Sint Cornelius Luttenberg
Fortführung einer vorreformatorischen Tradition
In der Landschaft Salland der niederländischen Provinz Overijssel, etwa 35 km nordöstlich von Apeldoorn, liegt am Fuße eines Abhanges das ansprechende Örtchen Luttenberg mit etwa 2.500 Einwohnern. Die Papst Cornelius geweihte Kirche, ein roter, neugotischer Backsteinbau, stammt aus dem Jahre 1905 und wurde 1920 um die beiden Seitenschiffe erweitert. Wie dazu die Jubiläumsschrift Luttenberg - 150 jaar kerkdorp 1838-1988 berichtet, stand hier vorher eine im Jahre 1838 erbaute Kirche, die ebenfalls dem hl. Cornelius geweiht war, aber wegen Baufälligkeit abgebrochen werden musste. Vorläufer dieser Kirche war eine kleine Kapelle, die 1834 am Festtag des hl. Cornelius, nämlich dem 16. September eingeweiht worden war.
Die neugotische Backsteinkirche von Luttenberg aus dem Jahre 1905. 1920 wurden die beiden Seitenschiffe angefügt (Foto 13.10.1993).
Ursprünglich gehörte Luttenberg zum Kirchspiel Raalte, das etwa 7 km südwestlich liegt. Bei der Reformation wurden die Katholiken aus ihren Kirchen vertrieben und der katholische Gottesdienst verboten. In Luttenberg blieben aber fast alle Menschen katholisch. Daher wurde dort schließlich 1838, als wieder freie Religionsausübung möglich war, eine katholische Pfarrei mit eigener Kirche errichtet.
Da es die erste katholische Kirche der Umgebung war, die nach der Reformation neu errichtet wurde, weihte man sie dem hl. Cornelius, der anscheinend bis zur Reformation Patron der Kirche von Raalte war. 1853 erhielt die Pfarrei vom zuständigen Bischof die heute noch geltende Bezeichnung "De parochie van de H. Cornelius" (= Pfarrgemeinde des hl. Cornelius).
In Raalte Cornelius vom hl. Kreuz verdrängt
Als dann 1892 auch Raalte wieder eine eigene katholische Kirche bekam, erhielt diese den Titel "Kruisverheffing" (= Kreuzerhebung). Dieses Fest, das am 14. September gefeiert wurde, fiel nach dem alten Kalender mit dem Fest des hl. Cornelius zusammen. Hauptgrund für die Namensgebung war wohl, dass die alte Kirche von Raalte bis zur Reformation auch dem hl. Kreuz geweiht war. Allerdings vertritt in der Jubiläumsbroschüre H. Kruisverheffing Raalte 1892-1992 der Autor, der heutige (1993) Pastor der Gemeinde, W.G.Th. RAMAEKERS OSB, die Auffassung, die alte, etwa 1425 gebaute Kirche von Raalte sei bis zur Reformation nicht etwa, wie mehrfach angenommen, der Kreuzerhöhung geweiht gewesen, sondern dem hl. Cornelius. Ähnlich, wenn auch etwas vorsichtiger, hatte sich schon 1981 Th. THIELEN in dem Buch Geschiedenis van Raalte als kerspel, statie en parochie van het H. Kruis (= Geschichte von Raalte als Kirchspiel, Station und Pfarrgemeinde vom hl. Kreuz), 1981, ausgedrückt:
Es ist nicht unmöglich, dass St. Cornelius der ursprüngliche Kirchenpatron war und die Kirchgründung zu Raalte ziemlich weit vor 1100 liegt. Karl der Kahle (843-877) empfing von Papst Johannes VIII. (872–882) Reliquien des hl. Cornelius, die über Aachen zu dem 889 gegründeten westfälischen Kloster Metelen kamen. ... Eine Zeitlang müssen beide Patrozinien zusammengegangen sein, wobei dann schließlich das Cornelius-Patrozinium verdrängt wurde durch das vom hl. Kreuz".
Cornelius ist auf einem Siegel aus dem Jahre 1428 abgebildet. Ein Jahr später ist die Rede von der "sente Cornelius kerke te Raalte" (Sankt Cornelius-Kirche zu Raalte). Noch 1489 gab es die "St. Carnelijskerk te Raalte" (= St. Corneliskirche zu Raalte). In einem Visitationsbericht von 1571 ist zum ersten Mal der Titel "H. Kruis" (= hl. Kreuz) anzutreffen. Es heißt dort, dass die Kirche den Titel vom hl. Kreuz trägt und in der Kirche drei Altäre waren, und zwar des hl. Cornelius, des hl. Nikolaus und der hl. Katharina. In der Kirche stellten die drei Schlusssteine im Gewölbe Christus, Cornelius und Antonius den Einsiedler dar. Cornelius ist abgebildet mit Papstkreuz, Tiara und Horn. Sowohl Cornelius wie Antonius wurden früher von den Bauern zum Schutz des Viehs angerufen, und zwar Cornelius für das Hornvieh, Antonius für die Schweine.
Cornelius-Reliquie 1834 geschenkt bekommen
Die Pfarrkirche von Luttenberg besitzt einen prächtigen Reliquienschrein mit einer herausnehmbaren Reliquie des hl. Cornelius. Nach Kirchenarchiven ist ihr die Reliquie 1834 von Cornelius Ludovicus Baron van Wijkerslooth, Heer van Schalkwijk und Bischof von Curium, beim Bau der ersten Kirche zum Geschenk gemacht worden. Sie ist in einer silbernen Luna gefasst. Der kupferne Schrein wurde später angefertigt. Auf der vorderen Giebelseite ist links der hl. Cornelius, rechts der hl. Cyprian eingraviert.
An der Wand in der Kirche steht eine moderne Statue des Cornelius. Er hält in der Linken das Horn, in der Rechten jedoch nicht den Papststab, sondern den Krummstab eines Bischofs.
Weiterhin besitzt die Pfarre eine Fahne, wohl aus der Zeit der Jahrhundertwende, mit dem Bild des Heiligen in päpstlichen Gewändern mit Tiara, Horn und Papststab. Die Inschrift lautet: S. Corneli, ora pro nobis (lateinisch: hl. Cornelius, bitte für uns).
Wie der Pastor von Luttenberg berichtete, gibt es dort heute kein Brauchtum mehr im Hinblick auf Cornelius. Ältere Menschen sprächen noch von Corneliuswasser; Näheres sei ihm aber darüber nicht bekannt.
Den Hoorn von Cornelius-Horn
Noch ein Hinweis auf die Cornelius-Verehrung: Kardinal Alfrink vom Bistum Rotterdam bemerkte zu dem vorerwähnten Buch von Th. THIELEN über die Geschichte von Raalte (1981), dass die Pfarrgemeinde Den Hoorn in der Gemeinde Schipluiden Cornelius und Antonius den Einsiedler als Patron haben; der Name Den Hoorn weise auf cornu = das Horn hin. Laut Prof. Zender war dort 1450 eine Kapelle dem hl. Cornelius geweiht; es gab dort auch eine Cornelius-Bruderschaft.
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