Corneliuskapelle in Neuss-Selikum
Höhepunkt der Wallfahrt in den 1930er und 1940er Jahren
Etwa 4 km südlich der Neusser Innenstadt steht im Ortsteil Selikum in landschaftlich reizvoller Lage nahe der Erft die weiß getünchte Corneliuskapelle. Ihr gegenüber liegt der rote Backsteinbau von Gut Selikum aus dem Jahre 1859, gleich daneben, halb hinter Bäumen verborgen, das Wasserschloss Reuschenberg, auch Haus Selikum genannt. Es wurde urkundlich erstmals 1284 als Hof der Ritter von Selincheim erwähnt. Heute ist es die "Lehranstalt für Ernährung und Hauswirtschaft" der Landwirtschaftskammer Rheinland.



Die aus dem frühen 13. Jahrh. stammende Corneliuskapelle in Selikum. (Foto 5.6.1993)



Die Kapelle war bei einem Luftangriff auf Neuss am 29.11.1944 erheblich beschädigt worden. Ihre heutige Gestalt erhielt sie im wesentlichen bei der Wiederherrichtung im Jahre 1950. An dieser Stelle soll sich nach verschiedenen Darstellungen schon seit 1.000 Jahren eine Verehrungsstätte des hl. Cornelius befunden haben.

1990 erschien hierüber ein mit vielen Dokumenten und Bildern ausgestattetes Buch von Winfried GODDE unter dem Titel Die Wallfahrt zur Kornelius-Kapelle in Neuss-Selikum, das die gekürzte Fassung von Goddes Examensarbeit an der Universität Eichstätt (1987) ist. Die nachstehenden Ausführungen beruhen im wesentlichen auf dieser sehr ergiebigen Arbeit.

Cornelius-Verehrung vermutlich seit dem 13. Jahrh.
Als Ergebnis von Ausgrabungen in den Jahren 1985/86 kann die Entstehungszeit der Kapelle in den Beginn des 13. Jahrh. datiert werden. Für eine schon 1.000-jährige Verehrung des Heiligen an dieser Stelle gibt es danach keine Anhaltspunkte. Offenbar gehörte die Kapelle als so genannte Eigenkirche zu Haus Selikum und wurde wahrscheinlich von dessen Besitzern errichtet. Wie die Ausgrabungen ebenfalls ergaben, diente die Kapelle auch als Begräbnisstätte, und zwar vermutlich für die Herren von Selikum bis zum Jahre 1341.
Ob die Kapelle schon von Anfang an, also seit Beginn des 13. Jahrh. dem hl. Cornelius geweiht war, liegt im Dunkeln. Laut einem undatierten "Pro Memoria", einem vermutlich in der 2. Hälfte des 17. Jahrh. verfassten Vermerk ist die "so genante Sancti Corneli Cappell" von der damaligen Besitzerin des Hauses Selikum, dem "freyfreulein von Reuschenberg errichtet" worden. Offenbar war dabei jedoch nicht die Errichtung, sondern wohl nur eine Restaurierung oder die bauliche Erweiterung um die heutige Sakristei gemeint. 1607 wird zum ersten Mal eine Wallfahrt noch Selikum erwähnt. Die Selikumer Kapelle selbst und ihr Cornelius-Patrozinium sind erstmalig 1623 genannt. Danach war damals ein Straßburger Domvikar namens Friedrich von Werden "possessor" (= Pfründner, Altarist) der Kapelle des hl. Cornelius.
Den Umständen nach vermutet Godde, dass die Kapelle nicht erst seit 1573, sondern schon von Anfang an dem hl. Cornelius geweiht war.

Barock, neugotisch, romanisierend
1628 übernahmen die Jesuiten die bis dahin von Franziskanern betreute Kapelle. In ihren Händen lag dann die Betreuung für über 150 Jahre, nämlich bis zur Auflösung des Ordens im Jahre 1773. Dann fiel die Kapelle der Neusser Hauptpfarrei St. Quirin zu. Nach mehreren Zwischenstationen gehört sie seit 1962 zur Reuschenberger Pfarrei St. Hubertus.
Von den Jesuiten wurden 1635 und 1771 größere Renovierungen vorgenommen. 1899 erfolgten erhebliche Umbauten, wobei die vorher barocken Formen dem zu dieser Zeit beliebten neugotischen Stil weichen mussten. Nachdem die Kapelle 1944 durch Bomben beschädigt worden war, nahm 1955 die Stadt Neuss, die bereits 1912 das gesamte Gut einschließlich der Kapelle von dem damaligen Eigentümer Dietrich Freiherr von Boeselager erworben hatte, größere Veränderungen vor. Dabei erhielt die Kapelle ihre heutige schlichte, dem romanischen Stil nachempfundene Form. 1985 fanden die letzten Renovierungsarbeiten statt.

