0 Vom Namen Cornelius/Cornelissen - Stätten der Cornelius-Verehrung
Pfarrkirche Ss. Cornelius und Cyprianus in Lippborg
Corneliusschrein von 1498
Auch die den Heiligen Cornelius und Cyprianus geweihte Kirche von Lippetal-Lippborg im Kreis Soestliegt unmittelbar neben einem Fluss, nämlich - wie der Name schon besagt - an der Lippe. Das Gründungsdatum der Lippborger Pfarrei ist nicht bekannt. Sie wird erstmals in einer Urkunde des Bischofs Hermann II. von Münster aus dem Jahre 1189 erwähnt.


Die 1859 fertig gestellte Pfarrkirche von Lippborg, Turm von 1875.



Da am Ortsrand von Lippborg seit alters her eine Ludgerus-Brunnenkapelle steht und es zu Ende des 15. Jh. dort schon ein Ludgerus-Prozession gegeben haben soll, wird vermutet, dass der heilige Liudger (um 744–809), Missionar der Friesen und erster Bischof von Münster, sich auch in Lippborg aufgehalten hat. Auf das hohe Alter der Pfarrei weisen auch der erst 1875 abgebrochene alte Kirchturm in romanischem Stil sowie der eindrucksvolle romanische Taufstein aus der Zeit um 1250 in der heutigen Kirche hin.
Offen ist, seit wann Cornelius und Cyprian hier verehrt werden. Ältestes Zeugnis der Verehrung ist das Prachtstück der Kirche, der spätestens aus dem Jahre 1498 stammende Cornelius-Schrein. Da die 1984 erschienene Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des heutigen Kirchenbaus, die sehr ausführlich über die Vergangenheit der Kirche berichtet, nichts weiteres über den Ursprung der Pfarrei sagt, ist anscheinend auch nicht mehr bekannt. Die weiter vorn zitierten Patrozinien Westfalens vermuten, dass das Lippborger Patrozinium auf Einfluss von Metelen zurückgeht, zumal hier wie dort Cornelius und Cyprian neben dem hl. Vitus verehrt wurden. 1520 wurde eine neue Pfarrkirche in gotischem Stil eingeweiht. Sie wurde 1856 wegen Baufälligkeit abgebrochen. 1859 wurde die heutige, größere Kirche eingeweiht. Baumeister dieser neugotischen Backsteinkirche war der seinerzeit sehr bekannte Kirchenarchitekt und Diözesanbaumeister Vinzenz Statz (1819–1898) aus Köln, der auch die Cornelius-Kirchen von Tellig im Hunsrück und Monschau-Rohren in der Eifel sowie ein Chorfenster mit Darstellung des hl. Cornelius in der Peter-und-Paul-Kirche von Straelen entworfen hat. Weitere Werke von ihm sind 1860 eine Grabkapelle im Park von Haus Martfeld in Schwelm (Ennepe-Ruhr-Kreis) und das erste katholische Krankenhaus von Berlin, nämlich das St.-Hedwig-Krankenhaus. Statz gilt als maßgeblicher Vertreter der Neugotik in Deutschland.

Patronatsherren waren von Ketteler und später von Galen
Der Einweihung der neuen Kirche von 1859, die der Bischof von Münster in Gegenwart von 20 Geistlichen vornahm, wohnten auch zahlreiche Vertreter der berühmten westfälischen Adelsfamilien von Galen und von Ketteler bei. Die auf Haus Assen bei Lippborg residierenden Grafen von Galen waren nämlich Patronatsherren der Kirche. 1653 hatte die Familie von Galen Haus Assen und das damit verbundene Patronat über die Lippborger Kirche von der Familie von Ketteler käuflich erworben. Ein Wilhelm von Ketteler hatte sich mit seiner Gemahlin schon in der Vorgängerkirche beisetzen lassen. Die Grafen von Galen ließen sich in der neuen Kirche unter dem Chor einen "Totenkeller" bauen, in dem sie später begraben wurden.
Aus der Vorgängerkirche wurde ein Teil der Ausstattung übernommen. Weiterhin wurden zwei Schlusssteine der alten Gewölbe mit den farbigen Darstellungen des hl. Cornelius und des hl. Liudger als Schlusssteine über dem Chor der heutigen Kirche eingebaut. Sie stammen also aus der Zeit kurz vor 1520.

Corneliusschrein mit Abbildung der Apostel und Kirchenpatrone
1970 wurde der Chorraum entsprechend der erneuerten Liturgie aufgrund des II. Vatikanischen Konzils umgestaltet, wobei vorne auf dem Chor ein neuer Celebrations-Altar aus Stein, der so genannte "Volksaltar" errichtet wurde. In dessen Sockel ist seitdem der Corneliusschrein, von vorn und hinten sichtbar, hinter Gittern und Glas aufgestellt.




Corneliusschrein von 1498 in der Lippborger Pfarrkirche. Vorn auf der Giebelseite Papst Cornelius mit Tiara und Stab.


Der in gotischem Stil gefertigte Schrein (60 x 26 x 65 cm) mit teils vergoldeten Kupfer- und Silberplatten zeigt auf den Längsseiten die zwölf Apostel und auf den Giebelseiten die Kirchenpatrone Cornelius und Cyprian. Auf einem Schriftband an der Stirnseite ist das Jahr 1498 in römischen Zahlen eingraviert zusammen mit den Namen zweier großer Lippborger Bauern aus der damaligen Zeit. Auf den Giebelseiten ist das farbige Wappen des Pfarrpatrons, der Herren von Ketteler auf Haus Assen, angebracht. Laut Bernd FISCHER im DuMont Kunstführer Münster und das Münsterland (1982) wurde der Schrein von den Herren von Ketteler gestiftet. Er sei "einer der wenigen in Westfalen erhaltenen mittelalterlichen Reliquienschreine".

