names von Leslie DUNCAN, 1993, ist der Familienname Cornell in einer Liste von 51 Namen aufgeführt, die in schwarzen amerikanischen Familien als Vornamen für Jungen gebraucht werden (= Boys’ names used by black American families).
(Zum Vornamen Cornell vgl. Kapitel "Wo man Cornel gerufen wird")

Und wie ist die Betonung von Cornell?
Deutsche Lexika scheinen sich da nicht ganz einig zu sein; sie geben die Betonung unterschiedlich an. Das Everyman´s English Pronouncing Dictionary von Daniel JONES, 14. Ausgabe von 1977, stellt jedoch klar: Es wird die 2. Silbe betont; lediglich in den Fällen, in denen Cornell attributiv gebraucht wird, kann auch die 1. Silbe betont werden.
Bei Cornell als Attribut wie in Cornell University kann man es also nie falsch machen.


Der Künstler Joseph Cornell
Weltweit dürfte der Familienname Cornell vor allem durch zwei amerikanische "Institutionen" bekannt sein: durch die hoch angesehene Cornell Universität und durch das künstlerische Werk des Amerikaners Joseph Cornell. Es hat eine gewisse träumerische Rätselhaftigkeit an sich, strahlt Ruhe und eine leichte Heiterkeit aus.

Verschachtelte Geheimnisse
Joseph Cornell wurde 1903 in Nyack bei New York City geboren, wo er Zeit seines Lebens wohnte und 1972 starb. Der scheue, sympathische Autodidakt gehörte zu Lebzeiten nie zu den Großen, Lauten im Kunstgeschäft. Seine Kunst waren Collagen und mit unterschiedlichsten Dingen gefüllte Schachteln und Holzkästchen.



Eines der für Cornell typischen Kästchen, etwa 38 x 39 cm, entstanden um 1945. Offiziell "ohne Titel", meist "Hotel Eden" nach dem Werbeplakat im Hintergrund genannt.




Obwohl er meist abgelegte, alltägliche Dinge verwendete, sind seine kleinen Kunstwerke doch ganz ungewöhnlich. Seine Collagen bestehen aus Ausschnitten von Zeitschriften und alten Theaterprogrammen, seine Kästchen, mit denen er Ende der 1930er Jahre begann, waren mit Dinge gefüllt, die er irgendwo gesammelt hatte. Aus ihnen lassen sich auch seine Vorlieben und Interessen herauslesen: Ballett, Theater, Kino, Astronomie, Bücher, Ausstellungen, Gemälde der alten Meister, Spielzeug, Illustrationen aus alten Zeitschriften, Vögel, vor allem Papageien, Hotels und der Surrealismus. Auch als Filmemacher war Cornell tätig ("Rose Hobart", "Centuries of June", beide 1955) und wirkte auf den amerikanischen Untergrundfilm ein.

Woran erkennt man seine Kunstwerke?
Hierzu schreibt das 2003 im Verlag Prestel erschienene Kinderbuch Joseph Cornell - Secrets in a Box von Alison BAVERSTOCK (Übersetzung vom Verfasser):
· Seine Kästchen sehen manchmal wie Möbel mit Türen und Schubladen aus.

· Er hatte eine Anzahl Objekte, die er gerne verwendete: Muschelschalen, Eier, Fotos von Filmstars, Bilder vom Nachthimmel oder Sternenkarten, Papageien und Eulen, Bilder von Frauen in Kleidern des ausgehenden 19. Jh. – oder irgendwelche Kombinationen hiervon.

· Auch andere Künstler schufen Collagen, aber Cornell schnitt selten die Bilder durch, die er verwendete. Wenn dort also der Text von einem Buch oder einer Zeitschrift wiedergegeben ist, kannst du ihn wahrscheinlich lesen. Auch die Bilder, der er zur Anfertigung der Collage ausschnitt (z. B. von Vögeln oder Menschen) wurden meist als Ganzes verwendet und nicht nur Teile davon.