Letzte Reliquien 1937 aus Rom
Bei der heutigen Ausstattung weisen folgende Gegenstände auf den hl. Cornelius hin:
Braune Büste des Heiligen aus massivem Eichenholz rechts vor dem Chor. Cornelius mit der Tiara auf dem Haupt hält in der linken Hand den Papststab, in der rechten ein Horn. Am Fuße der Büste ist eingeschnitzt: S. CORNELIUS. Möglicherweise war sie früher farbig bemalt. Am Boden der Statue fand man eine Reliquie des hl. Cornelius zusammen mit einem kleinen Zettel mit der Zahl 1705. Reliquie und Zettel befinden sich heute in einem kleinen Reliquiar, das in einer Konsole an der rechten Chorwand eingelassen ist. Unter dem Reliquiar ist zu lesen: "Reliquie aus der Holzbüste von 1705: erhielt diesen Ehrenplatz 1939". Hierauf könnte sich die folgende Stelle aus den von den Jesuiten angefertigten Jahresberichten, den "Litterae Annuae", für das Jahr 1692 beziehen:
"Am Festtag des heiligen Cornelius machten wir eine feierliche Prozession zur Kapelle vor der Stadt, die dem hl. Cornelius geweiht ist. Wir haben in Rom einen vollkommenen Ablaß erhalten und führten das ehrwürdige Sakrament mit und die neuen Reliquien dieses Heiligen, die in einem Reliquiar eingeschlossen sind."
– Reliquiar in Form einer Strahlenmonstranz links vor dem Chor.
Auf der Spitze der Monstranz steht das Papstkreuz als Zeichen für den hl. Cornelius. Am Boden des Behälters, in dem die Monstranz ausgestellt ist, finden sich in Kupfer getrieben die Worte: SANCT CORNELIUS.
Laut Godde kann nicht mehr gesagt werden, seit wann sich dieses Reliquiar und die Büste im Besitz der Kapelle befinden. Der Vermerk der Jesuiten vom Jahre 1692 könnte sich sowohl auf die Büste wie auf dieses Reliquiar beziehen.

– Reliquiar in Form einer Monstranz in der rechten Chorwand.
Nach den Angaben auf dem zugehörigen Podest wurde dieses Reliquiar 1938 von dem Neusser Goldschmiedemeister H. Bienefeld angefertigt. Danach ist die Reliquie des hl. Cornelius am 30. 12. 1937 aus Rom an den Pfarrer Langenbach gelangt, der zu dieser Zeit für die Kapelle zuständig war. Zusammen mit der Reliquie habe der Pfarrer auch eine vom römischen Generalvikar, Kardinal Marchetti Salvaggiani, ausgestellte Urkunde erhalten, die die Echtheit der Reliquie bezeuge.

– Goldgerahmtes Wallfahrtsbild an der rechten inneren Kirchenwand.
Bis 1950 hing das auf eine dicke Eichentafel gemalte Bild draußen links neben dem Eingang. Es zeigt Cornelius, wie er einen Ritter und einen Pilger segnet, die zu seinen Füßen knien, wobei er in seiner Linken das Papstkreuz hält, an dessen unterstem Querstab ein Horn hängt.
Godde meint hierzu, der Maler des Bildes habe wohl eher darstellen wollen, dass der hl. Cornelius für Reiche und Arme da ist. Da Selikum immer nur ein Wallfahrtort mit regionaler Bedeutung gewesen sei, wäre die dargestellte Pilgerausrüstung wohl übertrieben gewesen.
Die Entstehungszeit des Bildes ist unbekannt. Während einige glauben, es sei in der Mitte des 18. Jahrh. entstanden, halten es andere für über 100 Jahre älter und datieren es in die Zeit des 30-jährigen Krieges.
Ein so genanntes Andachtsbild aus dem Jahre 1944. Auf der Rückseite heißt es, gefolgt von einem "Gebet zum hl. Kornelius":
"Andenken an den Wallfahrtsort Neuß-Selikum. Seit mehr als tausend Jahren Verehrungsstätte des hl. Papstes und Märtyrers Kornelius sowie der Mutter vom Guten Rat und der hl. Büßerin Maria Magdalena."

