Bistum Augsburg

Pfarrkirche zu den hl. Cornelius und Cyprianus in Probstried
Ursprünge der Verehrung im Dunkeln
Im Kreis Oberallgäu, etwa 15 km nördlich von Kempten, liegt in schönster Voralpenlandschaft der "Ferienort" Probstried, zum Markt Dietmannsried gehörend. Als Probstried 1987 bei einem Wettbewerb einen Preis erhielt, hieß es in der Begründung: "Der Kernbereich mit Pfarrkirche und Friedhof, Pfarrhaus, ehemaligem Schulgebäude und dem Gasthaus gehören in ihrer Ausdrucksform zu den besten im Landkreis". Die auf der Höhe von 720 m am Hang gelegene Pfarrkirche mit Satteldachturm aus Tuffsteinquadern und der mächtigen "Friedenslinde 1870/71" davor ist den Heiligen Cornelius und Cyprian geweiht.


Die preisgekrönte Dorfmitte von Probstried mit mittelalterlicher, zur Barockzeit erweiterter Kirche
(Postkarte nach einer farbigen Zeichnung von Heinz Schubert, 1988).

Wieso und wann hier diesen beiden Heiligen mitten im Allgäu weit weg von den Zentren ihrer Verehrung eine Kirche geweiht ist, ließ sich bisher nicht klären (vgl. Kapitel "Kopfreliquie im bayerischen Freising"). Wahrscheinlich ist die Kirche im 12. Jahrh. errichtet worden. Sie wurde zur Barockzeit erweitert und mit Deckenfresken versehen, die heute wieder freigelegt sind. Es wird vermutet, dass bei Errichtung der Kirche im Altarstein Reliquien der beiden Heiligen eingemauert wurden.
Wie Pater Rupert Prusinovsky von der Benediktinerabtei Ottobeuren 1992 mitteilte, gehörte Propstried ursprünglich den Herren von Schloss Falken, die auch das Patronatsrecht innehatten. Dieses fiel später an das Stift Kempten, das es bis zur Säkularisation im Jahre 1803 ausübte. Im Einflussbereich des ehemaligen Stiftes Kempten sei auffallend oft zu beobachten, das die Gotteshäuser sehr seltene Titelheilige haben. Vielleicht seien bei der Patroziniumsfindung auch die dort ansässigen ehemaligen Adelsgeschlechter mitzuständig gewesen, da sie aufgrund ihrer Heiratspolitik oft weite Verbindungen bis in die Randgebiete des Reiches gehabt hätten. Vielleicht bestanden auch Verbindungen zum früheren Benediktinerinnenkloster in Bad Buchau, das schon im Jahre 819 den hl. Cornelius und Cyprian geweiht war.

Barockstatuen der Patrone
In der Kirche auf der Mitte der linken Wand befindet sich eine fast lebensgroße Barockstatue des heiligen Cornelius; ihm gegenüber auf der rechten Seite als Pendant die des hl. Cyprian. Cornelius, mit Mitra und in der rechten Hand den Papststab haltend, hebt in etwas ungewöhnlicher Weise mit der linken Hand das Gewand so an, dass dadurch eine Art Podest entsteht. Darauf liegt ein geschlossenes Buch. Die beiden prächtigen Statuen waren längere Zeit in Privatbesitz und sind erst vor einigen Jahren zurückgekauft worden. Zwei weitere Statuen der Heiligen befinden sich - auch etwa in Lebensgröße - auf beiden Seiten des neoromanischen Hauptaltars, der um 1870 von einem Schreiner aus der näheren Umgebung angefertigt wurde. Der auf der linken Seite stehende Cornelius hält in der Rechten den Kreuzstab und in der Linken eine weiße Schriftrolle, auf der "Cornelius" steht.

Vorname erinnert an frühere Verehrung
An verschiedenen Stellen stößt man noch auf den Vornamen Cornelius, offenbar zurückzuführen auf die frühere Verehrung des Heiligen. Auf einer alten Tafel in der Kirche links innen vom Eingang mit der Aufschrift "Denkmal für jene Angehörigen der Pfarrei Probstried, welche in den Jahren 1805 bis 1815 im bayerischen Heere den Heldentod für König und Vaterland gefunden haben" findet sich unter den aufgeführten Gefallenen auch der Name Stetter Kornelius. Auf der gegenüberliegenden Wand sind in einem Schaukasten mit dem "Verzeichnis der Veteranen in Probstried" die "Denkzeichen von verstorbenen Kriegern" aufbewahrt. Unter den Veteranen ist ein "Kornel Graf von hier † 1901" aufgeführt. Auf dem Kirchhof nahe beim Chor trägt ein großer, grauer Grabstein mit herausgemeißelten Kornähren u. a. die Inschrift:
"Fleschütz
1929 Cornel 1982
".
Auf dem Kriegerdenkmal neben dem Kirchhof ist unter den Gefallenen des Jahres 1944 zu lesen:
"Lerf Kornelius 28. 8. in Russland".
Wie ältere Dorfbewohner erklärten, war der Vorname Cornelius und Kornel (2. Silbe betont und lang) früher in der Gegend nicht unüblich, heute hieße allerdings niemand mehr so.
Wenn es auch in Probstried keine besondere Verehrung der Patronatsheiligen mehr gibt, eine Straße im Neubauviertel wurde Anfang der 1990er Jahre Corneliustraße benannt.
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