Auch das C nicht problemlos
Das C am Anfang von Cornelius/Cornelissen macht bei weitem nicht so viele Schwierigkeiten wie das ß/ss, aber "so ganz ohne" ist es auch nicht, weder bei der Aussprache noch bei der Schreibung. Zwar dürfte niemand mit deutscher Muttersprache auf die Idee kommen, Cornelius mit z, also Zornelius zu sprechen, für einen Ausländer ist dies aber etwas ganz anderes. Der Duden (Band 9, Richtiges und gutes Deutsch, 1997) führt für die Aussprache des c vier verschiedene Möglichkeiten an:
1. wie k vor a, o, u und vor den Konsonanten l und r: Come-back, clever
2. wie ß vor e, i, y in englischen, französischen und spanischen Wörtern: Cent, City
3. wie tsch vor e und i in Fremdwörtern italienischer Herkunft: Cello, Cinquecento
4. wie z vor ä, e, i ö, y vor allem in Wörtern aus dem Griechischen oder Lateinischen: Cäsar, Celsius.
Der Duden erwähnt nicht eine weitere Variante, nämlich die Aussprache in den slawischen Sprachen. Dort wird das c meist wie tz gesprochen, keinesfalls als k. So muss z. B. im Ungarischen Papst Cornelius mit k (= Kornél pápa) geschrieben werden, damit ein k-Laut zu sprechen ist. Gleiches gilt im Polnischen (Papst Korneliusz).


C oder K: keine absolute Regelung
Die zweifelhafte Ehre, dass Namen und Fremdwörter, die mit einem k-Laut beginnen, häufig sowohl unter C wie K zu finden oder vielmehr zu suchen sind, beruht auf der nicht eindeutigen Festlegung bei den Rechtschreibereformen zu Beginn des 20. Jh. Forscht man im einschlägigen Schrifttum nach, findet man kaum etwas zur c- bzw. k-Schreibung. Der Verfasser fragte daher bei der Sprachberatungsstelle der Dudenredaktion in Mannheim nach. In deren Antwortschreiben vom 6.11.1991 hieß es hierzu:
"Die eindeutschende Schreibung z/Z bzw. k/K für c/C kommt etwa seit dem 16. Jahrhundert gelegentlich vor, seit dem 19. Jahrhundert dann häufiger. Maßgebend für den einschlägigen Schreibgebrauch wurden die Schreibweisen des preußischen und des bayerischen Regelbuchs und die daran anknüpfende erste Auflage des Dudens von 1880, später die Rechtschreibereform von 1901.
Was die eindeutschende Schreibung von Namen betrifft, so können Sie aus dem Vorwort zur 7. Auflage des Dudens entnehmen, daß hier "der persönlichen Auffassung ein gewisser Spielraum" bleibt. Es steht denn auch "Cyprianus" neben "Kornelia"; d. h. eine absolut bindende Regelung gibt es nicht. Bei den Heiligennamen "Cornelius" und "Cyprianus", zumindest wenn sie nicht als Vornamen, sondern als Eigennamen bestimmer historischer Persönlichkeiten stehen, ist aber die historisch richtige Schreibung mit C vorzuziehen."
Der heilige Cornelius sollte also danach weiterhin mit C geschrieben werden. Etwas schwieriger ist es mit dem Vornamen Cornelius, obwohl auch dieser auf den heiligen Cornelius zurückgeht. Hier mag in der Tat ein Spielraum für die persönliche Auffassung sein. In der oben erwähnten 7. Auflage des Duden von 1902 schrieb Konrad Duden im Vorwort, die Schreibweise der Familiennamen sei unantastbar, aber Vornamen müssten den allgemeinen Regeln folgen, Schreibungen wie Carl und Conrad seien nicht mehr zulässig.
Dem kann man folgen, da Karl und Konrad deutsche oder aus Carolus bzw. Conradus eingedeutschte Namen sind. Wenn aber der ursprüngliche lateinische Name wie bei Cornelius unverändert beibehalten wird, bietet sich auch die Beibehaltung der ursprünglichen Schreibweise an. So dürfte es z. B. angebracht sein, die eingedeutschte Form Zyprian mit Z zu schreiben, bei der Verwendung der ursprünglichen Form Cyprianus aber die Schreibweise mit C beizubehalten.

