Pfarrkirche St. Kornelius in Titz-Rödingen
Blütezeit der Wallfahrt im 18. Jahrh.
Im Kreis Düren, 34 km nordöstlich von Aachen liegt Rödingen, heute ein Ortsteil von Titz; nach Hoengen und Lamersdorf die dritte Cornelius-Pfarrei am Rand des großen Braunkohlenreviers.
Die heutige Pfarrkirche, am Ortsrand auf der Höhe gelegen, wurde 1856–1858 nach dem Entwurf des Aachener Landbauinspektors Johann Peter Cremer als dreischiffige neugotische Backsteinhalle errichtet, auf Wunsch der Gemeinde nach dem Vorbild der gotischen Dominikanerkirche St. Paul in Aachen. Von den Vorgängerkirchen stammt noch der Westturm, der in seinen Untergeschossen aus Tuffstein auf die 2. Hälfte des 12. Jahrh. zurückgeht, während die beiden Obergeschosse in Backstein aus dem 15. Jahrh. herrühren. Der zwischenzeitlich erneuerte Schweifhelm stammt von 1708. Collator oder weltlicher Patron war der Herzog von Jülich.




Die 1858 fertig gestellte Pfarrkirche von Rödingen mit Turm aus dem 12. und 15. Jahrh. (Foto 5.6.1993).



Im Innern befindet sich ein Antwerpener Schnitzaltar aus der Zeit um 1520, auf dem links oben eine Statue des hl. Cornelius steht. In der Rechten hält er den Papststab, in der Linken ein Horn. Auf Cornelius weist auch eine farbige Statue rechts vom Marienaltar hin, die offenbar in die Zeit des Kirchenneubaus zu datieren ist. Der Heilige hält links den Kreuzstab, rechts ein an den Enden golden abgesetztes silbernes Horn. Prof. Zender zufolge befindet sich dort auch eine Andachtsbild-Kupferplatte. Laut den Kunstdenkmälern des Kreises Jülich, 1902, erinnert noch mehr an Papst Cornelius: Auf einem Balken des Turmhelms ist die Inschrift eingeschnitten:
soLI Deo, MarIae atqUe corneLio
anDreas HoLtz Pastor et InCoLae turrIM erIgebant,
1708, 23 8 bris, Paulus Heiartz custos excudit.
(= allein für Gott, Maria und Cornelius, Pastor Andreas Holtz und die Einwohner errichteten den Turm,
1708, 23. Oktober, der Küster Paul Heiartz hat ihn entworfen)

Ein versilbertes Reliquiar mit der Reliquie des hl. Cornelius trägt die Inschrift: I.P. 1776.
Auf einem vergoldeten Ziborium aus Silber vom Jahre 1667 findet sich am Fuss die Inschrift:
ECCLESIAE S. CORNELIJ IN ROERDINGEN AO. 1662
(= Für die Kirche des heiligen Cornelius in Rödingen im Jahre 1662).
Eine der beiden alten Glocken aus dem Jahre 1702 zeigt u. a. das Bild des Papstes Cornelius und darunter die Inschrift: CorneLI Patrone TeMpLI, nos Deo offer (1702)


Im Zentrum die Korneliuskapelle
Auf dem Platz im Zentrum des Ortes steht die weiß getünchte Korneliuskapelle, die laut der schmiedeeisernen Jahreszahl außen über dem Eingang aus dem Jahre 1739 stammt.



Die Rödinger Korneliuskapelle aus dem Jahre 1739 (Foto 5.6.1993).



An dieser Stelle soll früher das Rathaus gestanden haben. Im Innern der Kapelle befindet sich ein Altar mit der farbigen Statue des hl. Cornelius. Das Horn in der linken Hand hält er in ungewöhnlicher Weise: Es hängt mit der Spitze zwischen den Fingern nach unten herab. Auf der Vorderwand des Altartisches ist in goldenen Lettern zu lesen: ST. CORNELIUS. Altar wie Statue sind vom Stil her in die Zeit um 1800 einzuordnen.

Korneliusmarkt am Dienstag der Oktav
Laut dem Werk Die deutschen Wallfahrtsorte (2. Aufl. 1991) wird Cornelius seit Jahrhunderten in Rödingen verehrt. Über die Ursprünge der Verehrung und die Entstehung der Wallfahrt sei nichts bekannt. Die Wallfahrt werde erstmals im frühen 18. Jahrh. erwähnt; es könne aber als sicher angenommen werden, dass sie älter sei. 1776 habe die Kirche eine kleine vergoldete Monstranz mit einer Reliquie des hl. Kornelius als Geschenk erhalten. Die Echtheit der Reliquie sei bestätigt. Als Blütezeit der Kornelius-Wallfahrt in Rödingen ist, wie es dort weiter heißt, das 18. Jahrh., vor allem dessen 2. Hälfte anzusehen. Am Dienstag der Festoktav fand jeweils der Korneliusmarkt statt, an dem die Bauern Pferde, Kühe und Schweine anboten. Heute geht es dabei mehr um Sachen des täglichen Gebrauchs. Kornelius wurde in Rödingen vor allem als Vieh-Patron verehrt. Die kleine Kapelle im Ort erhielt 1731 für die Festoktav einen vollkommenen Ablass (nach Prof. Zender wurde 1782 ein Ablass gewährt). Bis 1935 war die Wallfahrt gut besucht, doch durch Zerstörungen im 2. Weltkrieg ging die Pilgerzahl zurück.
Das Verzeichnis von Prof. Zender führt 20 Orte auf, von denen Wallfahrten nach Rödingen verbürgt sind. Danach riefen die Pilger Cornelius an bei Fallsucht, Veitstanz, Krämpfen, insbesondere Kinderkrämpfen, und bei Gicht. Auch gab es hier wie in Kornelimünster und anderen Orten den Brauch, das Gewicht des Kranken in Form von Korn zu opfern. Die Oktav des Heiligen wird auch heute noch groß gefeiert, es ist das Hauptfest des Ortes. Die Sebastian Schützenbruderschaft führt jedes Jahr während der Oktav ein Cornelius-Pokal-Turnier mit Luftgewehren durch.

Vorname Cornelius/Cornelia noch anzutreffen
Früher scheint der Vorname Cornelius bzw. Cornelia in Rödingen nicht selten gewesen zu sein, einzelne tragen ihn heute noch. Auf dem Kriegerdenkmal am Friedhof ist unter den Gefallenen des Jahres 1944 ein Hütten Cornelius aufgeführt. Von der Korneliuskapelle in der Ortsmitte zieht sich die Corneliusstraße (hier mit C geschrieben) in einem großen Bogen an der Pfarrkirche vorbei.
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