Bistum Münster
Cornelius-Verehrung
Weitgehend unklar ist, auf welchem Wege die Cornelius-Verehrung nach Westfalen kam. Prof. Zender vermutet in seinem 1973 erschienenen Werk über die mittelalterliche Heiligenverehrung, dass sie "irgendwie" vom Rheinland beeinflusst war; vielleicht habe Köln hierbei eine Rolle gespielt.

Cornelius und Cyprian vermutlich karolingische Familienpatrone
Die 1992 vom Institut für religiöse Volkskunde herausgegebenen Patrozinien Westfalens von den Anfängen bis zum Ende des alten Reiches (Bearbeiter: Peter ILISCH und Christoph KÖSTERS) gehen ein Stück weiter. Zunächst heißt es bei ihnen in der Zusammenfassung zu Cornelius und Cyprian: "Ausgangspunkt für den Kult in Westfalen war ganz offensichtlich die Translation nach Kornelimünster OSB (880)." (Translation = Überführung von Reliquien, OSB = Benediktinerorden). Unter Hinweis auf Buchau, Compiègne und Metelen, wo jeweils bei der Gründung das Königshaus beteiligt war, kommen die Bearbeiter zu der Annahme, "daß Cornelius und Cyprian im 9. Jh. zu den karolingischen Familien-Patronen gehörten". Die Verehrung der beiden Heiligen "scheine dann vom Königtum in den mit dem Königshaus verbundenen Adel ausgestrahlt zu haben". Die Reliquien in Liesborn, Lüdinghausen, Corvey und Flechtdorf weisen danach auf Ordensbeziehungen nach Kornelimünster. In Corvey könnte man aber auch ebenso wie in Paderborn an eine königliche Schenkung denken.

Die These von den karolingischen Familienpatronen wird auch dadurch gestützt, dass um 830/840 Cornelius-Reliquien von Rom zur Abtei Cysoing in Nordfrankreich kamen, die auf einer ehemals königlichen Domäne Kaiser Ludwigs des Frommen (778-840) mit Hilfe seiner Tochter Gisela gegründet worden war.

Ehemals 23 Kultstätten in Westfalen
Das Werk über die westfälischen Patrozinien beschränkt sich nicht auf das Bistum Münster, sondern erstreckt sich, wie schon der Titel besagt, über ganz Westfalen. Es behandelt somit auch Teile der Bistümer Köln und Paderborn, soweit sie im Untersuchungszeitraum zu Westfalen gehörten. Danach gab es bis 1806 im Kölner Bistumsteil 10, im Bistum Münster 9 und im Paderborner Bistumsteil 4 Kultstätten des hl. Cornelius, meist mit dem hl. Cyprian als Kopatron, also insgesamt 23 in Westfalen. Auch dieses Werk stellt fest, dass die Verehrung der beiden Heiligen nach Osten hin stark abnimmt (Im Einzelnen weiter hinten im Kapitel "Weitere Kultstätten in Westfalen").
Wie abrupt diese Abnahme sein kann, zeigt das 1993 erschienene Werk Patrone und Heilige im kurkölnischen Sauerland. Darin finden Cornelius oder Cyprian überhaupt keine Erwähnung, obwohl man gerade für dieses Gebiet annehmen möchte, der Kölner Cornelius-Kult hätte bis dorthin ausgestrahlt. Anscheinend ist im Sauerland als Fallsuchtspatron nicht Cornelius, sondern der hl. Valentin angerufen worden, der z. B. in Schmallenberg verehrt wird. In dem Werk ist überdies ein Kalender Kirchliche Feste und Namenstage aus Sursum Corda, Paderborn 1949, als Faksimili abgedruckt. Darin ist als Heiliger für den 16. September nicht etwa Cornelius angegeben, sondern die hl. Edith. Laut den oben zitierten Patrozinien Westfalens, 1992, gibt es aber in dem Raum, nämlich in (Schmallenberg?-)Dorlar, in (Ense?-)Himmelpforten und in (Finnentrop-)Schönholthausen Spuren einer früheren Cornelius-Verehrung.
Sehr alte Tradition hat der Cornelius-Kult jedenfalls nicht in diesem Raum. Von den 258 Kirchen, Kapellen und Klöstern, die vor dem Jahr 1300 in Südwestfalen (oder kurkölnisches Westfalen = Bereich südlich der Lippe) entstanden sind, hat - wie aus der Untersuchung in dem Oktober 2003 erschienenen Werk Der Himmel ist unter uns von Wolfgang THIELE/Herbert KNORR hervorgeht - keine den hl. Cornelius zum Patron.
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