Wie von Engländern zu hören, klingt der Name Cornelius bei ihnen heute "old, dignified, mysterious" (alt, ehrwürdig, geheimnisvoll). In Wikipedia (vom 15.7.2007), wo Cornelius Fudge wie alle anderen auftretenden Personen näher beschrieben wird (unter Figuren der Harry-Potter-Romane) heißt es, Cornelius klinge "pompös-lateinisch" und die Koseform Corny bedeute "spießig, veraltet". Übrigens bedeutet sein Familienname Fudge (gesprochen: fatsch) Karamelbonbon. Es hat den Anschein, dass bei den meisten der vielen Übersetzungen in andere Sprachen der Vorname Cornelius beibehalten wurde, auch wenn es dafür eine eigene Form in der betreffenden Landessprache gibt (der Verfasser hat aber bisher nur wenige Exemplare überprüfen können). So wurde im Französischen nicht etwa Cornelius mit Corneille oder Cornély übersetzt, offenbar um den etwas antiquierten Klang von Cornelius zu bewahren. Eine Ausnahme bilden die Niederländer. Sie verwendeten ihre populäre Form Cornelis und übertrugen auch den Familiennamen Fudge ins Niederländische. |
1421 in Bremen
1454 in Ostfriesland
1522 ein Karnillis Bodeker in Hildesheim
1589 ein Karnillis Schokell in Hildesheim, 1590 als Carnillies Schockel aufgeführt
1525–1528 in Wernigerode am Harz
1559 ein Cornelius Winterbach aus Rothenburg o. T. und 1594 ein Cornelius Schellhorn aus Ochsenfurt, beide am Gymnasium in Rothenburg
ein Kornelius Becker, geboren 1561 in Leipzig
zwischen 1587 und 1770 ist in Hasefeld/Nord-Ost-Hannover der Vorname Corleiss oder Corleuss "nicht selten". Der betreffende Archivar führt diese Namen auf Cornelius zurück
1564 ein Cornilliuß Drewes in Südkampen (Gemeinde Walsrode, Niedersachsen)
14./15. Jh. in Reval (heute Tallinn in Estland)
1615 ein Cornelius Eckardt aus Teutleben in Laucha/Thüringen
1618 zweimal in Leer (Ostfriesland)
ein Cornelius Probst, geboren um 1662 in Andechs (Kreis Starnberg in Bayern)
ein Frz. Cornelius Ernst, geboren 1696 in München
1706–1856 neunmal in Flamersheim (Gemeinde Euskirchen im Rheinland)
1756–1905 viermal in Oberwinter (Gemeinde Remagen im Rheinland)
ein August Cornelius Stockmann, geboren 1751 bei Leipzig
ein Cornelius von Rauch, geboren 1853 in Dorpat (Estland)
1911 zweimal in Mannheim
1981–1990 20-mal in der DDR
1984–1986 und 1987–1989 je 13 mal in Österreich
Welche Bewandtnis es mit diesem Cornelius hat, dürfte wohl erst ein genaues Studium des lateinischen Textes ergeben. Jedenfalls ist schon vor über 250 Jahren im weit östlich gelegenen Breslau ein Mann mit dem Vornamen Cornelius zu Amt und Würden gekommen. Möglicherweise hängt mit diesem Cornelius zusammen, dass 1765 eine der Domglocken dem hl. Cornelius gewidmet wurde. Jetzt (Juni 2008) gibt es Klarheit darüber, warum ein in Holland gebräuchlicher Name in Breslau auftauchte. Der Verfasser erhielt dazu eine E-Mail von einem Ruud Straatman aus Amsterdam. Danach ist Cornelius am 7. September 1666 in Kleve als Sohn des Theodor Althet Heinrich Straetman (auch "von Strattmann") geboren. Dieser wiederum war 1637 geboren, und zwar ebenfalls in Kleve, und verstorben in Wien am 25. Oktober 1693. Die Mutter des Cornelius war Anna Maria Mechtildis Moliaert van Zierickzee, geboren 1641, verstorben in Linz (Österreich) am 19. Juli 1684. Theodor und Anna Maria hatten in Utrecht (Niederlande) am 2. Juli 1661 geheiratet. Theodor Straetman, der Vater von Cornelius, war Oberster Hofkanzler des Habsburgischen Kaisers Leopold I., ein Diplomat, der es bis zum Reichsgrafen schaffte (30. September 1685). Seine Familie stammte aus den Niederlanden (Utrecht/Gelderland); Theodors Vater war wie viele andere damals nach Kleve (am Niederrhein, seinerzeit Sitz eines Herzogtums) gezogen, um Karriere zu machen. Offizielle Titel von Theodor Straetman waren: Reichsgraf von Strattmann und Peuerbach, Herr von Orth a/d Donau, Bruck a/d Aschach, Spättenbrunn, Haiding und Schmiding in Rothenburg am Inn (alles Orte in Österreich, Breslau gehörte damals zum Hause Habsburg). Mit "aus Beienbach und Orth" sind die Orte Peuerbach und Orth in Österreich gemeint. |
Noch eine andere Hauptdarstellerin trägt einen einschlägigen Namen: Nele, des Bürgermeisters Töchterlein und später Eulenspiegels Herzallerliebste. Wie schon im Kapitel "Cornelia von Cornelius" dargelegt, ist oder war Nele eine gebräuchliche Kurzform von Cornelia. Warum wählte die Verfasserin den Namen Cornelius? Er erschien ihr offenbar passend für diesen aufrechten, sympathischen Arzt in einer vergangenen, düsteren Zeit. |