Wenig Cornelio in Spanien
Der Verfasser bereiste in der 2. Hälfte 2005 (zweimal) Spanien. Im Hinblick auf den Namen Cornelius konnte er nur wenig entdecken:
Cornelius ist im Spanischen Cornelio, also ebenso wie im Italienischen; dies gilt sowohl für Papst Cornelius wie für den Hauptmann Cornelius aus der Apostelgeschichte.
Wie bisher zu ermitteln war, hat in Spanien die Verehrung von Papst Cornelio keine größere Verbreitung gefunden. Da Spanien ein katholisches Land ist, dürfte aber der Name Cornelio aus dem Kanon der Messe wie auch aus der Apostelgeschichte weitgehend bekannt sein.

Cornelis de Holanda
Bekannt ist in Spanien der Name Cornelis oder Cornelius aus der Kunstgeschichte. Unter den zahlreichen ausländischen Künstlern, die in der 1. Hälfte des 16. Jahrh. in Spanien arbeiteten, war nämlich ein Cornelis de Holanda (auch als Cornelius oder Cornualis bezeichnet), der offenbar sehr gefragt war. Er stammte, wie sein Name besagt, aus Holland und war als Bildhauer (tallista/escultore) tätig. Eine Reihe bekannter Werke stammen von ihm: so der 1521 fertig gestellte Hochaltar in der Kathedrale San Martino in Ourense, die riesenhafte Altarwand (1531—1534) in der Kathedrale von Lugo im Stil des Manierismus, die Renaissance-Hauptfassade der Basilika Santa Maria la Maíor in Pontevedra und der Altar der Capilla de la Concepción in der Kathedrale von Santiago de Compostela. Er schuf das 1547 fertig gestellte Chorgestühl der Kathedrale von Avila und arbeitete 1547/48 mit anderen Meistern am Chorgestühl der Kathedrale von Sevilla.

Cornellà bei Barcelona
Ein südlich an die Stadt Barcelona grenzender Ort nennt sich Cornellà (genau: Cornellà de Llobregat). Er hat heute (2005) etwa 85.000 Einwohner und wird auch deswegen den Barcelonern sehr bekannt sein, weil sich so die Endstation der Barceloner Metro-Linie 5 nennt.
Der Name dürfte nur indirekt etwas mit Cornelius zu tun haben. Der Ort nannte sich ursprünglich Corneliano und geht vermutlich auf eine römische Villa dort zurück, deren Eigentümer Cornelianus hieß. Das Wappen von Cornellà ist ein Horn an einem Band; anscheinend ein Hinweis auf das lateinische cornu = Horn.

Kein üblicher Vorname
Wie die Befragung von Spaniern ergab, ist der männliche Vorname Cornelio wohl früher einmal in Spanien ab und zu verwendet worden, heute aber nicht mehr. Der weibliche Vorname Cornelia, der in Deutschland so beliebt ist, scheint dort weder heute noch früher üblich gewesen zu sein. Bei den auch in Spanien üblichen Glückwunschkarten für die einzelnen Vornamen sucht man nach Cornelio und Cornelia vergeblich.


Überraschend: altes Cornelius-Gemälde in Burgos
Bei diesem seltenen Vorkommen von Cornelius/Cornelio überraschte es den Verfasser umso mehr, als er im September 2005 auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela in der berühmten Kathedrale von Burgos unerwartet auf ein Gemälde mit Papst Cornelius stieß. Es hängt in der Kapelle Johannes’ des Täufers und des Apostels Jakob, die Teil des Dommuseums sind, und war anscheinend erst kürzlich restauriert worden. Das Bild, auf dessen Rahmen rechts unten das Wort BERANO steht, zeigt in der Mitte Christus sitzend vor dem Kreuz zwischen zwei Heiligen, der rechte davon Papst Cornelius. Beide haben vor sich eine kniende, kleinere Person.



Christus als Schmerzensmann und Papst Cornelius auf einem Gemälde aus dem letzten Viertel des 15. Jahrh. in der Kathedrale von Burgos in Spanien. (Foto 21.9.2005)

Auf dem Museums-Schildchen neben dem Bild heißt es in der Übersetzung:
Christus als Schmerzensmann (im Original: Christo varòn de dolore).
Letztes Viertel des 15. Jahrh. Anonymer deutscher Maler.
Öl auf Eichenholz.
Das goldene Schriftband an der Person zu Füßen des hl. Cornelius dürfte so zu lesen sein:
hier knielt cornelis van aken bouer
te bourgus in spengen als testamen
taris van Anthonis Valke

(in heutigem Deutsch wahrscheinlich: Hier kniet Cornelis aus Aachen, Baumeister zu Burgos in Spanien,
als Testamentvollstrecker des Anton Valke)


Das Schriftband an der knienden Person links dürfte zu lesen sein:
o god ontbaremt
du miner armen ziele

(in heutiger Sprache: O Gott, erbarme du (dich) meiner armen Seele)

Die spanische Inschrift mit den verschachtelten Buchstaben und Zeichen unten auf dem Bild ist schwer zu entziffern. Mit Hilfe einiger Spanierinnen, vor allem der Besitzerein der spanischen Buchhandlung La Rayuela in Berlin-Mitte an der Hedwigskirche konnte sie wie folgt ins heutige Spanisch und ins Deutsche übertragen werden:
LA LECCIÓN DE MAS VICTORIA PARA TODO FIEL CHRISTIANO
ES SENTIR EN SU MEMORIA LA PASSIÓN POR NUESTRA GLORIA DE NUESTRO DIOS SANTO
(Die ruhmreichste Lehre für jeden treuen Christen ist es
in seiner Erinnerung die Leidenschaft für den Ruhm unseres heiligen Gottes zu empfinden.)
Kommt jemand zu einem anderen Ergebnis?


