Englischer Cornelius schon im 15. Jahrhundert
Aus The Oxford Dictionary of English Christian Names, 3. Ausgabe 1993, geht hervor, dass der Name Cornelius in England schon seit dem späten Mittelalter auftritt. So lebte laut Dictionary zu Beginn des 15. Jh. in Hansworth, Staffordshire, ein Cornelius de Wyrley; der Name sei in dieser Familie "viele Generationen hindurch" in Gebrauch gewesen. Weitere dort aufgeführte Beispiele für den Vornamen Cornelius sind:
Cornelius Clark, ein Zimmermann aus Oxford, 1506–1526 ,
Cornelys Smythe, 1504,
Cornelius Todd, Sohn eines Presbyterianers, geboren 1631,
Cornelius, Sohn von Seth. Wood, eines abgesetzten Pfarrers.
Darüber hinaus gab es einen Barockmaler namens Cornelius Johnson (1553–1661), der als der bedeutendste englische Porträtmaler des frühen 17. Jh. gilt.

Cornel, Cornelison, Cornelijsen bereits im 16. Jh.
Wie aus dem Kapitel "Tausende Cornel... im Mormonen-Archiv" weiter vorn im Einzelnen zu ersehen ist, tritt Cornelius einschließlich der Ableitungen auch als Familienname schon sehr früh und relativ häufig in Großbritannien auf, frühester Vertreter ist 1545 ein John Cornelius in London. Dann gab es 1540 einen Habraham Cornelus, ebenfalls in London. Ein Verbreitungsschwerpunkt war Cornwall. Handelt es sich dort vielleicht um eine Ableitung vom "Mann aus Cornwall"? (s. Kapitel "Die amerikanischen Cornels meist ebenfalls"). Auch die Formen Cornelious und Corneluis sind schon früh vertreten. Um 1568 taucht in Cambridge ein James Cornel auf. Mit dem Familiennamen Cornellis sind im Mormonen-Archiv 113 Personen unter England aufgeführt, die meisten schon im 17. Jh. Bereits 1541, 1573 und 1574 wird je ein Cornelison genannt, 1594 und 1599 jeweils ein Cornelijsen in Durham. Cornelisen erscheint 12 mal, erstmals 1695.
Das Spectrum Vornamenboek von van der SCHAAR, GERRITZEN und BERNS, 1994, gibt an, der Name Cornelis sei im 16. und 17. Jh. aus den Niederlanden nach England gekommen. Dies sei dadurch geschehen, dass Engländer, die damals in den dortigen Religionswirren in den Niederlanden Glaubensfreiheit gesucht hatten, bei ihrer Rückkehr nach England den Namen mitgebracht hätten.

Hat ein Cornelius Webb den "größten Goldschatz der Geschichte"
auf der Robinson-Crusoe-Insel versteckt?
Ein weiterer Nachweis dafür, dass der Vorname Cornelius im Britannien des 18 Jh.s wie auch heute durchaus geläufig war und ist, sind die nur gerüchtweise überlieferten Geschichten um den englischen Kapitän Cornelius Webb, der, wenn er überhaupt je gelebt hat, auf der Robinson-Crusoe-Insel einen riesigen Schatz geborgen und wieder versteckt hat. Sein Name wurde im letzten Jahrzehnt durch die Medien und eine Anzahl Publikationen der breiten Öffentlichkeit bekannt. Noch am 3.6.2012 berichtete das Zweite Deutsche Fernsehen in der Sendung Terra X über ihn.
Die Robinson-Crusoe-Insel, in einem einsamen Archipel 674 km westlich der Küste Chiles gelegen, wurde benannt nach dem Titelhelden des 1719 veröffentlichten Romans von Daniel Defoe – ein Klassiker der Weltliteratur. Defoe hatte sich von den Erlebnissen des britischen Seemanns Alexander Selkirk inspirieren lassen, der 1704 auf der Insel ausgesetzt worden war.

