Cornelia Goethe u. a. m.
Für die damalige Beliebtheit des Vornamens Cornelia im übrigen Deutschland und vor allem beim Bürgertum spricht folgendes: Goethes um ein Jahr jüngere Schwester (1750–1777), der er in seiner Kindheit und Jugend sehr eng verbunden war, trug den Vornamen Cornelia, vermutlich nach ihrer Großmutter, die bereits so hieß, möglicherweise aber auch nach ihrer Großtante mütterlicherseits, der Hofrätin Susanne Maria Cornelia Lange geb. Lindheimer in Wetzlar. Die Familie Goethe lebte bekanntlich in Frankfurt.
Das Historische Deutsche Vornamenbuch von Wilfried SEIBICKE, 1996, führt eine Anzahl weiterer Belege für Cornelia auf. Danach war der Name schon früh in ganz Deutschland bekannt. Aufgeführt sind dort u. a:
1562 in Ostfriesland
1727 eine Cornelia Eleonore Martini geb. Schulz in Zinitz/Niederlausitz
1756–1805 dreimal in Oberwinter (Gemeinde Remagen im Rheinland)
eine Cornelia Peters, geboren 1813 bei Danzig
1806–1855 in Flamersheim und Oberwinter (Euskirchen und Remagen)
1849 in Bürgstadt (Kreis Miltenberg), benannt nach dem im selben Jahr verstorbenen Bruder Kornelius
vor 1900 in Berlin für eine Jüdin
1911 zweimal Kornelia (mit K) in Mannheim
1919–1945 einmal in Südtirol, achtmal nach ab 1946.
Von bedeutender Frau zum Romantitel gewählt
Welch guten Klang zu Goethes Zeiten der Name Cornelia gehabt haben muss, geht auch daraus hervor, dass 1851 ein Roman unter diesem Titel erschien. Die Titelseite des 242 Seiten zählenden Buches lautet schlicht:

Cornelia.

Für die Freunde der Verewigten.



Manuscript

Berlin, 1851.

Abgesehen von der Erwähnung auf der letzten Seite, dass der "Druck von Joh. Casp. Huber in Berlin, Neu=Cöln a. W. Nr. 19." erfolgte, fehlen Autor, Inhaltsverzeichnis wie jeglicher anderer Hinweis. Das Buch besteht aus vier "Theilen" mit Wiedergabe von verschiedenen Lebensberichten, mehreren Gedichten und einer Anzahl Briefe. Im Mittelpunkt steht eine Cornelia von Hohenfels, die "Tochter des Landjägermeisters im Herzogthum Franken". Die edelherzige, vermögende Cornelia, deren Name immer wieder und - wie der aller anderen Akteure - in gesperrten Buchstaben erscheint, verlobt sich mit dem ebenso edel gesonnenen Augustin von Burg. Der Verlobte stirbt plötzlich. Trotz anderer Heiratsangebotengebote zieht Cornelia es vor, als Nonne in ein Kloster einzutreten, das aber in den Kriegswirren nach der Französischen Revolution zerstört wird.

Die Autorin dieses Buches ist nicht irgendwer. Sie ist die in jeder Deutschen Literaturgeschichte zu findende Charlotte von Kalb (1761–1843). War sie doch die Freundin/Förderin großer deutscher Dichter wie Schiller, Hölderlin und Jean Paul. Zu dieser "geistreich-nervösen leidenschaftlich-empfindsamen Dame von Welt" ein paar Zeilen aus dem umfangreichen Schrifttum (Geschichte der deutschen Literatur von E. Max BRÄM, 1949):
"Im selben Jahre (1784) gewann Schiller in Charlotte von Kalb, der Gattin eines Offiziers, eine verständige Freundin. Das Verhältnis wurde aber immer leidenschaftlicher, da Charlotte ihre Neigung Schiller nicht verbarg. Sie war in ihrer Ehe unglücklich und wäre bereit gewesen, Schiller zu heiraten. Er aber sah ein, dass eine Bindung für ihn ein Hindernis bedeuten würde. In hartem seelischem Kampf überwand er sich. Ein Begriff davon geben die Gedichte ’Freigeisterei der Leidenschaft’ und ’Resignation’."
Das "Manuskript", wie es im Titel heißt, wurde erst sechs Jahre nach dem Tode Charlottes von Kalb von ihrer Tochter ohne Angabe der Verfasserin oder sonstige Hinweise herausgegeben. Da auch ein Inhaltsverzeichnis fehlt, ist es nicht ganz einfach, der Handlung zu folgen. Trotzdem ist diese für uns heute etwas schwer verdauliche Lektüre nicht ohne gewissen Reiz.

