Corneliuskapelle in Scheid
Granatsplitter durchschlug die Seite des Heiligen
Im Landkreis Daun am Ortsrand der kleinen Gemeinde Scheid in der Schnee-Eifel auf über 500 m Höhe, nur etwa 3 km vom Grenzübergang nach Belgien entfernt, steht ganz von Grün umgeben die Corneliuskapelle, ein moderner, weißer Bau mit turmartigem Anbau für die Glocke. Vom langjährigen Bürgermeister des Ortes, Heinzius, war dazu folgendes zu erfahren: Die Kapelle wurde 1968 erbaut als Nachfolgerin einer kleinen Kapelle in der Dorfmitte. Dieser aus Bruchsteinen bestehende Vorgängerbau datierte laut Prof. Zender vom Jahre 1739. Der Zustand war aber mit der Zeit so schlecht geworden, dass er schließlich abgerissen und durch den heutigen, weit größeren Neubau ersetzt wurde. Ein großes Kreuz erinnert noch an den früheren Standort.


Die heutige Corneliuskapelle in Scheid von 1968. (Foto 10.9.1994)

Die neue Kapelle, von den Dimensionen her schon eher als Kirche anzusprechen, hat wie die alte Kapelle als Hauptpatron den hl. Cornelius, als Nebenpatron die hl. Apollonia (gegen Zahnweh angerufen). Warum diese Heiligen erkoren wurden, ist nicht bekannt. Durch den Ort führte aber die "Napoleonstraße" nach Aachen, die auch als Pilgerstraße nach Kornelimünster benutzt wurde. Vielleicht liegen hier Gründe für die Wahl des hl. Cornelius.

Die Cornelius-Statue der heutigen Kapelle links vom Altar stammt aus der alten Kapelle. Es ist eine farbige Gipsfigur im Stile des 19. Jahrh.: Der jugendlich wirkende Cornelius hält in der Rechten ein goldenes Horn hoch, das mit der kleinen Öffnung nach oben zeigt (ein Jagdhorn, um darauf zu blasen, oder ein Trinkhorn, das er ausgießt?). Die Linke umfasst den Knauf eines langen Schwertes, da er laut Legende enthauptet wurde.



Die Cornelius-Statue aus der alten Kapelle in Scheid. Im blauen Gewand rechts vom Schwert ein Loch infolge eines Granatsplitters. (Foto 10.9.1994)



Als am 15. März 1945 die Amerikaner das Dorf besetzten, trieben sie die Bewohner in der Kapelle zusammen. Von deutscher Seite wurde weiter ins Dorf geschossen. Ein Granatsplitter schlug in die linke Seite der Corneliusstatue ein; sonst wurde aber niemand verletzt. Zur Erinnerung wurde dieses Loch absichtlich nicht repariert und ist noch heute an der Statue zu sehen.
Die kleine Glocke am modernen Glockenturm stammt ebenfalls aus der alten Kapelle, wo sie in einem kleinen Türmchen hing. Etwa im Jahre 1943 war sie von den Nazis weggenommen worden, um für Kriegszwecke eingeschmolzen zu werden. In der Nacht machten sich einige Bauern aus dem Dorf auf den Weg und holten sie wieder zurück.

Grabstein diente als Altarplatte
Aus der alten Kapelle wurde auch die alte, teilweise verwitterte Altarplatte übernommen und an der linken Außenwand des Neubaus befestigt. Anscheinend war diese große, rote Platte ursprünglich ein Grabstein. Unter einem großen eingemeißelten Kreuz steht eine Inschrift, die etwa wie folgt zu entziffern ist:
OBYTAN
NO 1750 DEN
Z DECEMBRIS
JOHANN ESHEIN
REICHCRE
MER

(vielleicht so zu lesen: Es starb im Jahre 1750 am 10. Dezember Johannes Heinrich Cremer). Im Stein befindet sich eine rechteckige Vertiefung für Reliquien. Beim Ausbau der Altarplatte wurde hieraus ein kleines Kästchen entnommen, das offenbar Reliquien enthielt. Es wurde ungeöffnet in die Altarplatte der neuen Kapelle eingesetzt.

Corneliusschafe gehalten
Aus der alten Kapelle wurde auch die Statue der hl. Apollonia in die neue Kapelle überführt. Sie genießt anscheinend größere Popularität als der hl. Cornelius, an dessen Festtag heute lediglich eine feierliche Messe gehalten wird. Früher war dies wohl anders. Laut Prof. Zender wurde das Corneliusfest "mit viel Zulauf gefeiert". Es seien "Corneliusschafe gehalten" und Cornelius sei als Patron gegen die Fallsucht verehrt worden.

"Conni" war nicht ungebräuchlich
Obwohl der Vorname Cornelius heute selten geworden ist, kennt Bürgermeister Heinzius noch mehrere Personen aus der Gegend, die diesen Namen tragen. In der Regel würden sie Conni (vgl. Welchenhausen) gerufen, einer auch Kornel (1. Silbe betont).
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