Weitere Kultstätten am Niederrhein und in Westfalen
Von der frühen Cornelius-Verehrung am Niederrhein und in Westfalen zeugen auch Darstellungen des Heiligen in einer Anzahl weiterer Kirchen. Zunächst mehrere Beispiele von Kirchen am Niederrhein, die der Verfasser selbst besucht hat.

In Straelen 500 Jahre alte Corneliusstatue
Das im vorhergehenden Kapitel behandelte Broekhuysen gehörte früher zur Kirchengemeinde Straelen und war erst Anfang des 20. Jh. "abgepfarrt" worden. In der Pfarrkirche von Straelen, der Kirche St. Peter und Paul, mit deren Bau in ihrer heutigen Form um 1400 begonnen wurde, befindet sich am südöstlichen Turmpfeiler eine fast lebensgroße, farbige Statue des hl. Cornelius. Der mit der Tiara geschmückte Heilige hält in der Rechten ein goldfarbenes Horn, in der Linken einen goldfarbenen Stab, der allerdings nur ein einfaches Kreuz trägt. Die Statue ist ebenso wie die in der Kirche befindlichen Statuen der Heiligen Antonius, Georg und Anno wahrscheinlich Ende des 15. Jh. entstanden.
Darüber hinaus zeigt das nördliche Chorfenster, das Mitte des 19. Jh. nach Entwürfen des Baumeisters Vinzenz Statz gefertigt wurde, auf der rechten Seite den hl. Cornelius. Laut Verzeichnis von Prof. Zender gibt oder gab es in der Pfarre eine Cornelius-Bruderschaft.

Cornelius mit Quirinus in Kevelaer-Twisteden
In der Pfarrkirche zum hl. Quirinus in Kevelaer-Twisteden steht an der linken Wand eine farbige Holzfigur des hl. Cornelius in etwa 3/4 Lebensgröße. Der Heilige streckt die rechte Hand zum Segen aus, während er in der linken Hand Papststab und Horn hält. Laut den Kunstdenkmälern des Kreises Geldern (Herausg. Paul CLEMEN, 1891) ist es eine "tüchtige Skulptur um 1500, etwas eckig und hart in den Formen". Sie stammt offenbar aus der Vorgängerkirche, die 1471 erstmals erwähnt wurde und deren Langhaus und Turm auf die 2. Hälfte des 15. Jh. zurückgehen.
Der heutige Kirchenbau wurde 1923 grundgelegt. An der Hauptfassade befinden sich auf halber Höhe zwei überlebensgroße Steinreliefs. Das rechte zeigt den Kirchenpatron, den hl. Quirinus, das linke den hl. Cornelius, der mit Tiara, Stab und Horn dargestellt ist.
Unweit der Kirche im Neubaugebiet verläuft eine Wohnstraße in U-Form, die Corneliusstraße heißt.

5 x Cornelius im Xantener Dom
Der altehrwürdige Xantener Dom St. Viktor, dessen Türme auf das 12. Jh. zurückgehen, besitzt eine Altarreliquie des hl. Cornelius, die laut Prof. Zender bereits für das Jahr 1083 bezeugt ist. Ferner sind dort heute vier Darstellungen des Heiligen zu sehen. Die älteste ist eine etwa lebensgroße Steinskulptur, die auf halber Höhe am Langhaus-Pfeiler rechts vor dem Lettner steht. Cornelius hält in der Linken das Horn, in der Rechten ein Kreuz (?). An benachbarten Pfeilern stehen der Kirchenpatron St. Viktor und der hl. Martin. Die als bedeutende Steinmetzwerke geltenden Figuren wurden um 1486–88 geschaffen. Es wird vermutet, dass die Kosten hierfür wie bei vielen anderen Ausstattungsstücken der Kirche von Kanonikern des angeschlossenen Stifts getragen wurden.
An der Wand des rechten Kirchenschiffes hängt ein um 1500 entstandenes Gemälde, das die hl. Helena inmitten der im Erzbistum Köln besonders verehrten vier hl. Marschälle zeigt: Antonius, Cornelius, Hubertus und Quirinus. Cornelius ist mit Tiara, Kreuzstab und Horn abgebildet. Auf seinem Heiligenschein ist SANCTUS CORNELIUS zu lesen. Der hl. Helena, der Mutter Kaiser Konstantins des Großen (306–337), die zusammen mit dem hl. Viktor Kirchenpatronin des Domes ist, schreibt die Legende die Gründung der Kirche zu. Sie soll einen ersten Memorialbau über dem Grab des hl. Viktors errichtet haben, der um 300 als Anführer der Thebäischen Legion den Märtyrertod erlitt.
Auf dem Matthias-Altar im nördlichen Kirchenschiff, der um 1525 vollendet und 1531 farbig bemalt wurde, steht links neben dem hl. Matthias in etwa Lebensgröße eine Corneliusstatue, auf der rechten Seite der hl. Servatius. Auffallend ist, dass Cornelius schwarze Hände hat. In der Rechten hält er ein an den Enden golden abgesetztes schwarzes Horn, mit der Linken den Papststab und ein aufgeschlagenes rotes Buch. Die Kunstdenkmäler des Kreises Moers (Herausg. Paul CLEMEN, 1892) loben die drei Figuren als "Einzelfiguren von vornehmer Schönheit und edler Einfachheit in der Gewandung".
Darüber hinaus sind Cornelius und Servatius auf den Außenflügeln des Altars abgebildet, ebenso wie Matthias und Petrus.

