St. Cornelius Vortum-Mullem
Schon 1424 eine Cornelius-Kapelle
Das zur Gemeinde Boxmeer gehörende Dörfchen Vortum-Mullem (Provinz Noord-Brabant) im Bistum 's-Hertogenbosch liegt etwa 25 km südlich von Nimwegen und rund 10 km von der deutschen Grenze entfernt. Inmitten des Ortes steht die Papst Cornelius geweihte Kirche, ein roter Backsteinbau mit Glockentürmchen. Bereits die älteste Kapelle im Ortsteil Mullem, die 1879 abgebrochen wurde, war Cornelius geweiht. Sie wird schon in einem Dokument aus dem Jahre 1424 genannt. Laut dem Verzeichnis von Prof. Zender ist Cornelius 1672 Patron einer Kapelle in Mullem. Der Ortsteil Vortum besaß dagegen eine Hubertuskapelle. 1879/80 wurde in der Mitte zwischen beiden Orten eine neue Kirche im neugotischen Stil gebaut und gleichzeitig Vortum-Mullem zur Pfarrei erhoben. Die Konsekration der neuen, dem hl. Cornelius geweihten Kirche fand am 16. September 1880 statt, dem Festtag des Heiligen. Nach Zerstörung dieser Kirche Ende des 2. Weltkriegs durch die Deutschen baute man die heutige Kirche.
Neben zwei Cornelius-Reliquien besitzt die Kirche eine Cornelius-Statue aus Eichenholz, 86 cm hoch, die um das Jahr 1500 angefertigt wurde. Ihre ehemals farbige Bemalung wurde etwa 1960 entfernt.

Ab 1880 Entwicklung zum regionalen Wallfahrtsort
Nach dem Bau der Pfarrkirche 1880 entwickelte sich Vortum-Mullem zu einem bescheidenen regionalen Wallfahrtsort. Cornelius wurde dort im Allgemeinen als Patron gegen Krankheiten wie Krämpfe und Gicht verehrt, nach dem 2. Weltkrieg vor allem als Schutzheiliger für Kinder. Für 1982 ist übermittelt, dass er als Schutzheiliger für Frieden und Entwaffnung angerufen wurde. Der Corneliustag wurde jeweils festlich begangen. Um die Kirche fand eine Prozession statt, an der alle Vereine des Ortes teilnahmen, insbesondere der "kerkelijke fanfare St. Cornelius" (= kirchlicher Fanfarenzug St. Cornelius). Sie wurde auch "Sacramentsprocessie met Sinterknillis" (= Sakramentsprozession mit Sinterknillis) genannt, wobei Sinterknillis die volkstümliche Bezeichnung für St. Cornelius ist. In der Korneliusoktav wurde ein Kindersegen erteilt und "Corneliuswasser" aus dem Taufbecken hinten in der Kirche verabreicht. Von 1887 bis 1966 gab es auch eine Corneliusbruderschaft. Bei 10-jähriger aktiver Mitgliedschaft wurde im Todesfall der Sarg mit einer besonderen Totendecke geschmückt.

Cornelius-Litanei
In einem kleinen Heftchen unbekannten Datums, herausgegeben von der Pfarrgemeinde, findet sich die
Litanie ter ere van de H. Cornelius, Paus en Martelaar
(= Litanei zur Ehren des hl. Cornelius, Papst und Märtyrer)
Eingangs heißt es dort:
Besonderer Schutzpatron gegen Krankheiten, vor allem gegen Krämpfe, Gicht und Fallsucht, dessen heilige Reliquien mit großem Zulauf und großer Frömmigkeit verehrt werden und dessen Beistand in der Pfarrkirche von Vortum-Mullem bei Boxmeer inbrünstig angerufen wird.
Aus der Litanei nachstehend der Teil, der sich hauptsächlich mit Papst Cornelius befasst:

