Märtyrer oder nicht?
In Veröffentlichungen aus den letzten Jahrzehnten wird in der Regel bezweifelt, wenn nicht sogar abgelehnt, dass Papst Cornelius als Märtyrer starb. Hierzu nachstehend die entsprechenden Ausführungen der New Catholic Encyclopedia, 1967, die etwas näher auf die Frage eingehen:
Cornelius wurde nach Centumcellae (Civitavecchia) verbannt als Folge der Wiederaufnahme der Verfolgung unter Gallus (Juni 252) und "starb dort glorreich" laut Liberianischem Katalog. Er wurde anscheinend zunächst nicht offiziell als Märtyrer betrachtet, obwohl Cyprian ihn als solchen grüßte. Er ist nicht in der Depositio Martyrum aus dem 4. Jh. aufgeführt. Auf einer Marmorplatte, die in der Krypta der Lucina in den Callixtus-Katakomben gefunden wurde, wo Cornelius begraben war, wurde das Wort martyr von späterer Hand hinzugefügt. Der Bericht über das angebliche Gerichtsverfahren vor Decius im Liber pontificalis stammt aus einer apokryphen passio* des Cornelius aus dem 5. Jh.
(*passio = Leidensgeschichte)
Nach dem mehrfach angeführten Liber Pontificalis, der aus der Zeit um 530 stammt und das Martyrium des Cornelius näher ausmalt, fand sein Tod in Rom statt. Es heißt dort abschließend: "Cornelius war ein Römer. Er war zwei Jahre, drei Monate und zehn Tage Bischof. Er starb den Martyrertod."
Nun lautet die Inschrift am Grab des Cornelius, auf dessen Wiederauffindung weiter hinten näher eingegangen wird:
CORNELIUS MARTYR
EP

Das "EP" (= episcopus = Bischof) steht in der Mitte unter dem Wort Cornelius (alo unter dem E; vorstehend aus computertechnischen Gründen nicht so dargestellt). Schon unter dem Gesichtspunkt der Symmetrie ergibt sich, dass das Wort MARTYR später zugefügt worden ist. Wann war dies? Unmittelbar danach oder Jahrhunderte später? Es bleibt ein ungelöstes Rätsel. Jedenfalls wurde Cornelius von einem bestimmten Zeitpunkt an in den Katakomben als Märtyrer verehrt. Dies war anscheinend der Fall bis in die jüngere Zeit.

Abschließend sei zu dieser Frage Dr. Albert ALTENÄHR (geb. 1942), der Abt der Benediktiner-Abtei von Kornelimünster, dem Hauptort der Cornelius-Verehrung, zitiert, der 1991 eine Schrift Das Grab des hl. Cornelius in der Callixtus-Katakombe zu Rom herausgab: "Da aber als gesichert zu gelten hat, daß Cornelius in Centumcellae gestorben ist und nicht den blutigen Martyrtod erlitten hat, ist ... ." Auch zwei Werke aus letzter Zeit vertreten diese Meinung. Das 1998 erschienene umfangreiche Werk Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf von SCHAUBER/SCHINDLER schreibt: "Nach nur knapp zweijähriger Amtszeit wurde Papst Kornelius von Kaiser Gallus während einer erneuten Christenverfolgung in das damalige Centumcellae verbannt, wo er am 14. September an den Qualen dieser Demütigung starb. Oft wird Kornelius deshalb auch als Märtyrer bezeichnet." Auch das im Jahre 2000 erschienene Werk von Otto WIMMER Kennzeichen und Attribute der Heiligen sieht Cornelius nicht als Märtyrer an. Es heißt dort knapp: "... gestorben in Verbannung, Märtyrertum legendär."
(Die unbestrittenen Fakten sind wohl diese: Cornelius starb irgendwann im Juni 253. An einem 14. September wurde er in der Callixtus-Katakombe in Rom beigesetzt; dies geschah irgendwann in der 2. Hälfte des 3. Jh.)

Trotzdem wird Cornelius auch heute noch in den meisten Kirchen als Märtyrer verehrt. Den betreffenden Pfarrern dürfte in der Regel bekannt sein, dass Cornelius wahrscheinlich kein Märtyrer war. Sie werden sich aber wohl gefragt haben, was es denn bringt, wenn sie nun darauf hinweisen, die entsprechenden Texte ändern und Bilder wie Statuen mit einem Märtyrerattribut entfernen. Der Verfasser konnte selbst erfahren, wie ihm eine ältere Frau in einer Cornelius-Pfarrei etwas vorwurfsvoll berichtete, bei der letzten Cornelius-Oktav habe ein auswärtiger Prediger erklärt, Cornelius sei überhaupt kein Märtyrer.