Da die Darstellungen des hl. Cornelius Ende des 15./Anfang des 16. Jh. entstanden sind, dürfte er damals zu den meist verehrten Heiligen im Xantener Raum gehört haben. Und dies nicht nur "beim einfachen Volk", sondern auch in den gehobenen und gelehrten Schichten. Schließlich war der St.-Viktors-Dom eine Stiftskirche mit einem angeschlossenem, hoch angesehenen Kanonikerstift. Viele Teile der Kircheinrichtung wurden von den (bis zu 24) Stiftsherren oder Kanonikern (also Geistlichen) gespendet.
In den folgenden Jahrhunderten war auch wohl der Vorname Cornelius dort nicht ungebräuchlich. Allein von den Stiftsherren hießen mindestens zwei so: Cornelius von Pauw und Cornelius Lapiere.


Verehrungstätten im früheren Westfalen
Das zum Bistum Münster eingangs zitierte Werk Die Patrozinien Westfalens von den Anfängen bis zum Ende des alten Reiches (Bearbeiter: Peter ILISCH und Christoph KÖSTERS), 1992 herausgegeben vom Institut für religiöse Volkskunde, führt nicht nur die Orte Westfalens in den Grenzen bis 1806 auf, in denen Cornelius und Cyprian gemeinsam Kirchenpatrone waren, sondern auch andere Kultstätten für die beiden Heiligen. Es sind in diesem Gebiet insgesamt 23 (Bistum Köln 10, Bistum Münster 9, Bistum Paderborn 4), und zwar folgende für Cornelius:

Im Erzbistum Köln
(Schmallenberg?-)Dorlar: Glocke von 1699.
Essen: Reliquien von Cornelius und Cyprian in der Krypta der Münsterkirche, erwähnt anlässlich der Weihe 1051. Reliquien des Cornelius in einem Reliquiar um 1400.
Herdecke: Reliquien (Hirnschädel), erwähnt 1368.
(Ense?-)Himmelpforten: Spätgotische Cornelius-Plastik im Zisterzienserkloster.
(Finnentrop-)Schönholthausen: Kapelle St. Cornelius und Cyprian und der 10.000 Märtyrer in Bahmenohl; Patronat 1379 bezeugt.
(Welver-)Schwefe: Cornelius zusammen mit Severinus (Kirchenpatron) dargestellt auf einem Altar von 1515.
Soest: Cornelius-Reliquien in der Eligiuskapelle, erwähnt 1440.
(Bochum-)Stiepel: Cornelius und Cyprian Patrone der Kirche, gegründet bald nach 1008 durch Imma, die Schwester des Paderborner Bischofs Meinwerk und Witwe des Grafen Liudger aus dem Geschlecht der Billunger, auf ehemaligem Reichshof, den Kaiser Otto III. 1001 dem Grafen geschenkt hatte. Zeitlicher Ansatz archäologisch bestätigt. Glocke von 1515. Bruderschaft, 1672 noch bestehend.
Der protestantische Pfarrer und Historiker Johann Diederich von Steinen schreibt Ähnliches im 1757 erschienenen 3. Band seiner Westphälischen Geschichte (19. Stück, S. 1086). Danach ist die Stiepeler Kirche "im Jahr 1008 von der Gräfin Imma v. Stipel zu Ehren der H. Jungfrau Marien, und der Päpste Cornelius und Cyprianus gestiftet worden, wiewol der Cornelius als eigentlicher Patron geachtet worden ist". Wie von Steinen weiter schreibt, hat im Jahre 1294 Papst Benedictus VII. der Kirche einen "Indulgentzbrief" gegeben, kraft dessen allen, die die Kirche an bestimmten Tagen "auch an den Tagen Cornelius und Cyprianus" besuchen oder dazu etwas schenken würden, ein "merklicher Ablaß ertheilet" wird.
Angesichts des frühen Stiftungsjahres und der hochrangigen Stifterin besteht vermutlich auch hier ähnlich wie in Metelen ein Zusammenhang damit, dass Cornelius und Cyprian als karolingische Familienpatrone angesehen werden.
(Dortmund-)Wellinghofen: Patron der Kapelle zu den Heiligen Antonius dem Einsiedler, Hubertus, Cornelius, Anna, Maria Magdalena, Catharina und Agathe in Brünninghausen; Patronat 1463 bezeugt.
(Essen-)Werden: Benediktinerabtei. Seitenaltar mit den Patronen Cornelius, Quirinus, Hubertus und Antonius dem Einsiedler, Fabian und Sebastian, Bonifatius und Suitbert, errichtet nach einem Neubau im 16. Jh.

Im Bistum Münster
Beckum: 1325 Ablasstermin (unter mehr als 40 Festtagen).
(Hamm-)Heessen: Altarpatrozinium des Cornelius zusammen mit Antonius, dem Patron der Vikarie, gestiftet 1478/80.
(Wadersloh-)Liesborn: Benediktinerabtei. Reliquien (Teil eines Zahns), erwähnt 1656.
(Lippetal-)Lippborg: Kirchenpatrone (weiter oben schon näher behandelt).
Lüdinghausen: (der Benediktinerabtei Werden inkorporiert). Reliquien, erwähnt im 15. Jh.
Metelen: Stiftspatrone (weiter oben schon näher behandelt).
Münster: Reliquien des Cornelius in einer Paulusstatue (14. Jh.) im Dom. Erwähnt 1622.
Vreden: Reliquien des Cornelius , erwähnt auf einem Pergamentstreifen; Beschriftung 17. Jh.

Im Bistum Paderborn
Corvey: Benediktinerabtei. Reliquien von Cornelius und Cyprian im Allerheiligenschrein, erwähnt 1505.
(Diemelsee-)Flechtdorf: Benediktinerabtei. Reliquien von Cornelius und Cyprian.
Paderborn: Reliquien von Cornelius und Cyprian in der Domkrypta, erwähnt 11. Jh.
Warburg: Reliquien von Cornelius oder Cyprian in der Liebfrauen-Kirche, erwähnt 1656.

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