Geringe Verbreitung in Österreich
In Österreich hat ähnlich wie in Bayern eine Cornelius-Verehrung nur in geringem Umfang bestanden. In Prof. Zenders Werk über die mittelalterliche Heiligenverehrung sind nur drei Orte zu finden: das 1138 gegründete Zisterzienserstift Zwettl in Niederösterreich, das bereits im 13. Jahrh. eine Cornelius-Reliquie besaß, weiterhin Hall in Tirol, wo sich Reliquien aus dem niederländischen Bereich im Heiltum des Ritters Waldauf befanden und Cornelius als einer der vier Marschalle verehrt wurde ("sand Cornelio, dem babst und martrer, den man loben und eeren sol fur den hinfallenden siechtumb") sowie Tosters.


Pfarrkirche St. Corneli in Tosters
Reliquien vom Gesandten Karls des Großen?
In Wikipedia, der freien Enzyklopädie, fand der Verfasser im Dezember 2006 überraschenderweise eine ausführliche Darstellung der Kirche St. Corneli in Tosters, heute ein Ortsteil der Stadt Feldkirch im Bundesland Vorarlberg. Tosters hat gut 5.000 Einwohner (2006) und liegt an der Grenze zum Fürstentum Liechtenstein.
Die nachstehenden Ausführungen fußen weitestgehend auf den Ausführungen des Artikels "Pfarrkirche St. Corneli" in Wikipedia vom 5.12.2006.

Die Kirche dürfte ursprünglich auf das 11. Jahrhundert zurückgehen. Aber nur die Architektur des Chores und einige wenige Details lassen heute noch ihre verschiedenen Bauphasen erahnen. Im Inneren spiegeln Raumeindruck und Ausstattung die Zeit um 1700 wieder. Seit mehreren hundert Jahren ist St. Corneli ein Wallfahrtsort. Heute ist die Kirche auch beliebt als Ausflugsziel und für Hochzeiten.
Gehörte ehemals zum adligen Damenstift Schänis in der Schweiz
Die erste Urkunde, in der die Kirche erwähnt wird, ist eine Schutzbulle Papst Alexanders III. von 1178. Aus ihr geht hervor, dass Tosters damals im Besitz des Frauenklosters Schänis in der Schweiz war. Das 828 gegründete karolingische Damenstift wurde 1811 aufgehoben. Als die Grafen von Montfort, die bis ins 18. Jahrh. das bedeutendste Hochadelsgeschlecht der Bodenseeregion waren, bei der Pfarrkirche in Feldkirch ein Herrenbenefizium stifteten, übernahm dieser Benefiziat schon vor 1730 auch die Sorge für St. Corneli in Tosters. Erst 1828 ging das Patronatsrecht an Tosters über. Weil besonders zur Winterszeit der Weg vom Ortskern Tosters zu St. Corneli beschwerlich war, baute man 1879 in Tosters selbst eine neue Pfarrkirche, die inzwischen wiederum einem Neubau weichen musste.
Über die ersten Jahrhunderte von St. Corneli sagen die Quellen fast nichts aus. Im Jahre 1990 wurden archäologische Untersuchungen durchgeführt, die erahnen ließen, wie die gotische Kirche ausgesehen haben mag. Dieser Vorgängerbau war bedeutend kleiner als der jetzige. Weitere Grabungen erlaubten Rückschlüsse auf den noch kleineren romanischen Vorgängerbau. Ihre wesentliche Umgestaltung und Vergrößerung erfuhr die Kirche im 17. Jahrh. Damals wurde das Langhaus abgebrochen und neu aufgebaut. Die Sakristei wurde erweitert, der Turm erhöht und eine Empore eingebaut. Durchgreifende Restaurierungen erfolgten 1789 und 1989.

"Tausendjährige Eibe" und Marienwallfahrtsort
An der nördlichen Friedhofsmauer von St. Corneli steht eine "Tausendjährige Eibe". Sie gilt als ältester Baum Vorarlbergs und ist eine der ältesten Bäume Österreichs. Ihr Fuß hat einen Umfang von mehr als 5 m. Aufgrund einer Legende, wonach die Gottesmutter auf dem Weg von Einsiedeln nach St. Gerold bei dieser Eibe Rast gemacht hat, sprach man der Rinde des Baumes heilende Wirkung bei allerlei Krankheiten zu. Daraus entwickelte sich die Kirche zum Marienwallfahrtsort.