Cyprian zufolge enthauptet?
Nun wird seit neuestem die heute wohl herrschende Auffassung, wonach Cornelius keinen blutigen Märtyrertod erlitten hat, wieder in Frage gestellt - falls die Quelle stimmt.
Das Werk Die Heiligen - Geschichte und Legenden (Bildlexikon der Kunst, Bd. 2), von Rosa GIORGI - das Original erschien 2002 auf Italienisch beim Electa-Verlag in Mailand - behandelt auf Seite 209 Papst Cornelius. Dort heißt es zum Abschluss: "Cyprian von Karthago zufolge erlitt Kornelius das Martyrium und wurde enthauptet." Mehr ist dazu nicht angegeben.
Kann jemand dem Verfasser die genaue Stelle angeben, wo Cyprian dies geschrieben hat? Bekannt ist, wie oben aus der New Catholic Encyclopedia zitiert, dass Cyprian ihn "als Märtyrer grüßte," aber sprach Cyprian auch von Enthauptung? Haben andere Forscher dies vielleicht übersehen?



Warum sein Fest am 16. September?
Bei den meisten Heiligen, vor allem bei den Märtyrern wird der Todestag als Fest- oder Namenstag begangen. Der Todestag von Papst Cornelius ist aber nicht bekannt. Es gibt jedoch ein anderes Datum für ihn, nämlich den 14. September. Laut Liber Pontificalis, der um 530 entstanden ist, "nahm am 14. September in der Nacht die selige Lucina seinen Leib und bestattete ihn auf ihrem Besitz an der Via Appia in einer Krypta neben der Callixtus-Katakombe". Eine Jahresangabe fehlt. Da der Liber Pontificalis davon ausgeht, dass Cornelius seinen Tod in Rom erlitt, scheint er Todestag und Tag der Bestattung in der Lucina-Gruft als in etwa identisch anzusehen.
Zunächst ist auch offenbar der 14. September als Fest des hl. Cornelius gefeiert worden. Das Martyrologium Hyeronymianum - ein Kalender kirchlicher Festtage aus dem 5. Jh. - gibt nämlich hierfür den 14. September an. ALTENÄHR gibt in seiner oben zitierten Schrift über das Cornelius-Grab eine plausible Erklärung dafür, dass das Namensfest des Cornelius später am 16. September gefeiert wird:
"Das Datum der Bestattung ist eine sehr präzise Angabe im Liber Pontificalis und dürfte, wenn man bedenkt, daß liturgische Gedenktage im allgemeinen eine äußerst stabile Tradition haben, historische Wahrheit wiedergeben. Der 14. September ist vermutlich der Tag der Übertragung der Gebeine von Centumcellae in die Gruft der Lucina. Unser heutiges Festgedenken an den Heiligen am 16. September erklärt sich dadurch, daß der 14. und 15. September durch die Feste Kreuzerhöhung und Sieben-Schmerzen-Mariä liturgisch "blockiert" sind; der 16. September ist der erste "festfreie" Tag, an dem liturgisch hervorgehoben des Papstes gedacht werden kann."
Ähnlich äußert sich W.G.TH. RAMAEKERS in der niederländischen Schrift H. Kruisverheffing Raalte 1892-1992. Laut Handbuch der Namen und Heiligen von Otto WIMMER (1959) war sein Fest mit dem des Cyprian von 354 bis übers 11. Jh. hinaus am 14. September, seither am 16. September. Jedenfalls steht schon 1570 im Messbuch von Pius V. das Fest der Heiligen Cornelius und Cyprian am 16. September, wie es auch heute noch gefeiert wird.