Nachstehend eine Kostprobe, in der von einer berühmten Cornelia der Antike, von Cornelia, der Mutter der Gracchen, die Rede ist: (S. 11)
... Aber nur von ausgezeichneten Männern haben die Brüder gesprochen; sind denn Frauen in der Geschichte nicht auch erwähnt?
O gewiß, fiel F r i e d r i c h ein, das Alterthum kennt auch von ihnen manches Ideal, und sollte das Höchste unter ihnen ich Dir nennen, so wär’s nach meinem Sinn C o r n e l i a, des S c i p i o Tochter. Bei den Römerinnen war es Sitte dass, wenn sie einander besuchten, sie ihre Geschmeide und Kleinodien einander vorzeigten. In solcher Absicht hatte denn auch O c t a v i a einige Frauen, unter denen jene C o r n e l i a, in ihren Pallast geladen. Das Schönste, das Köstlichste ward ihnen dargelegt, weniger jedoch als O c t a v i a gewünscht und erwartet, wurden ihre Kleinodien von C o r n e l i a bewundert; auch fragte diese nicht nach der Summe der Talente, dem Werthe jener, wie Andere wohl. –
Unmuthig sprach daher O c t a v i a: Kannst Du, C o r n e l i a, wohl zeigen, was dem geringsten dieser Kleinodien verglichen werden könnte? – C o r n e l i a schon im Begriff von ihr zu scheiden, stand bei dieser Frage noch an eine Säule gelehnt, als sie ihre Knaben erblickt, die aus der Schule kamen: "Siehe da! den Cajus, den Tiberius, des S c i p i o Enkel, meine Söhne! sie sind mein Schmuck, einst Ehr’ und Ruhm der großen Roma!"
Dies hatte mich sehr bewegt, ich ließ Albert von meiner Seite, sprach: Habt Acht auf den Knaben, und verließ das Zimmer.
Was hat die Schwester so betroffen, bewegt? hörte ich noch ehe ich das Zimmer verlassen, die Brüder fragen. –
Sie hat des Weibes höchste Würde in C o r n e l i a erkannt, antwortete der Oheim, der Frauen Bestimmung fühlt sie inniger und die eigne wohl, da sie des Weibes hoher Name schmückt. ...
Wer es lesen will: Die Staatsbibliothek zu Berlin hat in der "Abteilung Historische Drucke" noch zwei Exemplare (nicht ausleihbar, nur im Rara-Lesesaal einzusehen). Der schwarze Einband trägt nur ein Wort: Cornelia, und dieses in goldenen Lettern auf dem Buchrücken.

Zwei Städte namens Cornelia
Es ist zwar schon lange, lange her, aber es gab sie (wahrscheinlich). Zedler’s Universal-Lexikon von 1733 führt sie beide auf. Mit dem heutigen Vornamen Cornelia hatten sie allerdings wenig zu tun. Die Stadt Imola in Norditalien hieß früher Cornelia, und die Stadt Wimpfen am Neckar soll zum Teil auf den Fundamenten einer römischen Ansiedlung namens Cornelia erbaut sein.

Cornele in Friesland?
Von den wenigen erhaltenen Grabsteinen der Inselkirche auf Spiekeroog/Ostfriesland trägt einer die Inschrift:
Cornele Elsa Elisabeth de Bloom geb. Arjans
*8. Aug. 1833, †16. März 1894.
War vielleicht Cornele die früher in Friesland gebräuchliche Form von Cornelia?


Grab der 1894 verstorbenen Cornele de Bloom auf der Insel Spiekeroog (Foto Okt. 1996).



Tierkreiszeichen Jungfrau/Widder
In Goldmanns großem Vornamenbuch von Jacques & Johanna Vasseur, 7. Auflage 1993, sind zu den verbreitetsten Vornamen - auch zu Cornelius/Cornelia - jeweils esoterische Angaben zu finden: Tierkreiszeichen, Pflanzen, Steine und "Zahlwert".
Danach ist das Tierkreiszeichen für Cornelius "Jungfrau" und für Cornelia "Widder". Die Tierkreiszeichen richten sich nach dem Festtag des betreffenden Heiligen. Somit ist dies für Cornelius, dessen Festtag am 16. September begangen wird, die "Jungfrau". Der Widder als Tierkreiszeichen für Cornelia beruht darauf, dass das Buch den 31. März als Festtag für Cornelia angibt.*
Als Blume für Cornelius bzw. Cornelia wird "gelber Hornstrauch" angegeben. Offenbar ist hiermit Cornus mas, die Kornelkirsche gemeint. Dies entspricht dem lateinischen Namen des Strauchs, der die ersten vier Buchstaben und manches andere mit Cornelius gemeinsam hat. Mehr dazu hinten unterm "Cornelius-Kirschen-Baum".
Der zu Cornelius/Cornelia passende Stein ist der Heliodor. Dieser griechische Name bedeutet "Geschenk der Sonne" und bezeichnet einen in Südwestafrika vorkommenden Schmuckstein. Es handelt sich um eine hellgelbgrüne, edle Varietät des Beryll, auch Goldberyll genannt. Die Färbung erfolgt durch Uranoxid. Warum der Heliodor ausgewählt wurde, ist nicht angegeben. Vielleicht weil die gelbe Farbe des Steins an die gelben Blüten der Kornelkirsche erinnert.
Als Zahlwert für Cornelius/Cornelia wird 558 angegeben. Nach den Grundsätzen der jüdischen Kabbalisten soll sich dieser aus der Addition der einzelnen Buchstaben des Vornamens nach dem hebräischen bzw. griechischen Alphabets ergeben, denen jeweils eine bestimmte Zahl zugeordnet ist.
* (Üblicherweise wird Cornelia am 16. September gefeiert, da Cornelia in der Regel die weibliche Form von (Papst) Cornelius sein dürfte. Es gibt zwar eine heilige Cornelia, deren Namensfest am 31. März begangen wird; über sie ist aber nur wenig mehr bekannt, als dass sie Märtyrerin in Afrika zur Zeit der Christenverfolgungen war. Vgl. weiter vorn unter "Zwei Dutzend Cornelius heilig gesprochen" und "Cornelia von Cornelius").

In Frankreich ganz anders
Blickt man zum Nachbar Frankreich, so verbinden dort die Esoteriker ganz andere Werte und Zeichen mit den entsprechenden Vornamen Corneille/Cornélia/Cornélie. In einem der französischen Vornamenbücher heißt es: Sternzeichen: Löwe, Glückszahl: 6, Farbe: rot, Stein: Rubin, Metall: Gold. Ein anderes Buch gibt an: Rot, Dahlie, carassin (Goldfisch).


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