Hl. Cornelius, großer Freund Gottes,
Leidenschaftlicher Papst und Fürst der Kirche,
Tapferer Märtyrer,
Wunder an Geduld,
Beschirmer des hl. Glaubens,
Ausrotter der Ketzereien,
Tröster der Betrübten,
Helfer der Elenden,
Besonderer Schutzpatron bei körperlichen Qualen,
Hl. Fürsprecher für uns beim Allerhöchsten,
Gesetzmäßiger Nachfolger des heiligen Petrus, welchem Christus seine Schafe anbefohlen hat,
Der du die abgefallenen Christen wie irrende Schafe auf den rechten Weg und in den wahren Schafstall Christi, das heißt, zur wahren hl. Römischen Kirche zurückzubringen getrachtet hast, bitte für uns.
Der du den Leichnam des hl. Apostels Petrus, an dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, gebührend untergebracht hast,
Der du wegen dieser Tat von den heidnischen Kaisern in eine trübe Verbannung geschickt worden bist,
Der du in dieser Verbannung nicht aufgehört hast, den hl. Glauben an Christus zu verkündigen,
Der du deshalb durch dieselben Kaiser nach Rom gebracht worden bist, um die Götzen anzubeten,
Der du diesen Götzendienst versagend, lieber dein Leben und Blut für Jesu Namen gegeben hast,
Der du den Gläubigen nicht allein in deinem Leben, sondern besonders jetzt im Himmel mit Christus regierend alles Gute bringst,
Der du den Menschen, die von Krämpfen befallen wurden, Erleichterung und Genesung verschaffst,
Der du als ein mächtiger Fürsprecher gegen die Fallsucht erkannt wurdest, bitte für uns.
Der du gegen die Qualen der Gicht ein wirksamer Beschirmer bist, bitte für uns.
Durch die Fürsprache des hl. Cornelius, verschone uns, Herr.

(Vom Verfasser ins Deutsche übersetzt)

Der Satz unter den vorstehenden Anrufungen, wonach Cornelius den Leichnam des Apostels Petrus an dessen Kreuzigungsort gebührend untergebracht hat, entstammt einer weniger bekannten Überlieferung, wonach Papst Cornelius die Leiber der Apostel Petrus und Paulus in den zu ihren Ehren erbauten Kirchen beigesetzt habe.
(Eine andere Cornelius-Litanei ist unter Kornelimünster wiedergegeben.)

Seit 1881 vollkommener Ablass in der Oktav
Anscheinend ist die Litanei erstmals 1883 gedruckt worden. Am Ende des Heftchens wird nämlich folgende Entscheidung des Bischofs von ’s Bosch, zu dessen Bistum die Pfarrei gehört, aus dem Jahre 1883 wiedergegeben:
Vorstehende Litanei wird von Uns für den privaten Gebrauch gutgeheißen; und bei der Verleihung des "imprimatur" verleihen Wir auch an alle Gläubigen Unseres Bistums, die dieselbe gottesfürchtig gebetet haben werden, einen Ablass von 40 Tagen.
Während der Cornelius-Oktav wird sogar ein vollkommener Ablass gewährt. Laut den "Anmerkungen" auf der Rückseite des Heftchens gewährte ihn Papst Leo XIII. 1881, und zwar all denen jährlich einmal, die am Festtag des Heiligen oder an einem anderen Tag innerhalb der Oktav nach Beichte und Kommunion in der Pfarrkirche von Vortum-Mullem nach den Intentionen der heiligen Kirche beten.

Die Hauptstraße mitten durch das Dorf an der Kirche vorbei zu der Stelle, wo bis 1879 die Corneliuskapelle stand, heißt St. Cornelisstraat. Auf dem Friedhof neben der Kirche finden sich Grabstätten für einen Thé Cornelissen (1905–1972) und einen Petrus Corn. Denen (1902–1925).

(Ausführlicher zur Cornelius-Verehrung in Vortum-Mullem: Bedevaartsplaatsen in Nederland (= Wallfahrtsorte in den Niederlanden) von Peter Jan MARGRY und Charles CASPERS, Amsterdam 1997.)
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