Josef auf Cornelius gefeiert
Barbara, die Frau des Verfassers, evangelisch und im Schwabenland aufgewachsen, hatte nie viel Gefallen am Vornamen ihres Mannes: Josef - oder kurz wie im Ruhrgebiet üblich - Jupp. Dieser im Übrigen auch nicht. Das war für ihn aber einfach Schicksal. Vornamen wurden zu seiner Zeit (1934) nicht nach Schönheit oder Gefallen ausgewählt, sondern nach quasi vorgegebenen Regeln: Josef als ältester Sohn bekam den Vornamen des Großvaters väterlicherseits, die älteste Schwester den der Großmutter väterlicherseits, der 2. Sohn den Namen des Großvaters mütterlicherseits usw. (s. "Der passende Vorname").
Was sollte nun Barbara machen? Sie wollte nicht so weit gehen, einen anderen Vornamen für ihren Ehegatten zu kreieren. Aber sie machte mit bei der auch in katholischen Kreisen zunehmenden Sitte, nicht mehr den Namenstag zu feiern, sondern den Geburtstag. Zu Jupps Namenstag am 19. März gab es aber immer noch eine Flasche Ouzo, Jupps Lieblingsschnaps in späteren Jahren.

Am 16. September 2006 kam die Wende: Am Morgen bei der Zeitungslektüre überreichte Barbara - assistiert vom zufällig anwesenden Sohn Jan - dem völlig überraschten Jupp drei Flaschen "Schnaps": einen Fernet-Branca, einen Ouzo und einen Johannisbeer mit Korn von Berentzen. Auf jeder Flasche klebte ein Zettel, zusammen ergaben sie den Satz: "Der Heilige macht's möglich!".
Die Lösung des Namensproblems war gefunden. Josef wird ersetzt durch Cornelius. Da sich Jupp in den letzten Jahren so intensiv mit dem Familiennamen Cornelissen = Sohn des (heiligen Papstes) Cornelius befasst hatte - schließlich auch Barbaras Familiennamen seit ihrer Eheschließung vor 33 Jahren -, war es nur konsequent, am 16. September, dem Corneliusfest, den Namenstag zu begehen.



Cornelius und Cyprian: die liturgischen Zwillinge
Der 16. September ist nicht nur das Namensfest des hl. Cornelius, sondern auch des hl. Cyprian, des Bischofs von Karthago, mit dem Cornelius in Briefwechsel stand. Cyprian, der als einer der bedeutendsten Kirchenschriftsteller der Frühzeit gilt, wurde um 200 in Karthago als Sohn reicher, heidnischer Eltern geboren. Erst spät, im Jahre 248, trat er zum Christentum über, ließ sich taufen und empfing die Priesterweihe. Kurz darauf wurde er zum Bischof von Karthago und damit zum Oberhaupt der nordafrikanischen Kirche gewählt. Während der Christenverfolgung unter Kaiser Valerian wurde er verbannt und erlitt am 14. September 258 in Karthago den Märtyrertod durch Enthauptung, also fünf Jahre später als - der Legende nach - Cornelius enthauptet wurde. Er wird als Schutzpatron gegen die Pest verehrt.
Für ihn dürfte dasselbe gelten, was im vorhergehenden Kapitel zur Verlegung des Festtages von ursprünglich dem 14. auf den 16. September ausgeführt wurde. Vielleicht war es der gemeinsame (vermeintliche) Todestag, verstärkt dadurch, dass Cyprian nachhaltig beim damaligen Schisma für Cornelius eingetreten ist und ihn in der Verbannung getröstet hat, was diese beiden Heiligen zu "liturgischen Zwillingen" werden ließ, wie ALTENÄHR es ausdrückt.

In der Tat ist festzustellen, dass beide Heilige weitgehend gemeinsam verehrt werden. Eines der frühesten Zeugnisse dieser gemeinsamen Verehrung ist das Fresko in der Gruft des Cornelius, das im 6. Jh. - nach anderer Lehrmeinung um 800 - entstand und beide Heilige nebeneinander auf demselben Bild zeigt. Auch im Kanon der Messe, der in den ersten christlichen Jahrhunderten entstand, sind beide aufgeführt, Cyprian gleich hinter Cornelius. Im Gegensatz zu Cornelius, über den wenig Fakten bekannt sind, ist das Wirken Cyprians umfangreich dokumentiert, vor allem durch die vielen von ihm erhaltenen Schriften.