Wallfahrt schon vor 1607
Schon vor 1607 war die Corneliuskapelle ein Wallfahrtsort. In einem alten Rentbuch der Pfarrei St. Cyriakus in Neuss-Grimlinghausen, das allerdings schon großenteils zerfallen ist, heißt es über das Jahr 1607, dass die Pfarre eine "prozessio zu Selikem Ao 607 wieder anfangen", da eine "solche Pest gewesen", und zwar wie sie "zu alter Zeit" gehalten wurde. Über den Hergang der Prozession berichtet das Rentbuch für das Jahr 1615. Danach fand die Wallfahrt sowohl in Kriegs- wie auch in Friedenszeiten statt, und zwar schon um 5 Uhr in der Frühe. Man zog feierlich mit Kreuz und Fahnen nach Selikum. An der Kapelle hielt der Pastor ein Ansprache und die Kapläne sangen feierliche Lieder.
Nachdem 1628 der Jesuitenorden die Corneliuskapelle in Obhut genommen hatte, finden sich in deren "Letterae Annuae" viele Hinweise, aus denen hervorgeht, dass die Wallfahrten regelmäßig stattfanden und die Zahl der Pilger wuchs. Für die Jahre 1634, 1635 und 1636 heißt es dort, die Prozessionen erfolgten zur Abwehr der Pest und damit "niemand von der Pest hinweggerafft werde, der nicht vorher noch gebeichtet und die hl. Kommunion empfangen" habe. Hauptsächlich fanden aber die Wallfahrten, um die Hilfe des hl. Cornelius bei Epilepsie, Fieberkrankheiten und Viehseuchen zu erflehen. Daneben wurde die Kapelle aber auch von einzelnen Betern aufgesucht, So ist im "Jahresbericht" von 1771 zu lesen: "Es war so, daß kaum ein Tag verging, an dem dieser heilige Wundertäter keine Beter hatte."

Dorfgelübte zur Verschonung von der Pest
Anscheinend ist die Wallfahrt nach Selikum nie unterbrochen worden. Besonders treue Verehrer und Pilger waren die Einwohner des Neusser Vorortes Holzheim. Der Überlieferung zufolge gelobte Holzheim, als eine Pest in Neuss wütete, jedes Jahr am Fest des hl. Cornelius zur Wallfahrtskapelle zu pilgern, sollte der Ort von dieser Seuche verschont bleiben. Nachdem sie auch wirklich hiervon unberührt blieben, erfüllten sie seitdem und auch heute noch jährlich ihr Versprechen. Wahrscheinlich war mit der Pest eine fürchterliche Schweinepest gemeint, die nachweislich im Jahre 1771 das Vieh bedrohte.

Die Beteiligung an dieser Holzheimer Wallfahrt war in früheren Jahren ungewöhnlich stark im Verhältnis zur Größe des Ortes. Ihre lange Tradition wird auch durch eine am 16. 9. 1940 ausgestellte Urkunde belegt. Danach war "die noch rüstige fast 91 Jahre alte Frau Witwe Adelheid Küpper aus der zur Pfarrei St. Martinus in Holzheim gehörigen Ortschaft Winkel ununterbrochen 80 Jahre hindurch zur uralten Verehrungsstätte des großen Volksheiligen Kornelius in Neuß-Selikum gepilgert".


Gebetserhörungen
In seinem Buch über die Cornelius-Wallfahrt führt Winfried Godde eine Anzahl von wunderbaren Gebetserhörungen auf. Aus den "Litterae Annuae" der Jesuiten:

1733:
"Ein junger Mann, der an Fallsucht litt, hatte in der Kapelle, die dem hl. Cornelius in Selikum geweiht ist, einige Wochen um die Hilfe des Heiligen mit frommer Eindringlichkeit so lange gefleht, bis er schließlich seine Hilfe beschwor. Nun bekennt er, von dem seit langem üblen Leiden durch die Fürbitte des hl. Cornelius befreit zu sein."