In dem Schrein befinden sich eine ganze Anzahl Reliquien. So schrieb im Jahre 1656 der damals amtierende Pastor Johannes Schröder in einem 77 Punkte umfassenden Visitationsprotokoll unter Punkt 39, dass es in Lippborg Reliquien des hl. Cornelius, des hl. Johannes Baptist, vom Grabe des Herrn, vom hl. Heribert, vom hl. Bonifatius und vielen vom "Kolleg Christi" gibt. Später war der Schrein eine Zeit lang verschwunden. Vermutlich hatte während des siebenjährigen Krieges (1756–1763) der damalige Pastor Hassenkamp den Schrein aus Angst vor den Truppen des Herzogs von Braunschweig, die in Lippborg viele Bauern plünderten, dem Schmied Beckmann zum sicheren Versteck übergeben. Pastor und Schmied scheinen das Geheimnis mit ins Grab genommen zu haben. Erst im Jahre 1860 wurde der Schrein bei Aufräumungsarbeiten unter Eisengerümpel wiedergefunden und dem damaligen Pastor Didon übergeben. Dieser schrieb am 19.3.1861 nach der Öffnung und Restaurierung des Schreins:
... Es waren in dem Kasten viele Reliquien enthalten, zum Teile mit Wachssiegeln, in steinernen Töpfchen und Beutelchen aufbewahrt. ... In einem von Linnen und halb von roter Seide angefertigten Beutelchen fand ich auf der Seide befestigt, eine kleine Reliquie mit der Überschrift, auf einem Pergamentstreifen S. Cornelii. Von den übrigen Reliquien fanden sich keine Namen, aber es war im Reliquarium ein altes Dokument aus dem Jahre 1498, wie ich noch an den Schriftzügen und Buchstaben lesen konnte. Indeß haben die besten Altertumsforscher, wie ..., die weitere Schrift auf dem Pergament nicht lesen und deuten können.

Dass der Schrein auch Reliquien des hl. Johannes des Täufers enthält, wovon ebenfalls ein Artikel in Kirche + Leben, Münster, vom 10.3.2005 berichtet, könnte ein weiteres Beispiel dafür sein, dass Cornelius gemeinsam mit Johannes gegen Krankheiten angerufen wurde, die vermeintlich vom Kopf ausgingen. Bei Johannes lag der Grund darin, dass er enthauptet wurde. Auch im niederländischen Meerlo wurden anscheinend die beiden zusammen gegen "Kopfkrankheiten" angerufen (vgl. "Verehrung mit anderen Heiligen" im Kapitel "Übersicht: Verehrung und Bräuche").

Kirchenfenster, Glocke und Jahrhundertbogen
Ein großes farbiges Kirchenfenster aus dem Jahre 1888 auf der rechten Seite des Chores zeigt nebeneinander Papst Cornelius (mit Kreuzstab und Horn) und Bischof Cyprian.



Der Jahrhundertbogen von 1989 zum 700-jährigen Bestehen der Lippborger Pfarrei. (Foto Juni 1992)



An die beiden Pfarrheiligen erinnert auch eine Glocke, die die Inschrift "HL CORNELIUS UND CYPRIAN BITTET FÜR UNS" trägt. Sie wurde 1949 als Ersatz für eine Glocke angeschafft, die ebenfalls diesen beiden Heiligen gewidmet war und nach der Ablieferung im letzten Krieg nicht mehr heimkehrte.
Aus neuester Zeit stammt der so genannte Jahrhundertbogen, der außen neben dem Kirchturm steht. Der etwa mannshohe Bronzebogen mit den Jahreszahlen 1189 und 1989, geschaffen von dem Bildhauer Werner Klenk aus Oelde, zeigt in der Mitte die Statue des hl. Cornelius mit Kreuzstab und einem Buch in den Händen, flankiert von Cyprian und Ludgerus. Er soll daran erinnern, dass inzwischen acht Jahrhunderte seit der ersten Erwähnung der Pfarrei vergangen sind.


Nach einer alten Lippborger Handschrift:

Zu den hl. Märtyrern Cornelius und Cyprian
(Melodie nach dem Lied Messias, Jesus ...)
1. Cornelius und Cyprian, ihr heiligen Patrone,
du Papst, du Bischof hochgelehrt, tragt beid’ die Mart’rerkrone!
Helft uns, daß wir wie ihr getreu mit Freimut, Starkmut ohne Scheu
den Glauben stets bekennen!

2. Ihr habt bekämpft mit Mut und Kraft der Hölle Macht, die Sünde,
erstrebt, was Gottgefallen schafft und Himmelsfrieden künde.
O laßt auch uns in dieser Zeit mit Zuversicht in Kreuz und Leid
den Kampf des Heiles führen!

3. Wie groß war eure Lieb’ zu Gott, da jeder von euch beiden
Verbannung litt und Haß und Spott, ohn’ je vom Herrn zu scheiden!
O daß auch uns’re Heilandslieb’ hienieden stets so stark verblieb’,
daß nichts uns von ihm trenne!

4. Verschmäht habt ihr, in eitler Lust das Leben zu vergeuden;
trugt Sehnsucht nur in eurer Brust nach ew’gen Himmelsfreuden.
Gott woll’ auch uns die Gnad’ verleih’n, verachtend flücht’gen Erdenschein,
nach ew’gen Lohn zu trachten!

5. Beschützt uns auch in ird’scher Not vor Unfall, Pest und Seuche;
auch Krieg und Brand und jäher Tod und alles Unheil weiche!
Führt uns nach dieses Lebens Streit hinauf zur Himmelsherrlichkeit,
ihr großen Schutzpatrone!


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