Herkunft der Reliquien unsicher
Zum Patronat heißt es in dem Wikipedia-Artikel: "Cornelius und Cyprian sind als Kirchenpatrone in Vorarlberg sehr ungewöhnlich. Die Verehrung dieser beiden Heiligen nahm zu Beginn des 9. Jh. einen großen Aufschwung, als Gesandte Kaiser Karls d. Gr. Reliquien des hl. Cyprian von Karthago nach Frankreich brachten, wo sie einige Zeit später in die Abteikirche des hl. Cornelius zu Compiègne kamen. Zur Gesandtschaft Kaiser Karls gehörte auch Herzog Hunfried von Churrätien, der ab 807 im heutigen Rankweil residierte und wesentlich an der Gründung des Klosters Schänis in der Schweiz beteiligt war. Möglicherweise war also das Kloster Schänis über Herzog Hunfried in den Besitz von Reliquien der Hl. Cornelius und Cyprian gekommen. Tosters wiederum war spätestens ab dem 11. Jh. im Besitz des Klosters Schänis und könnte von dort Reliquien für die Kirche St. Corneli bekommen und das Patronat dieser beiden Heiligen übernommen haben."
Auch Prof. Zender weist - allerdings mit einem Fragezeichen versehen - auf diesen frühen Erhalt der Reliquien hin. Es heißt bei ihm: "Wahrscheinlicher Gründer des Klosters Schänis soll Herzog Hunfried von Churrätien sein, der möglicherweise als Gesandter Karls des Großen Reliquien des heiligen Cyprian aus Afrika mitbrachte (?)".
Dies wird auch gestützt durch die in den Patrozinien Westfalens, 1992, vertretene These, wonach Cornelius und Cyprian im 9. Jahrh. zu den karolingischen Familien-Patronen gehörten. Vielleicht gab es auch Verbindungen zu anderen frühen Cornelius-Stätten im süddeutschen Raum wie Freising in Bayern (vgl. Kapitel: Deutschland: 32 Kirchen zu seinen Ehren) und Bad Buchau in Baden-Württemberg.

Drei Brüderschaften
In St. Corneli bestanden drei Bruderschaften: Die Almosen-Bruderschaft, gestiftet 1618 von Pfarrer Arbogast Müller, die unter dem Schutz der Muttergottes und der Heiligen Cornelius und Cyprian stand; sie war gegründet worden - wie es im Bruderschaftsbuch heißt - "wegen der damaligen armseligen und betrübten Zeiten, und insbesondere, weil am 7. Mai 1618 ein schrecklicher Kometstern erschienen war". Weiterhin die 1666 eingeführte Rosenkranzbruderschaft und die Herz-Mariä-Bruderschaft von 1846.

Cornelius und Cyprian halfen bei Trockenheit und Nässe
Auch die Kirchenpatrone selbst, Cornelius und Cyprian, waren das Ziel vieler Wallfahrten nach St. Corneli. So wird in der 1746 entstandenen Häusle-Chronik von Rankweil, einer in der Nähe gelegenen Marktgemeinde, folgendes berichtet:
"Eß ist bekanth bey anhörigen Regenwetter oder grose Trückhen thuth die gantze Nachbarschaft seüftzen, Ranckhweil sollte mit dem heiligen Wundercreüz auf St. Cornely gehen umb fruchtbares Wetter zu erlangen. Auch hat man alzeit beser Wetter erlangeth. Anno 1700 wahre Patter Victor Halbeysen von St. Victorsberg ain religioß Pfarrvicary auf Unser Lieben Frauen Berg. Zu selber Zeit warre ain grose Trückhen enthstanden. Man stelt Procesion an mit dem heiligen Wundercreüz auf St. Cornelly zu Dosters. Es ware kain Wolckhen an dem Himell biß nach dem Gottesdienst. Gemelter Patter geth vor den Althar und bettet mit dem Volckh zum heiligen Cornely und Ciprinay mit dem Zusatz: ,Mir gehen von disem Orth nit hinweg biß ihr uns ain Regen geben. Sechet Wunder, uhrbletzlich zicht sich der glantze Himmell mit Wolckhen über. Die, welche mit der Procession gangen, seyedt waschnaß worden biß die Procesion widerum ist kommen auf Unser Lieben Frauen Berg."

(Heute würde man diesen Text wohl etwa so schreiben:
Wenn die ganze Nachbarschaft unter anhaltendem Regen oder großer Trockenheit seufzte, zog man in Rankweil , wie bekannt ist, mit dem heiligen Wunderkreuz nach St. Corneli, um fruchtbares Wetter zu erlangen. Man hat dann auch immer besseres Wetter bekommen. Im Jahre 1700 war Pater Halbeysen von St. Victorsberg ein frommer Pfarrvikar an der Wallfahrtskirche auf dem Berg zu unserer Lieben Frau. Zu dieser Zeit herrschte große Trockenheit. Man machte daher eine Prozession mit dem heiligen Wunderkreuz nach St. Corneli in Tosters. Es war keine Wolke am Himmel bis nach dem Gottesdienst dort. Der Pater geht dort vor den Altar und betet mit dem Volk zu den Heiligen Cornelius und Cyprian mit dem Zusatz: ’Wir gehen von diesem Ort nicht fort, bis ihr uns Regen gegeben habt.' Sieh da, ein Wunder! Urplötzlich überzieht sich der ganze Himmel mit Wolken. Wer mit der Prozession gegangen war, wurde klatschnass, bis die Prozession wieder zurück in Rankweil auf dem Berg zu unserer Lieben Frau war.)
Nicht behandelt ist in dem Wikipedia-Artikel, warum in Tosters der Name Cornelius auf i endet. Vermutlich handelt es sich um den Genitiv von Cornelius im Sinne von "Kirche des hl. Cornelius = Santi Cornelii, wobei das Doppel-i zu einem einfachen i verkürzt wurde. Häufig schrieb man in diesen Fällen das Ende mit y (vergl. die Schreibweise Cornely in Westbevern und bei dem niederländischen Maler Cornelis Cornelissen.)
Weiter zum nächsten Kapitel: Einstmals auch in England verehrt
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