Weiteres Cornelius-Gemälde von 1530
Laut dem Werk Das Große Heiligenlexikon von Clemens JÖCKLE, 2003, soll sich in "Palencia/S. Cebrián" ein Gemälde des spanischen Malers und Bildhauers Juan de Valmaseda (*um 1488 †nach 1548) aus der Zeit um 1530 befinden, das Papst Cornelius als Märtyrer darstellt. Palencia in Altkastilien war im Mittelalter eine bedeutende Stadt, in der zu Beginn des 16. Jahrh. auch bekannte ausländische Künstler wirkten, u. a. Juan de Holanda und Simon von Köln. In der heutigen Provinz Palencia gibt es zwei Orte namens San Cebrián, nämlich San Cebrián de Campos und San Cebrián de Mudá. San Cebrián scheint im Spanischen eine alte oder mundartliche Bezeichnung für den hl. Cyprian (spanisch: Cipriano) zu sein, der als "liturgischer Zwilling" von Papst Cornelius gilt.

Zwei Cornelius und Cyprian geweihte Kirchen
San Cebrián de Campos liegt etwa 20 km nördlich der Stadt Palencia. Die Pfarrkirche des kleinen Ortes von knapp 600 Einwohnern ist den Heiligen Cornelius und Cyprian ("Iglesia de San Cornelio y San Cipriano") geweiht. Der prachtvolle Hauptaltar dieser Kirche, ein Renaissance-Werk, zeigt von jedem der beiden Patrone eine Statue. Von einem Cornelius-Gemälde ist aber in den Beschreibungen nicht die Rede.
San Cebrián de Mudá, etwa 20 km nordwestlich des Stausees Aguilar de Campoo gelegen, weist ebenfalls eine Cornelius und Cyprian geweihte Kirche auf. Die als "Kunstdenkmal von nationalem Interesse" kassifizierte Kirche stammt vom Ende des 12. Jahrh. Der Renaissance-Hauptaltar der Kirche zeigt ebenfalls Statuen der beiden Patrone. Der Festtag der beiden Patrone wird noch heute am 16. und 17. September feierlich begangen, u. a. mit einer Prozession zu ihren Ehren.

In Spanien leiten noch zwei weitere Orte ihren Namen vom hl. Cyprian ab, nämlich San Cebrián de Mazote südwestlich von Palencia in der Provinz Valledolid und San Cebrián de Castro in der Provinz Zamora, etwa 27 km nördlich dieser Stadt. In beiden Orten ist die Kirche dem hl. Cyprian geweiht. Möglicherweise wird dort auch sein "Zwillingsbruder" Cornelio verehrt.
Aushängeschild an einem Geschäft in Valencia. (Foto 24.12.2005)


La Herencia de Cornelius
Familie Cornelissen aus Unna (Barbara, Jupp, Jan, Nils) verleben die Weihnachtstage 2005 - wie schon seit 12 Jahren - in einer europäischen Hauptstadt. Diesmal ist es Valencia (als "Hauptstadt" dieser autonomen spanischen Region).
Jupp erkundet am Nachmittag des Heiligen Abends (dort ein Werktag wie jeder andere) die Altstadt. Beim Gang von einem der Highlights, der Plaza del Patriarca, zur belebten Calle Paz fällt ihm ein großes gelbes Ladenschild ins Auge mit dem Kopf eines Kolonialsoldaten und der Aufschrift: La Herencia de Cornelius - Mueble colonial (= Das Erbe des Cornelius - Kolonialmöbel). Welche Überraschung! Der Name Cornelius hier in der Altstadt von Valencia, wo doch schon die spanische Fassung Cornelio in diesem Lande äußerst selten ist. Der Laden bietet ein großes, gehobenes Sortiment von Möbeln und Einrichtungsgegenständen aus früheren Kolonialgebieten, vor allem aus Südostasien.
Ein Schild im Ladeninnern klärt dann auf: Der Name des Geschäfts soll auf einen Engländer namens Cornelius Webster zurückgehen, der - wie es dort heißt - von bescheidener Herkunft 1780 in England geboren wurde. Ausgestattet mit einem exquisiten Geschmack habe es ihn in die fernen Länder des Orients gezogen, wo er ein enormes Vermögen angehäuft habe. Nach seinem Tod im Jahre 1848 infolge eines unbekannten Fiebers habe er sein Vermögen ohne Erben zurückgelassen. Dieses sei wohlverwahrt erhalten geblieben, bis es seit kurzem seinem letzten Willen entsprechend verwendet werde:
Es werde Menschen von noblem Herzen und gutem Geschmack angeboten.
("que sus bienes fueran ofrecidos a gente de noble corajón y buen gusto")

Nur eine gute Geschäftsidee oder doch ein wahrer Hintergrund?

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