"nicht die durch mehrere Gedenktage geehrten Märtyrer, sondern die Mutter der Gracchen (2. Jh. v. Chr.) hat durch ihre beispielhafte edle Gesinnung den Vornamen seit der Renaissance bei uns eingebürgert, zuerst in Gelehrtenhäusern, dann in fürstlichen, schließlich auch in Bürgerkreisen".Auch einzelne andere Vornamenbücher weisen darauf hin, dass Cornelia seit der Zeit der Renaissance, also seit dem 16. Jh. in Deutschland gebräuchlich sei. Bei der damaligen Hinwendung zur Antike ist dies eine starke Stütze für die These, dass man damals bei der Wahl von Cornelia weniger an Papst Cornelius, sondern an Frauen im alten Rom dachte.
Anders als man vielleicht meinen möchte, ist sie weder nach einer heiligen Corneia noch sonst einer bekannten Frau dieses Namens benannt worden, zumindest nicht direkt. Sie hat aber - möglicherweise - etwas mit dem berühmten römischen Geschlecht der Cornelier zu tun. Das heutige Wimpfen im Tal steht auf den Resten einer römischen Ansiedlung. Diese soll den Namen Cornelia getragen haben - vermutlich nach ihrem Gründer. Erst im Jahre 905 wurde sie von den Hunnen zerstört, vielleicht aber schon einige Jahrhunderte früher durch die Alemannen. Zur Erinnerung an diese römische Stadt bekam die Straße ihren Namen. Allerdings ist der Name Cornelia für die Stadt sehr umstritten, ebenso wie die Namensherkunft der gotischen Cornelienkirche am südlichen Ortsausgang von Wimpfen im Tal. Wimpfen schmückte sich jedenfalls in der Vergangenheit gern mit dem römischen Namen Cornelia. Im Museum der Stadt sind zwei historische Stadtansichten zu bewundern (und auch zu kaufen), auf denen sich Wimpfen auch als Cornelia bezeichnet. Die eine, ein Aquarell von K. Schott aus dem Jahre 1896, die aber nach einem Stich von 1647 angefertigt ist, gibt auf einem Schriftband als Namen an: Schriftband auf einer Stadtansicht von Bad Wimpfen, gemalt 1896 von K. Schott nach einem Stich von 1647. |
Grabstein in den Niederlanden auf dem Friedhof von Harich am Ijsselmeer für Corneliske Hielkema, geb. 1941, gest. 1978 (Foto 12.10.1993). | "Hier rust mijne lieve dochter Kornelisje U. Hiemstra" (1872–1919) lautet die Inschrift auf einem anderen Grabstein des Friedhofs von Harich (Foto 12.10.1993). Auf weiteren Gräbern dort sind die Namen Cornelia und mehrfach Cornelis zu finden. |
Beim Vertrieb der Riegel unter dem Namen Corny in den USA (dort corn = Mais) ist jedoch Vorsicht angezeigt. Dort hat nämlich corny die Bedeutung von blöd, kitschig (vgl. Kapitel "Korn im Englischen"). Es verwundert daher nicht, dass es in Dänemark einen Vollkornkeks mit dem Markennamen Corny gibt, hergestellt in Hjürring auf Jütland von der Firma Oxford Biscuits A/S. Auch dieser Keks hat offenbar mit "Korn" und nichts mit "kitschig" zu tun, denn die ohnehin aufwendige Verpackung trägt einen roten, mit einer Königskrone geschmückten Aufkleber, auf dem es heißt: "Leverandoer til Det Kongelige Danske Hof" (= Königlich dänischer Hoflieferant). Daneben trägt ein bekanntes "norsk knekkebroed" (= norwegisches Knäckebrot) den Markennamen "Korni". Corni in Learning English Corni (gleich ausgesprochen, aber hier mit i geschrieben) begegnet uns noch anderswo. In dem Schülerheft Unit Plans zu dem bekannten Lehrbuch Learning English vom Klett-Verlag, Ausgabe 1993, findet sich ein ganzseitiges Arbeitsblatt betitelt Shopping. Dort ist die nachstehende Zeichnung wiedergegeben: Die Schüler haben dazu den Namen des einzelnen Produkts, dessen allgemeine Bezeichnung und das Herkunftsland auf dem Arbeitsblatt einzutragen. Mit Corni sind hier offenbar Cornflakes, also Haferflocken gemeint. Allerdings sind es wörtlich übersetzt keine Flocken von Hafer (englisch: oats), sondern von Corn = Mais. Mit dem Wort Corn/Korn wird traditionell die Hauptgetreideart eines Landes bezeichnet. Das ist in den USA, woher die Cornflakes ursprünglich stammen sollen, der Mais. In Deutschland verstand man in der Vergangenheit unter Korn meist Roggen, weil dieser früher hier die größte Verbreitung hatte. Dabei gibt es in Deutschland das Korn, nämlich das Getreidekorn, und den Korn, nämlich den Kornbranntwein, Deutschlands traditionelle Spirituose. Dem Wortspiel "Der und das Korn" und den verschiedenen Redewendungen hiermit hat der Verfasser im Handbuch für die Brennerei- und Alkoholwirtschaft, Jahrgang 1995, einen ganzen Artikel gewidmet. In seiner Familie, bei den Cornelissen in Unna, ist Corny sogar zu einer Art Kurz- oder Nachname geworden (vgl. Kästchen "160 Corny-Riegel zum Geburtstag"). Und schließlich ist Corny/Cornie die in englischsprachigen Ländern übliche Kurzform für den Vornamen Cornelia. Corny Collins nennt sich eine deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin (geb. 1933 in Berlin); ihr eigentlicher Name ist Gisela Szymanski. Sie spielte u.a. in dem Edgar Wallace-Streifen Das indische Tuch (Regie Alfred Vohrer) an der Seite von Heinz Drache. Ihr letzter Spielfilm war 1989 Reise ohne Wiederkehr. Zu erforschen wäre noch, warum eine Stadt in Frankreich südlich von Metz Corny heißt. |