Corneliuskapelle in Machern an der Mosel
Ehemals bedeutende Zisterzienserinnenabtei
Eines der schönsten und eindrucksvollsten Anwesen an der Mosel ist das Hofgut Machern gegenüber dem Weinort Zeltingen, etwa 5 km nordwestlich von Bernkastel-Kues: eine ehemalige adlige Zisterzienserinnenabtei, deren Gesamtanlage noch weitgehend erhalten ist. Lediglich der zur Mosel hin gelegene Gebäudeflügel wurde zu Anfang des 19. Jahrh. abgerissen.



Das ehemalige Kloster auf einem Etikett des heute dort ansässigen Weingutes.



Um 1080 war hier durch Erzbischof Eberhard von Trier eine erste Niederlassung von Schwestern des Benediktinerinnenordens gegründet worden. Eine Neugründung erfolgte 1238 durch Schwestern des damals noch jungen Zisterzienserordens. Anscheinend war daran das Trierer Burgmannengeschlecht von der Brücke maßgeblich beteiligt. Das Kloster wurde der Abtei Himmerod unterstellt. Im 13. und 14. Jahrh. stand es in hohem Ansehen und wurde mit zahlreichen Güterschenkungen und Jahresgedächtnisstiftungen bedacht, vornehmlich von den Adelsgeschlechtern der Umgebung. Mehrere Päpste erließen Schutzbriefe zu seinen Gunsten. Später, im 17. und 18. Jahrh., gewährten einige Päpste Ablassbriefe, um das Ansehen des Klosters zu heben und die Zahl der Wallfahrer zu mehren.
Nachdem im 17. Jahrh. die Abtei mehr und mehr in Verfall geraten war, wurde sie 1802 in der Säkularisation aufgehoben und der Besitz versteigert. Das Anwesen war dann von 1802 bis 1969 im Besitz der Familie Ellinckhuysen-Grach. Von dieser erwarb es 1969 der Zeller Weingutsbesitzer Franz Schneider, der es gründlich restaurieren ließ. Heute ist die ehemalige Abtei Teil der Schneider’schen Weingüter und umfasst das Weingut Kloster Machern, ein Weinmuseum, Restaurant und Café sowie den restaurierten Barocksaal der Klosterkirche, der Festlichkeiten und kulturellen Veranstaltungen dient.

Beginn der Verehrung unsicher
Bei der ehemaligen Klosteranlage sind drei Epochen zu unterscheiden: Der Bau um 1080, in den die Benediktinerinnen aus Trier eingezogen waren, der Neubau um 1230 sowie der noch bestehende Bau aus den Jahren 1688–1700. Hinsichtlich des ersten Baus ist unbekannt, wem die Kirche geweiht war; ohnehin weiß man über dieses erste Kloster kaum etwas. Über den zweiten Bau und die weitere Entwicklung des Klosters berichtet ausführlich Kaplan Wolfgang JACOBS in den Notizen zur Geschichte des Zisterzienserinnenklosters Machern mit kleiner kunstgeschichtlicher Führung von 1980. Nach einer dort zitierten Urkunde weihte der Trierer Chorbischof Theoderich am 12.4.1262 "in der Kirche zu Machern einen Altar zu Ehren des hl. Andreas, des hl. Johannes Evangelista, aller Heiligen, des hl. Benedikt und des hl. Bernhard". Dann heißt es bei Jacobs weiter: "Zu dieser Zeit war die hl. Katharina die Hauptpatronin des Macherner Konvents". Auch das Siegel des Klosters aus dem Jahre 1253 zeigt die hl. Katharina. Jacobs erwähnt Papst Cornelius zum ersten Mal für die Zeit des beginnenden 16. Jahrh., und zwar mit den Worten: "1517 schließlich muß Papst Leo X. das Kloster im Besitz einer kostbaren Reliquie schützen, wobei es sich wohl um das auch an anderer Stelle als kostbare Reliquie bezeichnete Haupt des hl. Cornelius gehandelt haben wird." Wie er dazu in einer Anmerkung ausführt, könne im Rahmen dieser Abhandlung nicht geklärt werden, ob es sich um eine Reliquie des hl. Cornelius- oder des hl. Eberhard handelte, zu dessen Ehren ebenfalls ein Titel in der Macherner Kirche bestanden habe.
Wie schon im Kapitel "Sein Haupt an vielen Orten" ausgeführt, behaupten eine Anzahl Orte, das Haupt des Heiligen zu besitzen, u. a. ein ganz in der Nähe gelegenes anderes Zisterzienserinnenklostern, nämlich auf dem Helenenberg bei Trier.
Sicher bezeugt ist die Cornelius-Verehrung in Machern erst seit dem Jahre 1700. Die heutige, von 1700 stammende Kirche wurde "unter dem Titel Mariä Himmelfahrt, hl. Petrus, Paulus, Bernhard, Cornelius, Valentin, Eberhard, Ägidius, Erasmus, Katharina und Ursula" geweiht. Laut Prof. Zender in seinem Werk über die mittelalterliche Heiligenverehrung, 1973, war der Hochaltar den Heiligen Cornelius, Erasmus, Valentin und Eberhard gewidmet. Wir haben hier den Fall, dass ebenso wie in der Corneliuskapelle in Welchenhausen gleich zwei Patrone nebeneinander gegen die Fallsucht verehrt werden: neben Cornelius auch der hl. Valentin. Dieser war nur deshalb zu dieser Funktion gekommen, weil in seinem Namen das Wort "Fallen" steckt.
Schließlich erwähnt Jacobs noch einen Korneliusmarkt, der noch 1934 stattfand und vor allem ein Kirmesfest für die Kinder war.