Die Schatzsaga lässt sich etwa so zusammenfassen:
Die spanischen Entdecker der Insel, die ihre 1574 gemachte Entdeckung zunächst gegenüber anderen Ländern geheim hielten, - nach anderer Überlieferung war es 1715 der abtrünnige spanische Generalkapitän Don Juan Esteban de Ubilla y Echeverria - versteckten dort ihre Schätze, die sie den Inkas in Amerika geraubt hatten. Es soll sich um 800 Fässer mit Goldbarren, Silber, Schmuck und Juwelen im geschätzten Wert von 10 Milliarden Dollargehandelt haben, um den "größten Schatz der Geschichte", wie es in einer Schilderung heißt.
Admiral Lord George Anson, Oberbefehlshaber der Royal Navy, der von dem versteckten Schatz erfahren hatte, sandte 1761 den englischen Kapitän Cornelius Patrick Webb aus, um ihn für die Briten zu bergen. Webb fand auch den Schatz und lud ihn auf sein Schiff, die Unicorn (= Einhorn). Als er die Rückreise antrat, zersplitterte ein Sturm den Mast des Schiffes. Da die Unicorn repariert werden musste, kehrte er zunächst zur Insel zurück, vergrub den Schatz wieder und segelte nach Valparaiso zur Instandsetzung. Dabei erfuhr er, dass die Schiffsbesatzung eine Meuterei plante und den Schatz selbst holen und unter sich aufteilen wollte. Um dem zuvorzukommen, setzte Webb auf der Rückfahrt von Valparaiso zur Insel sein Schiff in Brand, wobei die gesamte Mannschaft umkam. Er selbst ruderte in einem Boot zurück nach Valparaiso und war damit der einzige Überlebende der Reise. Sofort sandte er Nachrichten über das Geschehene nach England an Lord Anson und beschrieb darin verschlüsselt die genaue Lage des vergrabenen Schatzes. Anson war aber plötzlich am 6. Juni 1762 verstorben, fünf Monate bevor Webbs Nachricht eintraf. Sie ging dann verschollen. 1950, nach knapp 190 Jahren soll sie in Nordengland wieder aufgetaucht und einem Arzt auf der Robinson-Crusoe-Insel übersandt worden sein. Seitdem finden sich dort die unterschiedlichsten Leute ein, um nach dem Schatz zu suchen. Der bekannteste von ihnen ist der US-amerikanische Geschäftsmann Bernard Keiser, der seit 1998 mit offizieller chilenischer Grabungserlaubnis und Millionen-Dollar-Aufwand immer wieder neue Tunnel in den Boden treibt. Bisher vergeblich. 2005 verkündete die chilenische Firma Wagner Technologies, sie habe den Schatz mit Hilfe des von ihr konstruierten Roboters Arturito durch Bodenradar 15 m unter der Oberfläche geortet. Aber auch darum ist es wieder still geworden. Alles nur ein "hoax" – eine Nachrichtenente?

Besonders für Deutsche könnte noch ein weiterer Schatz dort interessant sein. Vor der Insel versenkte sich am 14.3.1915 im Ersten Weltkrieg der Kreuzer SMS Dresden. Gerüchten zufolge soll er das Vermögen der damals in Mexiko lebenden Deutschen an Bord gehabt haben.


4 Namensträger in der National Biography
Der britische Dictionary of National Biography, 1887 in Oxford erschienen und bereits zweimal nachgedruckt, führt vier prominente Cornelis/Cornelius auf und behandelt sie ausführlich:
Lucas Cornelisz (1495–etwa 1552), ein niederländischer Maler, der fünf Jahre, vielleicht aber auch wesentlich länger in England tätig war (s. weiter vorn unter "Viele Cornelis malten").
Cornelius Mahony, auch genannt Cornelius à Sancto Patricio (= C. vom heiligen Patrick), ein irischer Jesuit, der in Lissabon wohnte. In seinem einzigen erhaltenen Buch aus dem Jahre 1645 über die Rechte der irischen Katholiken beanspruchte er Irland nachdrücklich für die Iren. Die Könige von England hätten dort keine Rechte. Er fordert darin die Iren auf, niemals wieder das Joch der englischen Häretiker zuzulassen und für Irland einen katholischen König zu wählen; die Häretiker sollten getötet werden. Das aufrührerische Buch wurde in Irland verboten und der Besitzer bestraft.
John Cornelius (1557–1594), ein katholischer Priester irischer Abstammung, der während der Katholikenverfolgung unter Königin Elisabeth I. gehängt und später heilig gesprochen wurde (s. weiter vorn unter "Unechte" heilige Corneliusse).
Theresa Cornelys(1723–1797), in Venedig geborene Tochter eines Schauspielers mit einem so bewegtem Leben, dass ihr der Dictionary über drei Spalten widmet: Mit 17 Jahren die Mätresse eines Senators, 13 Jahre später des Markgrafen von Bayreuth, verheiratet mit einem Tänzer. Zeitweise hatte sie die Leitung aller Theater in den österreichischen Niederlanden. Als Sängerin in Amsterdam nahm sie den Namen Cornelis oder Cornelys an nach einem Gentleman dort namens Cornelis de Rigerboos. 1759 kam sie nach London und erwarb 1760 Carlisle House in Soho Square, wo sie Bälle und Konzerte für die "bessere Gesellschaft" veranstaltete. November 1772 machte sie Bankrott. Der berüchtigte Casanova berichtet in seinen Memoiren, dass sie ein Landhaus besaß und "außer ihren Gebäuden drei Sekretäre, 32 Diener, sechs Pferde, eine Hundemeute und eine Gesellschaftsdame" hatte. Später lebte sie wenig bekannt unter dem Namen Mrs Smith und verkaufte schließlich Eselsmilch in Knightsbridge. 74-jährig starb sie im Fleet Gefängnis. Sie hatte einen Sohn und eine Tochter, von der Casanova behauptete, der Vater zu sein.
Auch heute ist in England Cornelius als Familienname nicht verschwunden. Eine bekannte Persönlichkeit war der britische Filmregisseur Henri Cornelius (1913-1958), der sich besonders auf hintersinnige Komödien verstand (u. a. "Passport to Pimlico").


