Einer der vier hl. Marschälle
Die frühere Popularität von Papst Cornelius zeigt sich auch darin, dass er zu den vier heiligen Marschällen gehört, deren Verehrung im 15. und 16. Jahrh. ihren Höhepunkt hatte. Wie der Kölner Erzbistumsarchivar Dr. Jakob TORSY in seinem Lexikon der deutschen Heiligen von 1959 schreibt, habe man geglaubt, die Heiligen Antonius der Einsiedler, Papst Cornelius, Quirinus von Neuss und Hubert von Lüttich nähmen eine besondere Ehrenstellung an Gottes Thron ein. Daher habe man ihre Verehrung als Nothelfer für die verschiedensten Anliegen unter dem Namen der "vier heiligen Marschälle Gottes" zusammengefasst. Sie wurden besonders im Kölner Raum, in den Ardennen und am Niederrhein verehrt, und zwar
– Antonius als Patron der Schweine, Wallfahrt in Köln und Wesel,
– Cornelius als Patron des Hornviehs, Wallfahrt in Kornelimünster,
– Quirinus als Patron der Pferde, Wallfahrt in Neuss,
– Hubert als Patron der Hunde, Wallfahrt In St-Hubert, Ardennen.
Wie in dem Werk weiter berichtet wird (ebenso in der Neubearbeitung in Form des großen Namenstagskalenders von Hans-Joachim KRACHT, 2003. Vgl. das vorangegangene Kapitel "Helfer bei der Kornelkrankheit".), war Cornelius der Patron der Bauern und wurde gegen Fallsucht, Krämpfe sowie Ohrenschmerzen angerufen.
Cornelius mehrfach zuständig
Bei Prof. Zender sind die Zuständigkeiten etwas anders verteilt: Zwar sind auch bei ihm Anton-Cornelius-Quirin Patrone der Haustiere, dann aber auch Anton-Cornelius Patrone bei ignis ardens (Mutterkornpilz) und Cornelius-Hubert bei Krämpfen und Tollwut. Cornelius ist also danach gleich dreifach zuständig: für Haustiere (vom Horn abgeleitet), für den früher häufig auftretenden Mutterkornpilz und für Krämpfe (die beiden Letzteren vom Kopf abgeleitet). Zender (S. 175 f) führt eine großen Anzahl Orte auf, an denen die Marschälle, alle vier oder auch nur einzelne von ihnen, angerufen wurden. Dabei werden drei Orte genannt, nämlich Granterath (heute Ortsteil von Erkelenz im Rheinland), Körperich (ganz in der Nähe von Nusbaum-Freilingen) und Obergeckler bei Bitburg (etwa 6 km nördlich von Körperich), wo Cornelius zusammen mit Antonius als Patron der Schweine angerufen wurde.
Darüber hinaus wurde Cornelius bei einer Anzahl weiterer Gebrechen mit örtlich sehr unterschiedlichen Schwerpunkten angerufen, wobei es teilweise unklar bleibt, wie sich dies aus den beiden Hauptpatronaten, Hornvieh und Fallsucht, entwickelt hat. So wurde er in Heumar bei Köln, wo seine Verehrung seit 1818 bezeugt ist, auch "zum Schutz gegen Krankheiten der Kinder" angerufen. Vor allem in den Niederlanden spielte Cornelius eine große Rolle als Helfer gegen Kinderkrankheiten. An vielen Wallfahrtsorten dort war dies sogar der Schwerpunkt. Anscheinend sah man dort Kinder als besonders gefährdet durch Nervenleiden und ähnliche Beschwerden an. So wurde er an mehreren Wallfahrtsorten speziell gegen Keuchhusten angerufen, eine typische Kinderkrankheit. Man erklärte sich diese Krankheiten, wie vor allem Krämpfe, als vom Kopf kommend an.
Als einer der vier Marschälle ist Cornelius auf einem um 1500 entstandenen Gemälde im Xantener Dom zu sehen. Die Marschälle stehen links und rechts neben der hl. Helena, die zusammen mit dem hl. Viktor Kirchenpatron ist. In Gastel in der niederländischen Provinz Nordbrabant bestand schon im 15. Jahrh. eine Kapelle, die Maria und den vier Marschällen geweiht war. Cornelius wurde dort gegen Krämpfe und Fallsucht angerufen. Nebenan in der Provinz Limburg war 1485 ein Altar der Pfarrkirche Johannes der Täufer in Meerlo neben Cornelius auch den Heiligen Antonius und Hubertus geweiht, also zwei anderen Marschällen. Auch in Hall in Tirol soll Cornelius als einer der Marschälle schon im Mittelalter verehrt worden sein.
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