Corneliuskapelle ist Chor der früheren Klosterkirche
Von der 1700 fertig gestellten Kirche wird heute nur noch der Chorteil zum Gottesdienst benutzt. Das Kirchenschiff ist in einen Festsaal für kulturelle Veranstaltungen umgewandelt worden. Hauptpatron dieser Restkirche ist heute der hl. Cornelius. Daher jetzt der Name Corneliuskapelle.



Die ehemalige Klosterkirche aus dem Jahre 1700. Der Chor rechts ist die heutige Corneliuskapelle. Das Kirchenschiff links wurde in einen Festsaal umgewandelt. (Foto 1.5.1993)



Der Altar aus der ersten Hälfte des 18. Jahrh. zeigt in der Mitte auf einem Gemälde die Himmelfahrt Mariens sowie rechts und links die Statuen des hl. Josef und des hl. Carl Borromäus. In einer Nische auf der linken Seite steht in etwa halber Lebensgröße eine farbige Steinfigur des hl. Cornelius. Laut Jacobs ist dies "eine gute Arbeit" aus der ersten Hälfte des 19. Jahrh., die von Kommerzienrat Ellinkhuysen, dem früheren Eigentümer des Anwesens, anstelle einer früher vorhandenen älteren Figur beschafft wurde, die er vorher verkauft hatte.
Cornelius hält in der Linken den Papststab, in der Rechten ein Buch. Der Sockel trägt die Inschrift: "S Cornelius". Links vor der Statue steht auf einem Leuchter eine Kerze, auf der in senkrechter Schrift zu lesen ist: hl. Cornelius. Über das Schicksal der verkauften älteren Figur ist anscheinend nichts bekannt.



Steinfigur des hl. Cornelius aus der ersten Hälfte des 19. Jahrh. in der Corneliuskapelle. (Foto 1.5.1993)



Am 16. September, dem Namensfest des Heiligen, wird jeweils ein festlicher Gottesdienst abgehalten, wegen des großen Andrangs bei guten Wetter draußen im Klosterhof.
Wie Prof. Zender näher ausführt, gab es früher Wallfahrten und Besuche aus einer Anzahl Orte der näheren und weiteren Umgebung, vor allem bei Fallsucht, Nervenleiden und Kinderkrämpfen. Die Reliquien des hl. Cornelius und des hl. Valentin seien zum Segnen von Wasser benutzt worden, das in neun Tagen dreimal täglich getrunken wurde. Dadurch sollten Kinder gesund werden oder sie sterben.
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