Karolingische Familien-Patrone?
Ob Kaiser Karl der Kahle von seiner Kaiserkrönung 875 in Rom zusammen mit den Gebeinen des hl. Cornelius auch die des hl. Cyprian mit nach Compiègne brachte, wie teilweise berichtet wird, ist zweifelhaft. Laut den Patrozinien Westfalens, 1992, kamen Cyprians Reliquien - wohl direkt aus Afrika - zunächst 806 nach Arles in Südfrankreich, nach anderen Angaben auch schon früh nach Lyon, weiter nördlich an der Rhone. Jedenfalls befanden sich Ende des 9. Jh. die Reliquien der beiden gemeinsam in Compiègne. Cyprians Haupt (wohl richtiger: ein Stück der Schädeldecke) und Arm befinden sich heute in Kornelimünster.
Die damalige Hochschätzung dieses Heiligen-Paares kommt vor allem darin zum Ausdruck, dass es von den allerhöchsten Kreisen besonders verehrt wurde. Die Bearbeiter der Patrozinien Westfalens nehmen sogar an, dass "Cornelius und Cyprian im 9. Jh. zu den karolingischen Familien-Patronen gehörten". Ihre Verehrung habe dann anscheinend vom Königtum in den mit dem Königshaus verbundenen Adel ausgestrahlt, so dass dieser bei seinen Kirchengründungen die Verehrung dieser beiden Heiligen besonders gefördert habe.
Auch in der im Mittelalter äußerst populären Legenda aurea werden beide Heilige in einem gemeinsamen Kapitel behandelt, überschrieben "Von Sanct Cornelius und Cyprianus".
In der Volksfrömmigkeit scheint die Verehrung des Cornelius jeweils stärker als die des Cyprian gewesen zu sein. Andererseits führt Der Große Brockhaus von 1931 (8. Band) in einer Aufstellung der Heiligen unter dem 16. September "Cyprian von Karthago" auf, nicht aber Cornelius.

Orte der gemeinsamen Verehrung
Neben Compiègne und Kornelimünster hat der Verfasser bisher folgende Orte ausmachen können, an denen Cornelius und Cyprian gemeinsam verehrt werden oder wurden oder sich zumindest Reliquien beider Heiligen befanden. Dabei ist festzustellen, dass es sich entsprechend den Vermutungen im vorstehenden Absatz häufig um sehr frühe, mit dem Hochadel verbundene Kultstätten handelt oder um solche, die unter dem Einfluss dieser Stätten entstanden sind. Die meisten lagen oder liegen in Deutschland.
Zu nennen sind St. Severin in Köln,
im Bistum Münster Metelen, Westbevern und Lippborg,
im heutigen Bistum Essen das Essener Münster, Bochum-Stiepel und Finnentrop-Schönholthausen (gehört möglicherweise noch wie früher zum Erzbistum Köln),
im Bistum Paderborn vier Stätten, nämlich Kloster Corvey, der Paderborner Dom, die Liebfrauenkirche in Warburg und die Benediktinerabtei in Diemelsee-Flechtdorf,
im Bistum Trier Tellig und Oberdürenbach (unsicher),
im Bistum Rottenburg-Stuttgart Bad Buchau, Mengen-Ennetach, Mittelbiberach und Heilbronn-Biberach,
im Bistum Augsburg Probstried
und im Bistum Freiburg Kirrlach.
Aus Belgien sind bekannt die St. Hermeskerk in Ronse/Renaix und die frühere Prämonstratenserabtei in Ninove.
In Österreich war die Kirche von Tostern eine sehr frühe Verehrungsstätte.
Reliquien der beiden Heiligen sind bezeugt für Steenbergen in den Niederlanden, für Luxemburg-Bonnemann und für Roskilde in Dänemark.
Zwei Hinweise lassen sich in Frankreich finden, einmal bezüglich Reliquien der beiden Heiligen in der 1087 gegründeten Benediktiner-Abtei in Cornilly - früher Corneliacum genannt - in Contres (Departement Loir-et-Cher), zum anderen in St. Corneille-au-Bois in der Erzdiözese Soissons, wo sie um 1250 Patrone einer Kapelle sind.
In der Schweiz möglicherweise bereits im 9. Jh. das ehemalige Kloster Schänis.
In Spanien gibt es zwei Orte, die sich nach dem hl. Cyprian nennen, nämlich San Cebrián de Campos und San Cebrián de Mudá. In beiden Orten werden Cornelius und Cyprian gemeinsam verehrt.