Die Regelung im Duden
Was vorstehend speziell zu Cornelius ausgeführt ist, wird im wesentlichen durch die Regeln des Duden von 1996 bestätigt (21., völlig neu bearbeitete Auflage, d. h. nach der Rechtschreibreform). Regel 91 lautet:
"Die Schreibung der Familiennamen unterliegt nicht den allgemeinen Richtlinen der Rechtschreibung. Für sie gilt die standesamtlich jeweils festgelegte Schreibung."
Will man also beim Familiennamen die Schreibung ändern, ist dies grundsätzlich eine Namensänderung mit allem behördlichen Drum und Dran.
Regel 92 lautet:
"Für die Schreibung der Vornamen gelten im Allgemeinen die heutigen Rechtschreibregeln."
Hierzu ist angemerkt:
"Bei einer Reihe von Vornamen sind unterschiedliche Schreibweisen üblich."
Als Beispiel für die C/K-Schreibung sind angeführt: "Claus neben Klaus; Clara neben Klara."

Der Verfasser einschließlich der gesamten Familie sind der festen Meinung: Die Schreibung mit C ist nicht nur historisch die bessere oder richtigere, sondern auch die "schönere", "harmonischere" und dem fremdländischen Wort Cornelius "gemäße" Schreibung.

Peinlich, peinlich
Deutsches Turnfest 1987 in Berlin. Der TV Mühlhausen-Ülzen 1910 aus Unna chartert einen Bus und fährt mit rund 40 Teilnehmern zum großen Ereignis. Unter ihnen der 14-jährige Nils, Sohn von Jupp und Barbara Cornelissen aus Unna, die auch Vereinsvorsitzende ist. An der Grenze zur damaligen DDR zeigt Nils seinen Kinderausweis vor, der aber wegen des häufigen Gebrauchs nur noch mit Tesa-Film zusammengehalten wird. Der DDR-Grenzbeamte, sehr korrekt, lässt ein solches Papier nicht gelten und stellt einen Ersatzausweis aus, für den dann 10,00 Westmark zu "löhnen" sind. Für weitere 10,00 Westmark muss sich Nils ein Passfoto am Automaten machen lassen. Den Ersatzausweis hat Nils dann zu unterschreiben.
Er unterschreibt wie immer und auch richtig mit Nils Cornelissen. Im Kinderausweis steht aber noch Nils Cornelißen, obwohl die Schreibung mit ß 1985 berichtigt worden war.
Nils unterschreibt also nach Meinung des Grenzbeamten falsch. Und das beim Transit durch die Deutsche Demokratische Republik!
Die Sportskameraden im Bus warten und warten.
Was soll nun der Dienst habende Offizier der Nationalen Volksarmee machen? Einen ganzen Bus nicht zum Deutschen Turnfest durchzulassen, könnte politische Verwicklungen nach sich ziehen. Einen 14-Jährigen kann man auch kaum allein zurückbehalten.
Schließlich, nach vielem Hin und Her und nachdem Nils nochmals unterschrieben hat - diesmal mit "Cornelißen" -, lässt man den Bus passieren.


Seit 1908 deutsche Ortsnamen mit K
Vertrackt wird es bei dem Ortsnamen Kornelimünster. Konrad Duden sprach sich seinerzeit bei Ortsnamen wie Cassel, Castell (von lat. Castellum), Coblenz, Cöln (von lat. Colonia) für die Schreibung mit K aus. Dies sind aber deutsche bzw. eingedeutschte Namen. Bei Kornelimünster ist jedoch nur der zweite Teil des Namens wirklich eingedeutscht (ursprünglich: Cornelii monasterium = Kloster des Cornelius). Hinsichtlich des ersten Teils beschränkt sich die Eindeutschung auf die Schreibung mit K. Glücklicher wäre wohl die Beibehaltung der alten Schreibweise "Cornelimünster" gewesen. Die betreffenden Orte hatten aber damals keine Wahl. Durch ein Gesetz, dessen Umsetzung aber teils sehr zögerlich erfolgte, wurde 1908 für Deutschland die Schreibung der Ortsnamen mit K angeordnet . – In Kornelimünster war man dann auch konsequent: Im dortigen Bereich findet man den Heiligen nur mit K geschrieben.