"Cornelius Cardew und die Freiheit des Hörens"
Unter diesem Titel stand vom 19. 9. bis 29. 11. 2009 eine Ausstellung mit Veranstaltungen im Künstlerhaus Stuttgart. Sie stellte das Werk des britischen Komponisten Cornelius Cardew und seinen Einfluss auf die zeitgenössische künstlerische und musikalische Praxis vor. Danach zählt Professor Cardew zu den einflussreichsten Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jhs. Er starb 1981 auf tragische Weise im Alter von 45 Jahren. Die Ausstellung umfasste laut Prospekt "Cardews Karriere von der bahnbrechenden grafischen Partitur "Treatise" (1965–1967) bis zur Gründung des Scratch Orchestra und seiner Auflösung 1975, als Cardew seine Arbeit als Avantgarde-Komponist beendete und sich bis zu seinem Tode 1981 der Politik widmete.
Wie es dort weiter heißt, bildeten Cardews radikaler und eigenwilliger Zugang zur Komposition und seine politische Reflektion von Musik einen entscheidenden Beitrag für den demokratischen Anspruch der Avantgarde-Kultur.


Vorname Cornelius noch gebraucht, Cornelia nicht
In The Guinness Book of Names, Ausgabe 1993, wird unter den heute üblichen Jungennamen (= "The central stock of boys’ names") auch Cornelius aufgeführt. Dazu die Erklärung: "Römischer Geschlechtername/biblisch; Lateinisch ’Horn’." In der entsprechenden Liste der gebräuchlichen Mädchennamen ist aber keine Cornelia aufgeführt.
Im gleichen Buch wird eine Übersicht über die Häufigkeit von Vornamen in England und Wales seit 1900 gegeben. Danach erhielten von jeweils 10.000 neugeborenen Jungen 1900 je 3, 1950 je 2, 1955 je 4, 1960, 1965, 1985 und 1990 je 2 den Vornamen Cornelius; für die Jahre 1925, 1935, 1970, 1975 und 1980 erfolgte keine Eintragung. Der weibliche Vorname Cornelia erscheint in der Aufstellung nicht. Dagegen wird in dem 1993 erschienenen britischen Buch The Complete Book of Baby Names (= Das komplette Buch der Babynamen) auch der Vorname Cornelia aufgeführt. Dies mit der Erklärung: "Womanly virtue" (= frauliche Tugend). Als weitere Formen dieses Namens sind dort angegeben: Cornela, Cornelle, Cornelie, Cornie sowie Nela, Nelie und Nelli .

Seit 1855 in London: Künstlerfarben L. Cornelissen & Son

Der Verfasser bekam 1998 von einer Pariser Jugendfreundin eine Ansichtskarte aus London zugeschickt: Was zeigt sie? Einen traditionellen Londoner Laden mit einer großen Aufschrift über dem Schaufenster:
L. CORNELISSEN & SON
ARTISTS’ COLOURMEN

(= L. Cornelissen & Sohn    Farbenhändler für Künstler.)
(Aus dem L. vor Cornelissen hatte die ehemalige Freundin ein J. für Josef oder Jupp gemacht)
Auf der Rückseite der Karte heißt es (aus dem Englischen übersetzt):
Der Cornelissen-Laden wurde 1855 in Great Queen Street Nr. 22, London WC2, eröffnet und dort bis 1987 betrieben. Das Geschäft wurde dann in größere Räumlichkeiten in einem älteren Gebäude verlegt, 10 Minuten Fußweg entfernt nahe dem British Museum. Die Firma bietet weiterhin an Künstlerfarben, Pigmente, Material für Stiche und Vergoldungen, Pinsel, Papier, Leinwand und die volle Auswahl an Künstler-Ausrüstungen. Mr Thoms (offenbar der Mann in der Ladentür) verließ 1985 Cornelissen, um in den Ruhestand zu gehen. Er trat 1920 in die Firma ein.
Die heutige Anschrift der Firma Cornelissen & Son ist 105 Great Russell Street, London WC1B 3RY. Im Internet ist sie unter www.cornelissen.com zu finden (dort das Video ansehen!).


