Corneliuskapelle in Lützkampen-Welchenhausen
Schafe und Wolle dem Heiligen geopfert
Im Kreis Bitburg-Prüm am Dreiländereck Belgien, Deutschland, Luxemburg liegt das 60 Einwohner zählende Dörfchen Welchenhausen mit seinem Kleinod, der Corneliuskapelle. Anfang der 1970er Jahre wurde Welchenhausen nach dem 4 km entfernten Lützkampen eingemeindet, Nur etwa 100 m sind es zum Flüsschen Our, das die Grenze zu Belgien und weiter südlich zu Luxemburg bildet. Die auf einem Abhang gelegene Kapelle, deren Zweitpatron die hl. Lucia ist, wurde 1986 zu ihrer 300-Jahrfeier innen und außen unter großem Engagement der Bevölkerung restauriert.
Die Welchenhauser Cornelius-Kapelle aus dem Jahre 1686.
Heute präsentiert sich der schmucke Bruchsteinbau mit weißem Verputz und rot gefassten Tür- und Fensteröffnungen. Wenn auch sonst wenig über die Ursprünge der Kapelle bekannt ist, ihr Erbauungsdatum steht fest: Über dem Eingangsportal ist die Zahl 1686 eingemeißelt. Zur 300-Jahrfeier wurde von der Lehrerin Cäcilia HECKER aus Lützkampen eine sehr informative Festschrift verfasst, aus der die meisten der nachstehenden Angaben entnommen sind. Danach gab es vor dem Bau der heutigen Kapelle im Jahre 1686 bereits eine andere Kapelle, die ebenfalls dem hl. Cornelius und der hl. Lucia geweiht war. Sie wurde schon 1604 erwähnt und war eine Burgkapelle. In dem Gebiet war das Geschlecht der Herren von Welchenhausen ansässig, die 1639 in den Grafenstand erhoben wurden und sich Grafen zu Wiltz und Grundherren zu Welchenhausen nannten. In einem alten Verzeichnis wird ein Schloss in Welchenhausen erwähnt und dass zur Bedienung der Burgkapelle ein Kaplan zu nominieren sei. Es gab die Vermutung, der Erbauer der Kapelle sei ein Kreuzfahrer gewesen, der ein Partikel vom hl. Kreuz mitgebracht habe.
Bevor Welchenhauen 1808 zur Pfarrei Lützkampen kam, gehörte der Ort zur Großpfarrei Großkampenberg, das etwa 5 km östlich liegt. Aus dieser Zeit sollen Verbindungen zur Diözese Lüttich stammen und zu dem im Jahre 651 gegründeten Benediktinerkloster Stablo (franz.: Stavelot) in Belgien, das Dekanatssitz war.
Zusammen mit Lucia, Veit und Albin
In der heutigen Kapelle befindet sich auf der rechten Seite des Altars, in dessen Mitte Maria mit dem Kind steht, eine Holzstatue des hl. Cornelius, auf der linken Seite eine Statue der hl. Lucia, beide etwa 50 cm hoch. Laut den Kunstdenkmälern des Kreises Prüm, 1927, stammt der Holzaltar vom Ende des 17. Jahrh. Cornelius - als eine etwas füllige Person dargestellt - hält in der rechten Hand den Kreuzstab, in der linken ein goldenes Horn sowie ein aufgeschlagenes Buch.
Holzstatue des hl. Cornelius in der Welchenhauser Kapelle. (Foto 10.9.1994)
Weitere Statuen zeigen den hl. Albin, der als Beschirmer des Viehs gilt, und den hl. Valentin (Kurzform: Veit), der ebenso wie Cornelius besonders bei der Epilepsie angerufen wird (daher auch die Bezeichnung Veitstanz). Wie in Machern an der Mosel und in Riveris werden also auch hier beide Fallsucht-Patrone nebeneinander verehrt. Die Zweitpatronin der Kapelle, die hl. Lucia, die wie in der Corneliuskirche von Brandscheid mit einem Messer durch den Hals dargestellt ist, gilt als Helferin bei Halskrankheiten.
Vor allem Helfer bei Schafkrankheiten
Heute finden sich am Festtag des Cornelius meist nur noch die Verwandten der Dorfbewohner ein; früher wurde weit größer gefeiert, u. a. mit einer Kirmes. Über lange Zeit gab es Prozessionen nach Welchenhausen. Belegt ist, dass bis 1845 jeweils Ende Juni aus sechs bis sieben Nachbarorten Wallfahrten unter Führung eines Geistlichen zur Kapelle unternommen wurden. Dabei wurde Cornelius nicht nur bei Epilepsie, der "Cornelius-Krankheit", als Fürbitter angerufen, sondern vor allem auch bei Krankheiten der Schafe. Schafzüchter und Schäfer pflegten dabei auch lebende Schafe und Lämmer sowie Wolle zu opfern. Die geopferten Schafe wurden dann von ihnen unentgeltlich weitergefüttert. Den Erlös aus dem Verkauf der Tiere lieferte man an die Kapelle ab. 1765 wird von 45 solcher "Kapellenschafe" berichtet. Bis zur Französischen Revolution 1789 erbrachten diese Schafe die meisten Einnahmen für die Kapelle.
Anders als früher ist heute der Vorname Cornelius in der Gegend selten geworden. Die Namensträger wurden meist Neli, Nelles oder auch Conni (vgl. Scheid) gerufen.
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