Cornelius, Corneille, Cornelio, Korneliusz
Die Popularität des hl. Cornelius kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass sich in verschiedenen Sprachen eine eigene Form dieses Namens bildete. In der deutschen Sprache hat man zwar die ursprüngliche Form nicht verändert, aber immerhin die Schreibweise im 19. Jahrh. und vor allem nach der Rechtschreibereform von 1901 eingedeutscht und Cornelius mit K geschrieben. So schreibt sich die Gemeinde Kornelimünster, seit 1972 Ortsteil von Aachen, inzwischen mit K und dementsprechend ihren Patronatsheiligen ebenfalls mit K. Auch das (katholische) Schott-Meßbuch von 1936 schreibt "Kornelius". Die (evangelische) Schäfer-Bilderbibel, Ausgabe 1963, Copyright 1929, schreibt den römischen Hauptmann aus der Apostelgeschichte ebenfalls mit K.
Besser wäre es, bei historischen Persönlichkeiten die ursprüngliche Schreibweise, hier das C, beizubehalten. Man hat den Eindruck, dass dies in den letzten Jahren auch überwiegend wieder so praktiziert wird.
Im Französischen heißt der Papst Corneille. Die Bretonen nennen ihn Cornély oder Cornéli. Der römische Hauptmann aus der Apostelgeschichte wird neben Corneille auch Cornélien genannt. Im Italienischen und Spanischen ist aus Cornelius Cornelio geworden. Dies gilt sowohl für die berühmten Politiker und Schriftsteller der Römer aus dem Geschlecht der Cornelier, für den Hauptmann der Apostelgeschichte, für Papst Cornelius (papa Cornelio im Italienischen) wie für spätere Träger des Namens Cornelius. Die Portugiesen schreiben Cornélio. Im Niederländischen wurde der Name zu Cornelis, offiziell blieb es aber für Papst und Hauptmann bei Cornelius. Im Englischen heißt der Papst unverändert Cornelius (aber englisch ausgesprochen), im Griechischen in lateinischer Schrift Kornilios. Im Polnischen nennt er sich Korneliusz (sz wird sch ausgesprochen).
Volkstümlich auch Sinterknillis, Cor und Cornilli
Für die Popularität des hl. Cornelius in bestimmten Regionen, vor allem im Flämischen spricht auch, dass dort für ihn volkstümliche Namen im Umlauf sind oder waren, neben dem halboffiziellen Cornelis (mit der Verkleinerungsform Cornelisje, ausgesprochen kornelische) die Formen Sint Knilles oder Sinterkurnellis. So fand im niederländischen Vortum-Mullem alljährlich die "Sacramentsprocessie met Sinterknillis" statt (= Sakramentsprozession mit dem heiligen Cornelius). In Limmen in Nordholland wird auch die populäre Kurzform Cor verwendet. In Luxemburg hat man neben Cornelius und der französischen Fassung Saint Corneille (entsprechend der französischen Amtssprache im Großherzogtum) im moselfränkischen Dialekt noch die Bezeichnung St. Cornilli. Im nordluxemburgischen Eppeldorf wurde Cornelius einfach Conni genannt. Die Bewohner des deutschsprachigen Teils von Belgien nahe Kornelimünster nennen mundartlich den Ort Krinelle-Mönster und die Messe zu Ehren des Heiligen Kornällesmess.
Als Papst nur selten im Lexikon
Schlägt man Lexika auf, so ist Papst Cornelius nur in den umfangreichen Werken zu finden. In den meisten ist aber das Stichwort Cornelius oder Cornelier aufgeführt als Name eines der angesehensten römischen Patriziergeschlechter. Alle deutsche Lexika - teilweise auch fremdsprachige - behandeln die bedeutenden Vertreter der deutschen Familie Cornelius aus dem 19. Jahrh, auf die weiter hinten das Kapitel "Cornelius: Ein hoch angesehener Familienname" näher eingeht. Erstaunlich ist, dass nahezu in jedem Lexikon "Cornelia, die Mutter der Gracchen" aus dem alten Rom zitiert wird. Schreibt man auch bei Lexika voneinander ab?
Zusammenfassung: Populär durch Name und Volksfrömmigkeit
Kleine Ursache, große Wirkung. Wenig ist über Papst Cornelius bekannt und doch wurde er so bekannt. In den voraus gegangenen Kapiteln ist nahezu alles zusammen getragen, was über seine Leben bekannt ist, sogar in verschiedenen Versionen. Wahrscheinlich ist es die bisher umfangreichste Darstellung über ihn. Doch weit umfangreicher sind die nun folgenden Kapitel über seine Verehrung und die Verbreitung seines Namens.
Auf den ersten Blick ist diese Diskrepanz nur schwer zu erklären. Cornelius war nur gut zwei Jahre Papst. Er war auch kein klassischer Märtyrer, kein "Blutzeuge", weil er in der Verbannung an Erschöpfung starb; allerdings wurde er schon früh als Märtyrer verehrt. Sein Wirken war seinerzeit nicht unumstritten. Er hatte sogar einen Gegenpapst. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass seine eigentliche historische Tat, die Wiederaufnahme der in der Christenverfolgung Abgefallenen, für seine spätere große Popularität maßgeblich war. Schwer ersichtlich ist auch, warum er ein "großer" Papst gewesen sein soll, wie er in einigen Darstellungen beschrieben wird.
Andererseits muss er schon früh in hohem Ansehen gestanden haben: Wenn im Jahre 875 der Papst die Gebeine des Cornelius dem frisch gekrönten Kaiser schenkte, damals neben dem Papst der wichtigste Mann der westlichen Welt, kann es sich wohl kaum um Reliquien geringerer Wertigkeit gehandelt haben. (Oder hatte Kaiser Karl der Kahle ausdrücklich um die Gebeine des Cornelius gebeten, weil einige Jahre zuvor verschiedenen Quellen zufolge die Verehrung des Cornelius im französisch-deutschen Raum eingesetzt hatte?) Vielleicht rührte die Wertschätzung daher, dass Cornelius zu den wenigen Personen gehört, die im Mess-Kanon aufgeführt sind und daher an allen Orten der Christenheit täglich genannt wurden.
Populär wurde Cornelius durch seine zweifache Rolle als Fürbitter: Als Patron des Hornviehs und als Patron gegen die Epilepsie. Das erste und ältere Patronat, als Beschützer des Hornviehs und später vieler anderer Tiere, beruhte auf einem Zufall, nämlich darauf, dass der Name Cornelius den Bestandteil corn = Horn beinhaltet. Wie auch bei manch anderem Heiligen festzustellen, entwickelte sich in der Volksfrömmigkeit allein hieraus die Anrufung als Schutzheiliger. Weniger eindeutig ist das zweite Patronat zu erklären, als Beschützer gegen die Epilepsie und später alle Nervenkrankheiten. Höchstwahrscheinlich geschah dies deswegen, weil sich sein Kopf in Kornelimünster befand und der Kopf als Sitz der Nervenkrankheiten galt; vielleicht auch, weil er der Legende nach enthauptet worden war. Das fromme Volk suchte in seinen Nöten einen Fürbitter und hing dies an Äußerlichkeiten auf. Das harte Wort "Aberglauben" sollte man dafür nicht verwenden. Die später so große Verehrung des Heiligen hatte aber mit seinem Leben und Wirken kaum etwas zu tun.
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