1755:
"Ein Mädchen, das an Fallsucht litt, wurde durch die Hilfe des hl. Cornelius ... wieder gesund. Als die Mutter in die Kapelle gegangen war, um eine Wachsjungfrau zu opfern, begann die Tochter sich besser zu fühlen und ist nun wieder gesund wie früher."

Aus Berichten on Neusser Bürger über Gebeteserhörungen zur Mitte des 20. Jahrh.: "So wird von einem Neusser Ehepaar erzählt, welches trotz großen Kinderwunsches viele Jahre kinderlos blieb. In ihrer Not wandte sich die Frau an den hl. Cornelius und gelobte, ein Jahr lang jeden Nachmittag zu seiner Kapelle in Selikum zu gehen, sollte ihr Wunsch nach Kindern in Erfüllung gehen. Der hl. Cornelius erhörte ihren Wunsch und ließ sie Kinder bekommen. Die Frau erfüllte mit großem Dank ihr Gelübde."

"Ein andere Wundergeschichte berichtet von einer ca. 40 Jahre alten Frau, welche sehr schwer krebskrank war und wohl bald sterben sollte. Da machte sie sich trotz ihres geschwächten Zustandes noch einmal auf, um zum hl. Cornelius zu pilgern und ihn um Hilfe und Heilung anzuflehen. Mit Hilfe anderer schaffte sie es auch, zur Corneliuskapelle zu gelangen. Danach ging sie mit ihren Helfern und Freunden wieder nach Hause. Noch unterwegs verspürte sie eine Besserung ihres Zustandes und wurde von Tag zu Tag gesünder und kräftiger. Diese Frau hat noch lange und gesund gelebt und ist erst in hohem Alter gestorben. Aus Dankbarkeit für diese Hilfe ziehen auch heute noch die Tochter und ihr Schwiegersohn jedes Jahr zum hl. Cornelius."


"... neigte sich vom Altar und segnete das Paar"
Die "Neußer Zeitung" veröffentlichte am 1. und 2. 12. 1940 eine Erzählung des Neusser Dichters Karl Schorn, die den Titel trägt: "Das Mirakel von Selikum – Legende vom Niederrhein". In der Zusammenfassung von Godde lautet sie so:
"Darin wird erzählt, wie einst im Mittelalter der Burgherr von Selikum durch einen jungen Künstler die Corneliuskapelle ausschmücken läßt. Als aber des Burgherrn Töchterlein sich in den Künstler verliebt und dieser sich in sie und die beiden heiraten wollen, da fährt der stolze Burgherr dazwischen und poltert: Da müßte schon der römische Papst selber ihren Bund segnen, ehe er zustimmen wolle. Und eben dies geschieht. Der hl. Papst Cornelius neigt sich vom Altar der Kapelle herab und segnet das Paar. Die glückliche Hochzeit wird danach mit Meßwein und Apelltaaten gefeiert."
Wallfahrts-Promotor Quirinus Jaegers
Ab 1930 erfuhr die Wallfahrt zum hl. Cornelius einen riesigen Aufschwung. Auslöser hierfür waren nicht in erster Linie die damalige wirtschaftliche Not oder später die politischen Verhältnisse, sondern der Neusser Kaufmann Quirinus Jaegers (1879–1955), den man schon bald "das Unikum von Selikum" nannte. Mit bewundernswerter Energie und großem Ideenreichtum setzte er sich für die Cornelius-Wallfahrt ein. Während sich bis dahin die Pilgerfahrten auf den Raum Neuss beschränkten, kamen durch seine Initiative später Prozessionen auch aus vielen Pfarreien der weiteren Umgebung, insbesondere auch aus Düsseldorf. Der Höhepunkt war 1936, als in der vom 6. September bis 11. Oktober währenden Festzeit 62 Prozessionen nach Selikum kamen, davon allein 25 aus Düsseldorf. Bis zu 32.000 Wallfahrer sollen 1936 die Corneliuskapelle besucht haben.
Obwohl während des Krieges Prozessionen nicht gestattet waren, kamen 1941 insgesamt 22.560 Pilger zur Kapelle, 1943 sogar 22.770. Am 21. September 1941 predigte der Dominikaner-Pater Vinzenz aus Berlin vor 4.500 Menschen.

