Noch viel mit ’Corn’ und Horn
Der erste Bestandteil des Namens Cornelius/Cornelissen ist "Corn", der Stamm des lateinischen Wortes cornu = Horn. Ob irgendein Sachzusammenhang mit dem berühmten römischen Geschlecht der Cornelier und dem daher stammenden Namen Cornelius besteht, ist unbekannt. Jedenfalls wurde Papst Cornelius auf mittelalterlichen Statuen mit einem Trinkhorn als Erkennungsmerkmal abgebildet; und zum Schutzheiligen des Hornviehs in der Bretagne avanzierte er nur wegen seines Namens.

Cornu: eine Fülle von Bedeutungen
Laut Mühlmann, dem lateinisch-deutschen Wörterbuch, das Generationen von deutschen Schülern durchblätterten (schon 1928 erschien es in 43. Auflage!), wurde das Wort cornu = Horn bereits von den Römern für ein ganzes Spektrum von Begriffen verwendet, so für das Horn von Widder, Stier und Bock, für das Hirschgeweih, das Horn des Hufes und den Schnabel der Vögel; weiterhin als Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Überflusses. Als Sinnbild des Ungestümen war es Attribut der Flussgötter und als Sinnbild der Kraft und Stärke Attribut des Bacchus. Darüber hinaus galt es als Sinnbild des mutigen Widerstandes und überhaupt des Mutes. Ferner war cornu die Bezeichnung für das aus Horn Gearbeitete wie Blasinstrumente oder Ölgefäße sowie für vieles, was an die Gestalt eines Hornes erinnerte: Hörner der Mondsichel, Arme eines Flusses, Landzungen, Vorgebirge, Flügel eines Heeres oder die gebogene Spitze der Segelstange.

Verzwickte Grammatik
Grammatikalisch stellt das lateinische Wort für Horn eine gewisse Herausforderung dar. Es gibt nämlich nicht nur die Form cornu, Genitiv cornus (das u jeweils lang gesprochen), neutrum, sondern - wenn auch selten – daneben die Formen
cornum, ebenfalls im Neutrum, mit dem Genitiv corni und infolgedessen mit einer ganz anderen Deklination sowie
cornus, im Maskulinum, mit dem Genitiv auf us (u lang gesprochen).
Noch verwickelter wird es dadurch, dass die Bezeichnung für die Kornelkirsche mit der für Horn (wegen ihres hornharten Holzes) mehr oder weniger gleichlautend ist und ihrerseits wieder zwei Formen bildet:
cornum, Genitiv corni, neutrum, und cornus, Genitiv corni, feminin.
Beide Ausdrücke stehen gleichzeitig für das Holz der Kornelkirsche sowie als Metapher für den Lanzenschaft, der in der Antike meist aus Kornelkirschenholz gefertigt war.
Die weibliche Form cornus dürfte vor allem verwendet worden sein, wenn die Kornelkirsche als Baum gemeint war. Bäume waren nämlich bei den Römern weiblich, weil sie sich die Bäume als von Nymphen bewohnt vorstellten.
Darüberhinaus: Cornu aspersum ist der wissenschaftliche Name für die - in Deutschland seltene - Gefleckte Weinbergschnecke.

Was noch dazu im Mühlmann steht
Dann finden sich im Mühlmann noch eine Anzahl Bezeichnungen mit corn, die wenig Schwierigkeiten machen, aber ebenfalls zeigen, welche Fülle von Begriffen es um cornu/Horn gibt (der Akzent gibt die betonte Silbe an):
cornéólus
hornartig
cornéus
a) hörnern, übertragen: hart, gefühllos
b) Kornelkirschen- (Adjektiv von Kornelkirsche)
cornéscere
hornartig werden
cornícen
Hornbläser
cornícúlum
Hörnchen, übertragen: hornförmige Zierde des Helms
cornúlum
Hörnchen
cornífer
Hörner tragend, gehörnt
corníger
Hörner tragend, gehörnt
cornípes
hornfüßig, behuft
cornútus
gehörnt
cornix
Krähe
cornícúla
kleine Krähe
cornicari
krächzen
(Nach dem Botanischen Wörterbuch von Erik HAUSTEIN, 1969, und dem Etymologischen Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen von Helmut GENAUST, 1996, wird bei corneus, cornifer und corniger jeweils die erste Silbe betont, nur bei der erweiterten Form im Femininum und Neutrum liegt die Betonung auf der 2. Silbe, z. B. cornífera.)

Kornelisch und kornelianisch
Beide Ausdrücke bedeuten in etwa dasselbe und finden sich in Mühlmanns lateinisch-deutschem Wörterbuch. Unter dem Stichwort Cornelius heißt es dort: "Benennung eines weitverzweigten röm. Geschlechtes, aus dem die Scipionen, Sulla u. andere stammten."
Cornelius ist aber gleichzeitig die adjektivische Form des Namens Cornelius und wird dann im Mühlmann mit kornelisch übersetzt.
Als Beispiel sind dort aufgeführt die von Cornelius Sulla gegründete Stadt Forum Cornelium (= Cornelische Stadt, auch als Forum Cornelii = Stadt des Cornelius bezeichnet, heute Imola in Norditalien) und Castra Cornelia (= Cornelisches Lager), ein Anhöhe zwischen Utica und Bagrada. Für beide Orte hat sich aber noch ein weiteres Adjektiv gebildet, nämlich Cornelianus = kornelianisch. So wird Castra Cornelia auch Castra Corneliana genannt.
Noch ein Weiteres hierzu: Eine Cornelia Lex (= Cornelisches Gesetz), die uns in der römischen Geschichte häufiger begegnet, war ein von einem Angehörigen des Geschlechts der Cornelier eingebrachtes Gesetz.

Der Mühlmann führt noch zwei weitere Eigennamen mit dem Stamm cornu = Horn auf:
Cornicen (= Hornbläser) oder Cornicinus war der Beiname für das römische Geschlecht der Oppier.
Corniculum (= Hörnchen) war der Name einer Stadt der Latiner und Corniculanus ein Corniculaner, d. h. ein Einwohner dieser Stadt.

Dazu moderne Anwendungen: In dem bekannten Wintersportort Cortina d’Ampezzo nennt sich ein Hotel an der Straße nach Misurina: Hotel Cornelio, in Sterzing, Südtirol, ein Hotel gleich neben der Brennerautobahn: Hotel Conny.

Wer oder was ist korneal?
Im 6. Band des Duden, dem Aussprachewörterbuch, ist das Wort korneal aufgeführt - Betonung auf der letzten Silbe -, ohne dass die Bedeutung angegeben wird.
Was kann korneal heißen? Es fallen einem Wörter ein wie real, genial, ideal, glorial. Alles Ausdrücke mit positiven Assoziationen. Aber Vorsicht: Im Englischen bedeutet corny soviel wie blöd, kitschig. Es geht aber weder in die eine noch die andere Richtung: Korneal stammt aus der medizinischen Fachsprache und ist das aus Kornea (= Hornhaut des Auges) gebildete Adjektiv. Es bedeutet soviel wie "die Hornhaut betreffend".
Dem entspricht die folgende Eintragung im Telefonbuch von Mainz: "Corneal GmbH, medizinische Optik".


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