Über 40 Heilige am Cornelius-Tag verehrt
So berühmt und bekannt Cornelius und Cyprian auch sind, der 16. September ist ihnen nicht reserviert. An diesem Tag gedenkt die Kirche noch einer Anzahl weiterer Märtyrer oder Heiliger. Maßgeblich ist in der Regel der jeweilige Todestag. Das bekannte Messbuch von Anselm Schott, Ausgabe 1936, führt unter den besonderen Messen an Heiligenfesten zum 16. September nach Cornelius und Cyprian dazu aus:
"Die heilige Jungfrau E u p h e m i a, deren Gedächtnis gefeiert wird, wurde in der diokletianischen Verfolgung zu Chalcedon nach grausamen Martern durch den Biß eines wilden Tieres getötet. Die hl. L u c i a, eine römische Witwe, wurde, nachdem sie in einem Kessel voll siedenden Bleies unversehrt geblieben war, enthauptet, zugleich mit ihr auch der hl. G e m i n i a n u s, der sich, ermutigt durch ihre Standhaftigkeit, öffentlich als Christ bekannt hatte."
Laut dem 1998 erschienenen Werk Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf von SCHAUBER/SCHINDLER werden am 16. September außer Cornelius und Cyprian drei weitere Heilige verehrt:
Papst Victor III.
Der Benediktiner Victor Daufari (*um 1027 in Benevent in Italien) war zunächst Einsiedler und dann Abt des berühmten Klosters Montecassino. 1086 wurde er zum Papst gewählt. Bereits am 16. September 1087 starb er.
Johannes Massías
Der 1585 in Spanien geborene Dominikaner-Laienbruder tat 23 Jahre Dienst als Pförtner in einem Kloster in Lima, Peru, wo er am 16. September 1645 starb. 1975 wurde er von Papst Paul VI. heilig gesprochen.
André Kim
Geboren 1821 in Korea war er der erste einheimische Priester Koreas. Von Christenverfolgern wurde er 1846 gefangen genommen und am 16. September grausam ermordet. Seine Heiligsprechung erfolgte 1984.
In anderen Heiligenbüchern wie im großen Namenstagskalender von Jakob TORSY und Hans-Joachim KRACHT, 2003, sind noch zu finden die hl. Julia, Äbtissin des Klosters Öhren in Trier, gestorben um 795, der hl. Hardward, Bischof von Minden, gestorben 853, die hl. Edith (Eadgyth), eine angelsächsische Königstochter, gestorben 988 und Papst Martin I., gestorben 655.

Sieht man schließlich im Internet im Ökumenischen Heiligenlexikon (www.heiligenlexikon.de) nach, findet man dort für den 16. September 45 Heilige oder Märtyrer, wobei noch nicht einmal alle der vorstehenden Heiligen berücksichtigt sind. Sie teilen sich dort auf in 34 katholische, einen evangelischen (der Märtyrer Kaspar Tauber) und 10 orthodoxe Heilige.
Es ist weitgehend den verschiedenen Institutionen oder Autoren überlassen, wen sie aus der Fülle dieser Tagesheiligen für eine Erwähnung wichtig halten. Die Popularität eines Heiligen kann nach Land und Region erheblich schwanken, wie dies auch bei dem nachfolgenden großen Kapitel "Stätten der Cornelius-Verehrung" deutlich wird.
1969 hat die katholische Kirche den neuen Generalkalender (Calendarium Romanum Generale) festgelegt, in dem die Heiligen mit gesamtkirchlicher Bedeutung aufgeführt sind. Für den 16. September sind dies Papst Cornelius, Cyprian und Johannes Massías. Dementsprechend ist auch in fast allen Aufstellungen Papst Cornelius vertreten, meist zusammen mit dem hl. Cyprian.