Quirinus Jaegers gab 1933 ein "Korneliusbüchlein" heraus, das mit vollem Titel Sankt Kornelius, Papst und Märtyrer lautet. Es enthält eine Messe, eine Andacht, eine Litanei, einen Gesang und eine Anzahl Gebete. In der Litanei wird vor allem um die Fürbitte des Heiligen bei "Fallsucht, Krämpfen und anderen Nervenleiden" gefleht. Darüber hinaus heißt es dort: "Daß du uns nach dem Beispiele des heiligen Kornelius aufrichtige Freundschaft und Liebe zum Nächsten einflößen wollest". Gemeint ist hier dessen Freundschaft mit dem hl. Cyprian. Im Laufe der Jahre ließ Jaegers eine ganze Anzahl von Postkarten und Andachtsbildchen drucken sowie Wallfahrtsfähnchen und "Kornelius-Medaillen" herstellen. 1934 wurden am Neusser Prozessionsweg 14 Kreuze aufgestellt.
Seit den 1950er und 1960er Jahren gingen die Wallfahrten stark zurück. Dies entsprach dem Zeittrend, lag aber wohl auch daran, dass sich kein Quirinus Jäger mehr für sie einsetzte.


Aus dem 1933 erschienenen "Korneliusbüchlein" von Quiriinus Jaegers (erster Teil):

Gebet zum heiligen Kornelius um rechte Freundschaft.
Heiliger Kornelius, du hieltest stets treu zu deinem guten Freunde, dem heiligen Zyprianus. Euch beiden ging die Not der verfolgten Christen, die damals für den heiligen Glauben gemartert wurden, tief zu Herzen. Ihr waret ja auch selbst stets in Gefahr, euer Leben zu verlieren. Da habt ihr nun in heiliger Freundschaft immer wieder euch gegenseitig getröstet, im Glauben bestärkt und zu standhaftem Ausharren ermuntert, und schließlich seid ihr beide für den göttlichen Heiland als Märtyrer gestorben. Am selben Tage des Monates September ginget ihr für Christus in den Tod, und am selben Tage feiert die Kirche euer Fest gemeinsam. Nun freut ihr euch in seliger, nie endender Freundschaft droben im Himmel. Die Kirche aber hält das Andenken an eure gegenseitige Liebe noch immer hoch in Ehren. So oft ein Priester die heilige Messe liest, gedenkt er vor der heiligen Wandlung deiner, heiliger Kornelius, und im selben Atemzuge auch deines lieben Freundes, des heiligen Zyprianus, die ihr im Leben so treu zusammengehalten habt.


Nachher zum Lohn die "Appeltaat"
In der Neusser Mundart ist "Appeltaat" ein Kuchen aus Hefeteig und Apfelkompott, der seit mindestens 1852 während der Wallfahrtszeit in Selikum angeboten wird. Der "Niederrheinische Geschichtsfreund" von 1881 schrieb hierzu:
"Weil das Fest in die Zeit der Apfelernte fällt, werden von vielen Krämern Aepfeltörtchen feilgeboten, die denn auch so zahlreich von den Pilgern gekauft und gegessen werden, daß davon das Fest im Munde des Volkes die Benennung ´Selikumer Appeltartenfest´ erhalten hat. Mancher verschmäht es nicht, solche Aepfeltörtchen als Wallfahrtsgeschenk den Seinigen nach Hause mitzubringen".
In der NGZ, einer Neusser Tageszeitung, hieß es noch 1950 (Ausgabe vom 18. 9.) zur Beliebtheit der Appeltaate:
"Zahlreiche Händler boten die herkömmliche Appeltaat zum Verkauf an. Und so sah man, wie die Mütter von ihren Kleinen gequält wurden, die nicht eher Ruhe ließen, bis sie in die saftige Appeltaat beißen konnten. Die Mütter hatten Verständnis dafür, denn ihrer Kindheit war die Appeltaat auch der verheißene Lohn für die unternommene Selikumwallfahrt".
Die Form der Appeltaate hat sich mehrmals geändert. Vor dem 2. Weltkrieg waren es runde Törtchen, ab 1930 waren es Apfeltaschen, heute werden sie als große Kuchen auf einem Blech gebacken.