Heute auch K in der Bibelübersetzung
Diese k-Schreibung entspricht heute auch der offiziellen Schreibweise der christlichen Kirchen im deutschsprachigen Raum. In der so genannten "Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift", 1980 herausgegeben im Auftrage der katholischen Bischöfe Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sowie des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, wird der von Petrus getaufte römische Hauptmann in der Apostelgeschichte Kornelius, also mit K geschrieben. Dies hat auch Tradition: Schon die Schäfer-Bilderbibel der Württembergischen Bibelanstalt Stuttgart führt den Hauptmann mit K auf. Im Gotteslob, einem heute in vielen katholischen Bistümern verwendeten Gebet- und Gesangbuch, ist entsprechend im Kanon der Messe Papst Cornelius mit K geschrieben.
Zur Verteidigung dieser Schreibweise kann man anführen: Wenn andere Länder Cornelius in ihre Sprache überführen wie z. B. die Franzosen mit Corneille oder Cornély, die Italiener mit Cornelio, die Niederländer mit Cornelis und die Polen mit Korneliusz, warum sollen dann die Deutschen den Namen nicht etwas eindeutschen und ihn mit K schreiben?
Allerdings ist das katholische Gebetbuch nicht ganz konsequent: Der heilige Cyprian, der im Kanon der Messe gleich hinter Kornelius folgt, ist mit C aufgeführt, nicht etwa mit Z, wie es der deutschen Schreibweise entspricht.

Im Duden doppelt gemoppelt
Auch im neuen Duden (Band 1, Rechtschreibung, 1996), der die Rechtschreibreform zum 1.8.1998 berücksichtigt, wird dem von Cornelius abgeleiteten Vornamen unverändert die Ehre zuteil, gleich zweimal aufgeführt zu werden, insgesamt sogar neunmal! Wie das? Zunächst ist unter dem Buchstaben C aufgeführt:
Cornelia, Cornelie (w. Vorn.);
Cornelius (m. Vorn.)
Unter dem Buchstaben K heißt es:
Kornelia, Kornelie, Kornelius
vgl. Cornelia, Cornelie, Cornelius


Kleines Weh ...
Würde das C aus der deutschen Schrift verschwinden, könnte man kaum noch eine alte Scherzfrage stellen:
Was bedeutet wC ?
(Kleines Weh am großen Zeh, ansonsten water closet = Wasserklosett)

Auch könnte nicht mehr die legere Ausdrucksweise benutzt werden: "wc wohl kaum".


Schon immer schwankend
Das Problem um die k-Schreibung hat offenbar Tradition und ist anscheinend international. Ohnehin nahm man es in früheren Jahrhunderten mit der Rechtschreibung nicht so genau. Ein Beispiel: Der 1689 geborene niederländische Schriftsteller "Hubert Cornelisz. Poot", in dieser Weise geschrieben in einem Werk aus den 1920er Jahren über die niederländische Literatur, ist dort auch in einem zeitgenössischen Stich wiedergegeben. Der Name auf dem Porträt aus dem Jahre 1719 lautet:
Hubert Korneliszoon Poot
Damals zogen also der Schriftsteller und/oder der Graveur die Schreibung mit K vor.


Eine Fahne ganz individuell
Feierei bei den Cornelissen in Unna-Mühlhausen. Silberhochzeit, vor allem: Barbara wird 50. Ein Fahne wird aufgezogen mit ihrem Konterfei auf beiden Seiten, dazu die Zahl 50. Moderne Drucktechnik machte es möglich.
Acht Tage später Jupps 58. Geburtstag. Auch er bekommt eine Fahne von der Familie, aber viel edler: Eigens für ihn entworfen und handgemalt von Altmeister Carl Heuer (1907–1994), einem der Profiliertesten in Unnas Künstlerszene, der lange in Mühlhausen gewohnt und gewirkt hatte.
Die eine Fahnenseite ist grün und zeigt Symbole für Jupps Engagement im Naturschutz: Baum, Biene, Schnecke und Kröte.
Die andere Seite steht für den Namen Cornelissen: Auf gelbem Grund (als Farbe der Päpste oder als Farbe des Korns?) ein grüner, viergeteilter Kreis. Im rechten oberen Viertel Bischofsstab und Bischofshut (für Cornelius, Papst und Bischof von Rom). Im Viertel daneben ein Zweig mit roten Kornellen. Im Viertel darunter ein blühender Kornelkirschenzweig. Schließlich im rechten unteren Viertel zwei Getreideähren mit einem Korngläschen (für Korn im Namen Cornelissen und für Jupps Beruf als Geschäftsführer der Kornbrenner).



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