· Wenn andere Künstler eine solche Vielzahl unterschiedlicher Materialien verwenden, sehen ihre Werke häufig bedrohlich oder gewalttätig aus. Sieht man ein Werk Cornell—s an, hat man das Gefühl träumerischer Ruhe.

· Cornell liebte die Gliederung: Seine Kästen sind sehr sorgfältig ausgestattet und seine Collagen präzise ausgeschnitten, so dass sich die Bilder ineinander fügen und sich selten überlappen.
Hier noch für die Erwachsenen, wie 1981 das New Yorker Museum of Modern Art in seinem Katalog Cornell beurteilte:
"...allumfassender Künstler, dessen Werk sowohl Momente der Kunstgeschichte als auch Anklänge an Musik, Literatur, Ballett, Theater, Film und Naturwissenschaft aufweist. Gegründet auf die magische und mystische Kraft der poetischen Erfahrung, sind seine Collagen, Filme und Konstruktionen bleibender Ausdruck von Heiterkeit und Erinnerungen, von Zauber und Schönheit, sind sie das Außergewöhnliche."


Joseph Cornell im Alter von 66 Jahren in seinem Garten (Foto Hans Namuth 1969). Beide Bilder aus dem Kinderbuch von Alison Baverstock: Joseph Cornell - Secrets in a Box, Verlag Prestel, 2003.


Unspektakulärer Lebenslauf
Die Familie Cornell stammte ursprünglich aus Holland; daher wohl der Name. Joseph war der älteste von vier Kindern und verlebte eine glückliche Kindheit. Als er 14 Jahre alt war, starb sein Vater. Für die Familie begann eine finanziell schwierige Zeit. Mit 17 Jahren verließ er die Schule, um die Familie zu unterstützen. Er arbeitete (ohne großen Enthusiasmus) in der Textil-Wirtschaft und hatte dadurch häufig im nah gelegenen New York zu tun. Ab 1940 er nur noch als Künstler tätig. Zurückgezogen lebte er zusammen mit seiner Mutter und seinem jüngeren, behinderten Bruder. Zeitlebens ging er gern ins Theater, in die Oper, besonders ins Ballett und ins Kino; gern besuchte er Ausstellungen. Er durchstöberte die New Yorker Buchhandlungen und Second-Hand-Shops auf der Suche nach Dingen, die er eines Tages für seine Arbeiten gebrauchen könnte. Diese Sachen bewahrte er in seinem Werkraum im Keller auf und führte über sie genau Buch. 1925 war er der Christian Science Church beigetreten und blieb darin sein Leben lang ein aktives Mitglied.


Zu Künstlerehren aufgestiegen
Barbara und Jupp Cornelissen aus Unna besuchen Anfang der 1980er Jahre in der Villa Borghese in Rom eine Ausstellung zu Ehren von Joseph Cornell. Dieser amerikanische Künstler (1903–1972) wurde vor allem berühmt durch seine "Assemblagen", Objekte in Kastenform mit einem "Environment" hinter Glas.
Bald darauf hat Jupp Geburtstag. Zu seiner Überraschung prangt an der Wohnzimmertür (wo es dann lange hängen bleibt) das Plakat zur Cornell-Ausstellung. Was aber steht in großen weißen Lettern oben auf dem Plakat? –
"Joseph Cornelissen".
Barbaras kunstfertige Schwester Geli hatte geschickt das l am Wortende von Cornell in i verwandelt und in täuschend ähnlichen Buchstaben ssen angefügt.

Übrigens: Für die Cornelius/Cornelissen an Rhein und Ruhr dürfte der kürzeste Weg, um ein Werk von Joseph Cornell zu bewundern, der zum Wallraf-Richartz-Museum in Köln sein. Dort hängt eine kleine Assemblage von ihm aus dem Jahre 1959/60, betitelt "Hôtel de l’0céan - Hotel Ozean".



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