Ansichtskarte mit dem bis 1987 in der Londoner Great Queen Street betriebenen
Laden für Künstlerbedarf der Firma L. Cornelissen & Son.



Anfang 2008 bekam der Verfasser von einer Dame aus dem oberösterreichischen Mühlviertel einen Artikel aus einer englischen Architektur-Zeitschrift namens interiors oder interior design zugemailt, der anscheinend aus den 1980er Jahren stammt und drei stimmungsvolle Fotos aus dem Ladeninnern zeigt.
Wie aus dem Artikel hervorgeht, wurde das Geschäft ursprünglich in der Drury Lane eröffnet, und zwar von einem Mr Cornelissen, der als ausgebildeter Lithograf aus Frankreich herüber gekommen war, um nach der französichen 1848er Revolution mehr Sicherheit in England zu finden. Das Geschäft ging in der Folge vom Gründer auf die Nachkommen über bis schließlich auf seinen Urenkel Leonard und dessen Halbbruder Lou Cornelissen. Letzter Namensträger war Leonard Cornelissen, der 1977 starb. 1978 kauften es die Geschäftspartner Nicholas Walt und Stavros Mihalarias, die der Meinung waren, ein so einzigartiges Geschäft müsse der Nachwelt erhalten bleiben. Es hatte unter den Cornelissen ohnehin nur dadurch überlebt, dass die Inhaber nur wenig für sich entnahmen und die Angestellten knapp gehalten wurden.

Der Laden heute in der Great Russell Street. Die Eingangstür ist jetzt links. (Foto 5.8.2008)


Der Laden wird heute gerühmt als einer der selten gewordenen "traditional Victorian-era shops". So das Werk StyleCity London von Thames & Hudson (1. Ausgabe 2003, 3. Ausgabe 2008), das der Firma einen längeren Artikel widmet. Danach besaß sie wegen der ungewöhnlich großen Auswahl von Künstlerbedarf schon internationales Ansehen, als Farben noch per Post geordert und ausgeliefert wurden und nicht erst seit dem Jahre 2000, seitdem die Bestellungen weltweit auch online erfolgen. Dazu heißt es lobend: "The more specialized the request the better the staff likes to fill it" (Je ungewöhnlicher die Bestellung, umso so lieber führt das Personal sie aus).

Der Verfasser suchte Anfang August 2008 das Geschäft auf und konnte den großen Charme der Örtlichkeit bestätigen (und ebenfalls die große Zuvorkommenheit des Personals).

Ausschnitt aus dem heutigen Schaufenster. (Foto 5.8.2008)


Nach alldem darf man wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass viele bedeutende oder gar berühmte Gemälde britischer Künstler der letzten 150 Jahre - und wohl auch aus anderen Ländern - mit Farben von Cornelissen & Son gemalt wurden.


2012 auf dem Gabentisch
Heiligabend 2012 bei Familie Cornelissen in Unna. Der Verfasser, Frau Barbara, die beiden Söhne Jan und Nils, dazu Paul und Lucia Santillana Villarreal aus Peru, die in Deutschland studieren.
Beim wechselseitigen Auspacken der Geschenke welche Überraschung: Nils reicht seinem Vater ein an ihn adressiertes Päckchen aus London. Inhalt: Ein handgefertigtes grünes Lederetui mit Notizblock und Bleistift. Auf dem Etui ist eingraviert:
L. Cornelissen & Son
Est. London 1855

Dabei liegt eine Postkarte mit dem Bild des vielgerühmten Ladens für Künstlerfarben von Cornelissen & Son in London. Auf der Rückseite ist neben einem Straßenplan — handgeschrieben — zu lesen:
Vatti,
Schöne Weihnachten von Deinen Söhnen
mit echtem Cornelissen Leather Artist Notebook!
Herzliche Grüße,
Jan und Nils
Wie kams? Nils hat eine gute Bekannte, die international in Künstlerkreisen tätig ist und auch den Londoner Cornelissen-Laden kannte. Alles weitere lief dann per Internet.


Einer der drei Wissenschaftler, die 2011 die Studie Performance Pay, Risk Attitudes and Job Satisfaction (Leistungsentlohnung, Einstellungen zum Risiko und Arbeitszufriedenheit) herausgeben, ist Thomas Cornelissen vom University College London.


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