Beigesetzt in der Callixtus-Katakombe
Nach seinem Tod 253 im Exil in Centumcellae wurde der Leichnam des hl. Cornelius - anscheinend gegen Ende des 3. Jh. - in die Katakomben des hl. Callixtus an der Via Appia in Rom überführt. Er wurde, wie der um 530 entstandene Liber Pontificalis besagt, "in der Krypta neben der Begräbnisstätte des Callixtus" beigesetzt. Die Callixtus-Katakombe liegt an prominenter Stelle, nämlich an der Via Appia Antica vor den ehemaligen Stadtmauern Roms. Die von Rom nach Südosten verlaufende Via Appia galt im römischen Reich als "Königin der Straßen" und weist eine große Anzahl antiker Grabstätten und mehrere Katakomben auf. An ihr waren auch die meisten Vertreter des berühmten Patriziergeschlechts der Cornelier bestattet. Bei der Hausnummer 102 ist der Eingang zur Callixtus-Katakombe. Sie war seit dem 3. Jh. die wichtigste christliche Begräbnisstätte Roms; in ihr sind acht Päpste und zahlreiche Märtyrer beigesetzt. Die Galerien mit den Gräbern ziehen sich über 10 km hin und verlaufen auf vier Stockwerken über eine Fläche von mehr als 400 x 300 m. Das Grab des hl. Cornelius liegt etwas abseits von den übrigen Papstgräbern in dem früher selbständigen Coemeterium (= Grabanlage) der Lucina, unmittelbar an der Via Appia auf einer Fläche von 27 m x 67 m.
Für die etwas abgelegene Bestattung findet sich bei ALTENÄHR eine überzeugende Erklärung:
"Das Jahr der Übertragung der Gebeine in die Lucina-Gruft ist nicht zu bestimmen. Die Mehrzahl der Autoren vermutet ein Jahr am Ende des 3. Jahrhunderts. Als wichtigstes Argument wird die sog. Papst-Gruft der Callixtus-Katakombe angeführt, die über etliche Jahrzehnte des 3. Jahrhunderts als offizielle Grablege der römischen Bischöfe benutzt worden zu sein scheint. In der Reihe der Päpste von Anteros († 236) bis Eutychian († 282/283), die hier bestattet wurden, fehlt nur Cornelius. Man nimmt an, daß die Krypta bereits voll belegt gewesen sein muß, als sich endlich die Gelegenheit bot, den Leichnam des Cornelius nach Rom umzubetten."
Der Dictionnaire dŽarchéologie chrétienne et de liturgie, Paris 1948, der sich sehr eingehend mit dem Corneliusgrab befasst, ist dagegen der Auffassung, die offenbar aus vornehmem Geschlecht stammende Lucina habe Cornelius in einer Grabanlage auf ihrem Grund und Boden beigesetzt, weil er wahrscheinlich einer ihrer Verwandten gewesen sei. In der Grabanlage - ein geradezu aristokratischer Friedhof - seien viele andere Vertreter illustrer römischer Geschlechter beigesetzt.


Täglich 100.000 x genannt
Bei der Messe wurde bis zur Liturgiereform 1968 jeweils vor der Wandlung der Heiligen gedacht. Dieses Gebet war unveränderlich bis auf die Einleitung, die an einigen Tagen eine besondere Form hatte. Von den Heiligen wurden mit Namen aufgeführt die Jungfrau Maria, der hl. Josef, die zwölf Apostel und zwölf in der römischen Mutterkirche besonders verehrte Märtyrer der ersten vier Jahrhunderte. Die Aufzählung der Märtyrer erfolgte in nachstehender Reihenfolge:

"Linus, Kletus, Klemens, Xystus, Kornelius, Cyprianus, Laurentius, Chrysogonos, Johannes und Paulus, Kosmas und Damianus."
Im lateinischen Original lautet und schreibt sich die Aufzählung (alles im Genitiv):
"Lini, Cleti, Clementis, Xysti, Cornelii, Cypriani, Laurentii, Chrysogoni, Joannis et Pauli, Cosmae et Damiani."

Aus der Nennung des Cornelius im Messkanon geht hervor, dass er bereits in den ersten Jahrhunderten zu den besonders verehrten Märtyrern gehörte, obwohl er aus heutiger Sicht, wie schon weiter vorn ausgeführt, keinen "blutigen" Märtyrertod erlitten hat.
Der Kanon war seit der Zeit um 600 unverändert. Dies bedeutet, dass seit mindestens 1400 Jahren in jeder Messe der Name des hl. Cornelius genannt wurde. Da die Zahl der katholischen Priester seit langer Zeit in die Hunderttausende geht und jeder Priester in der Regel täglich die Messe liest, wurde also jeden Tag in der Welt hunderttausende Male der Name Cornelius genannt.
Seit der Liturgiereform gibt es zwar den Kanon oder das so genannte Hochgebet in verschiedenen, meist kürzeren Formen, darunter aber auch weiterhin das traditionelle mit der Nennung des Cornelius.
Weiter zum nächsten Kapitel: Die Wiederentdeckung der Cornelius-Gruft
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zurück zur Zeittafel