Cornelius-Gesellschaft zur Traditionspflege
Ende 1970 wurde auf Initiative engagierter Selikumer Einwohner die "Cornelius-Gesellschaft" gegründet, die es sich zur Aufgabe macht, die Tradition der Cornelius-Verehrung zu erhalten. So sorgt sie dafür, dass die Pilger wie früher bei einer Wallfahrt in der Festzeit nach der Messe oder Andacht mit Appeltaaten "belohnt" werden können. Sie ließ auch die früher mit der Cornelius-Oktav verbundene Kirmes wiederaufleben, die 1870 zuletzt stattgefunden haben soll. Seit 1970 feiert man nun wieder drei Tage lang mit Bällen, Frühschoppen, Kinderbelustigungen und Konzerten.
Ein anderer Hinweis auf die große Popularität des hl. Cornelius im Neusser Raum: Beim großen Neusser Bürger-Schützenfest bildete der Schützenkönig des Jahres 1962/63, Heinrich Lentz, auf seinem Königsorden den hl. Cornelius ab.
Eine alte Brücke über die Erft, heute unmittelbar neben der Durchgangsstraße gelegen, dem Nixhütter Weg, heißt Cornelius-Brücke. Hierüber ging früher der gesamte Verkehr.
Wohl nicht unmittelbar mit dem hl. Cornelius dürfte der Corneliusweg zu tun haben, der vom Nixhütter Weg nahezu schräg gegenüber dem Schild abgeht, das zur Corneliuskapelle weist. Da in diesem Wohnviertel die Straßen nach bekannten Malern benannt sind, dürfte der Name eher auf den Maler Peter von Cornelius zurückgehen.

Was die Schreibung des Namens Cornelius anbetrifft, so zeigt sich in Selikum die Unsicherheit besonders deutlich. In der grundlegenden Arbeit von Godde (1987) über die Wallfahrt wird konsequent die Schreibung "Kornelius-Kapelle" verwandt. Auch in den dort wiedergegebenen Unterlagen seit etwa 1930 findet sich meist die Schreibung mit K, allerdings durchaus nicht einheitlich. Die beiden Schilder an der Kapelle selbst ebenso wie das große Hinweisschild am Nixhütter Weg zeigen die Schreibung mit C: Corneliuskapelle.


Gesang zum heiligen Kornelius
(Nach der Melodie des Neußer Quirinusliedes.)
1. Zu dir schick ich mein Gebet,
Das um deine Hilfe fleht,
Heiliger Kornelius!
Deine Fürbitt’ ruf ich an,
Hilf, daß ich dir folgen kann.
Heiliger Kornelius!

2. Hoch erglänzt die Himmelskron,
Die dir ward zum ew’gen Lohn,
Heiliger Kornelius!
Sei du mir ein heller Stern,
Der mir leuchtet nah und fern.
Heiliger Kornelius!

3. Sündern löstest du die Schuld,
Ihnen galt stets deine Huld,
Heiliger Kornelius!
Führtest sie ins Vaterland
Mit der Palme in der Hand.
Heiliger Kornelius!

4. Bitte, daß mich Gottes Gnad’
Leite auf der Tugend Pfad;
Heiliger Kornelius!
In Versuchung steh mir bei,
Halte mich von Sünden frei.
Heiliger Kornelius!

5. Segne Frucht und Ackerland,
Schütz vor Wasserflut und Brand;
Heiliger Kornelius!
Halte fern der Teurung Not,
Krankheit, Krieg und bösen Tod.
Heiliger Kornelius!

6. Wenn der letzte Abend sinkt,
Und zur Grabsruhe winkt,
Heiliger Kornelius!
Führe dann an deiner Hand
Meine Seel’ ins Vaterland!
Heiliger Kornelius!

Aus dem 1933 erschienenen "Korneliusbüchlein" von Quirinus Jaegers.


Weiter zum nächsten Kapitel: Pfarrkirche Geyen
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zurück zur Zeittafel